: Schottland hat ein neues Niveau erreicht

von Maik Rosner
11.06.2024 | 11:25 Uhr
Die Bravehearts sind abgekommen vom schlichten kick and rush. Viel zu tun hat der spielerische Ansatz damit, dass mittlerweile viele Schotten im Verein ein hohes Level erleben.
Die schottischen Spieler Scott McTominay (l.) und John McGinn bei ihrer Ankunft im Teamquartier.Quelle: dpa
Am Dienstag kehrte im Quartier von Deutschlands EM-Auftaktgegner Schottland in Garmisch-Partenkirchen (Freitag, 21 Uhr, live im ZDF) etwas Ruhe ein nach dem Trubel und der Folklore der ersten Tage. Statt sich als Schuhplattler zu versuchen wie der Mittelfeldspieler John McGinn beim Empfang am Sonntag oder vor rund 500 Menschen zu trainieren wie am Montag übte die Mannschaft von Trainer Steve Clarke nun in aller Stille vorm imposanten, aber meist wolkenverhangenen Alpenpanorama am Fuße der Zugspitze.

"Wir fürchten die Herausforderung nicht"

Die letzten Tage vorm EM-Eröffnungsspiel am Freitag in München wollen die Schotten im kleinen Stadion des Landesligisten 1. FC Garmisch-Partenkirchen nutzen, um sich konzentriert vorzubereiten. Gastgeber Deutschland sei zwar ein schwerer Gegner, sagte Clarke, aber er hoffe, "dass uns die Deutschen als ebenso schweren Gegner erleben werden".

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Sein Assistent John Carver bezeichnete den Auftakt gegen die Mannschaft von Bundestrainer Julian Nagelsmann als große Herausforderung, "aber die fürchten wir nicht". Man wolle den vielen schottischen Fans Grund zur Freude geben, Carver sagte im Eissportzentrum: "Ich bin sicher, dass wir bereit sein werden."

2:0-Sieg gegen Spanien

Es ist ein neues Selbstvertrauen bei den Schotten zu vernehmen, und das hat gute Gründe. Allen voran die erfolgreiche EM-Qualifikation, in der sie souverän Zweiter wurden hinter Spanien und klar vor Norwegen. Seither ist die Form auch wegen einiger Ausfälle zwar etwas abgefallen, was auch bei den jüngsten Tests gegen Gibraltar (2:0) und Finnland (2:2) zu sehen war. Dennoch überwiegt die Zuversicht. Wie bei Journalist Robert Grieve von der schottischen "Sun".
"Natürlich ist Deutschland der große Favorit, aber man weiß nie. Schottland hat 2:0 gegen Spanien gewonnen", sagt der Nationalmannschaftsreporter in Garmisch-Partenkirchen. Dieser Überraschungserfolg stand exemplarisch für den markanten Aufschwung bei der schottischen Auswahl.

Gründe für Schottlands Stilwechsel

Ein neues Niveau hat Deutschlands Auftaktgegner erreicht, weil die Schotten einen Stilwechsel vollzogen haben und abgekommen sind vom schlichten kick and rush. Viel zu tun hat der neue spielerische Ansatz auch damit, dass mittlerweile viele Schotten in hochklassigen Klubs ihr Geld verdienen.
"Wir haben jetzt viele Spieler, die auf einem hohen Level spielen, anders als vor 20 Jahren, als die meisten in zweitklassigen Vereinen waren", erklärt Grieve und fügt mit Blick aufs Eröffnungsspiel vor 66000 Menschen hinzu: "Viele Schotten spielen in der englischen Premier League, sie werden nicht in Ehrfurcht erstarren in der Münchner Arena."

Nagelsmann lobt und warnt

Auf den Stilwandel, der sich bei Schottlands Nationalmannschaft vollzogen hat, verwies auch Nagelsmann.
"Es ist nicht mehr die klassische schottische Mannschaft. Fußballerisch sind sie sehr, sehr gut."
Bundestrainer Julian Nagelsmann
Im März gegen die Niederlande hätten die Schotten "keinen einzigen langen Ball über die Mittelfeldlinie gespielt".
Statt wie jahrzehntelang die Klischees von raubeinigen Kämpfern zu erfüllen, fielen die Schotten mit ihrem spielerischen Ansatz auf. Vor der deutlichen 0:4-Niederlage bewahrte sie der gepflegtere Stil allerdings nicht. Zuweilen greifen sie durchaus noch auf lange Bälle zurück. Doch das ist nun nicht mehr ihr Spielprinzip, sondern nur noch ein situatives Mittel.

Einige Ausfälle bei den Bravehearts

Zuletzt allerdings mussten die Bravehearts die Ausfälle von Lewis Ferguson, Aaron Hickey und Nathan Patterson, Jacob Brown und Lyndon Dykes verkraften.
Umso mehr ankommen wird es nun auf McGinn von Aston Villa, Kapitän Andrew Robertson vom FC Liverpool, Mittelfeldspieler Scott McTominay von Manchester United sowie auf die Angreifer Ché Adams vom FC Southampton und Lawrence Shankland von Heart of Midlothian.

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