: Olmo: Vom Bankdrücker zum Hoffnungsträger

von Ullrich Krömer
12.07.2024 | 08:40 Uhr
Dani Olmo begann die EM auf der Bank, ist im Finale gegen England aber nun Spaniens große Hoffnung. Auch sein Karriereweg ist eigenwillig.
Dani Olmo jubelt während des Halbfinalspiels zwischen Spanien und Frankreich Quelle: AP
Dani Olmo ist derzeit in aller Munde. Der Spielmacher der spanischen Nationalmannschaft - noch bei Bundesligist RB Leipzig - ist vor dem Finale der Europameisterschaft zwischen Spanien und England (So., 21 Uhr) der beste Scorer des Turniers. Drei Tore und zwei Vorlagen kann kein anderer Spieler vorweisen.
Damit zählt Olmo, der zu Beginn des Turniers auch wegen leichter Blessuren gar nicht zum Stammpersonal zählte, zu den Topkandidaten für die Wahl zum Spieler des Turniers. In jedem Fall feierte der Umworbene gerade seinen endgültigen Durchbruch auf großer Bühne. Bereits als Kind und Jugendlicher legte der zierliche Spieler den Grundstein dafür, um nun mit seinen speziellen Qualitäten zu glänzen.

Kein Foto mit Messi, bitte!

Olmo wuchs in der Industriestadt Terrassa im Speckgürtel von Barcelona auf, aus der auch die Barca-Legende Xavi stammt. Das spornte an. Im Elternhaus von Olmo ging es sowieso viel um Fußball, da sein Vater Miguel Trainer ist. Neben seinem Hauptjob als Inhaber eines Kosmetikgeschäfts trainiert er ambitionierte lokale Klubs. Mit drei Jahren fing Olmo an, selbst zu kicken, weil sein zwei Jahre älterer Bruder Carlos ihn ins Tor stellte und auf ihn schoss. Zunächst prallte der Ball nur an seinen kleinen Füßen ab, nach und nach kontrollierte er die Kugel.

Die Spanier stehen nach dem 2:1-Erfolg über Frankreich im Finale der EM. Dabei trug sich Lamine Yamal als jüngster Torschütze der EM-Historie in die Geschichtsbücher ein.

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Olmo begann, zunächst bei Espanyol Barcelona zu trainieren, der kleinere der beiden Profiklubs in der katalanischen Metropole. Zu dieser Zeit war es auch - Dani war gerade acht Jahre alt -, als bei einem Spiel des Teams seines Vaters plötzlich der junge Lionel Messi auftauchte. Vater Olmo organisierte, dass sein Sohn ein Foto mit dem späteren Weltstar machen durfte. Doch Dani hatte gar keine Lust dazu, weil er gerade selbst ins Spiel am Seitenrand vertieft war und sich für Messi nicht besonders interessierte.
Zu dieser Zeit spielte ich bei Espanyol und mochte Barca nicht besonders. Mein Vater nahm mich und setzte mich neben ihn. Ich sagte kein Wort.
Dani Olmo
Selbst zu spielen, war ihm schlicht wichtiger als ein Foto mit Messi. "Heute ist das eines der ganz besonderen Fotos, die ich immer behalten werde", sagte der 26-Jährige.

Lehrjahre in La Masia und bei Dinamo Zagreb

Trotz seiner anfänglichen Abneigung gegen den FC Barcelona wechselte er mit Neun zur weltberühmten Nachwuchsakademie La Masia. "Ich habe viel von den älteren Spielern gelernt", erzählte er. "Zum Beispiel, dass man nicht wie ein König leben kann, wenn man noch nichts erreicht hat." In der Kaderschmiede lernte Olmo eine Eigenschaft, die wohl noch wichtiger ist als sein ansatzloser Schuss, gutes Dribbling und Gedankenschnelligkeit: die Fähigkeit, bei aller Erwartungshaltung nie den Spaß zu verlieren.
Natürlich herrscht dort Druck, da spielen einige der besten Talente der Welt. Man muss Spiele und Turniere gewinnen. Aber letztlich ist es das Geheimnis, die Dinge zu genießen. Dann kommt auch das andere.
Dani Olmo
Es passt zu Olmo, dass er mit 16 den ungewöhnlichen Weg beschritt - zu Dinamo Zagreb zu wechseln und dort außerhalb der Komfortzone in einer völlig anderen Kultur als Persönlichkeit und Spielertyp zu reifen.
"Bei Dinamo wurde ich ein zentraler Offensivspieler, ein Zehner. Da habe ich gelernt, wie man ein Spiel kontrollieren kann, wie die erste Ballberührung sein muss, blitzschnell die Umstände zu analysieren und unter Druck eine gute Entscheidung zu treffen", analysierte Olmo. All das, was ihn heute zum vielleicht wertvollsten Spieler der Euro macht.

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