: Trotz Wolfsburg-Sieg: Mängel klar sichtbar

von Christian Otto
12.02.2024 | 13:29 Uhr
Der VfL Wolfsburg dient als Gradmesser dafür, wie stark Deutschlands Frauenfußball ist. Der 3:0-Sieg im Topspiel gegen Frankfurt machte sichtbar: Es bleibt Luft nach oben.
Alexandra Popp sucht nach dem Sieg im Topspiel gegen Eintracht Frankfurt die Nähe zum Wolfsburger Publikum: Der Frauenfußball wirbt in Deutschland weiterhin um Aufmerksamkeit.Quelle: imago
Kurz nach dem Schlusspfiff stand Torjägerin Alexandra Popp schon mitten im Publikum. Die Nationalspielerin umarmte auf der Zuschauertribüne gute Bekannte und erfüllte jede Menge Autogrammwünsche. Genau solche Momente der Nähe und Begegnung sind wichtig für mehr Aufmerksamkeit.
Beim 3:0-Heimsieg des VfL Wolfsburg gegen Eintracht Frankfurt in der Frauen-Bundesliga trat Popp abermals als Frontfrau des deutschen Frauenfußballs auf. Das große Ziel bleibt, eine Sportart besser zu platzieren, die um Anerkennung, Zuschauer und Sponsoren kämpft.

Umzug der Wolfsburgerinnen auf die große Bühne

Mit dem Umzug vom kleinen AOK-Stadion in die benachbarte VW-Arena hatte der VfL Wolfsburg die Flucht nach vorne angetreten. Es macht einfach mehr her, in einem großen Stadion aufzutreten und zu siegen. "In dieser Arena zu spielen, ist etwas Besonderes. Ich genieße es", meinte Lena Oberdorf, eine der Leistungsträgerinnen beim VfL Wolfsburg.

Der VfL Wolfsburg bleibt in der Frauen-Bundesliga Tabellenführer FC Bayern auf den Fersen. Wolfsburg setzte sich im Topspiel gegen Eintracht Frankfurt klar mit 3:0 durch.

11.02.2024 | 05:58 min
Europaweit drängt der Frauenfußball in große Stadien und kämpft um mehr Zuspruch. Auch wenn es in der fast 30.000 Zuschauer fassenden VW-Arena zeitweilig recht ruhig war: Das Duell zwischen Wolfsburg und Frankfurt vor 8.867 Zuschauern war ein kleiner PR-Erfolg.
Die Umzüge in große Stadien sind extrem wichtig für die Weiterentwicklung des deutschen Frauenfußballs.
Tommy Stroot, Wolfsburgs Cheftrainer
Auf seinem Weg zurück nach oben muss sich der VfL Wolfsburg den Vorwurf gefallen lassen, dass er zuletzt eher einen Schritt zurück als nach vorne gemacht hat. Der langjährige Seriensieger kommt im Ligaalltag immer häufiger ins Stolpern. Wenn am 23. März - wieder in der großen VW-Arena - das Spitzenspiel gegen Tabellenführer Bayern München ansteht, ist Wolfsburg zum Siegen verdammt. Nur der Meistertitel und die direkte Qualifikation für die Champions League passen zu den hohen Zielen des VfL Wolfsburg.

Seriensiegerinnen wanken

Ein Spitzenspiel auf einer größeren Bühne ist längst noch kein Garant für erstklassige Leistungen. Im Duell mit Eintracht Frankfurt hatte der VfL Wolfsburg Glück, dass auf dem Weg zum 1:0 (57. Minute) ein Foulspiel an Frankfurts Torhüterin Stina Johannes bei deren Eigentor übersehen wurde.
Für die weiteren Treffer in dem lange Zeit ausgeglichenen Spiel sorgten Lena Lattwein (86.) und Vivien Endemann in der Nachspielzeit. "Nächstes Jahr nehmen wir hier etwas mit", meinte Niko Arnautis, der angesäuerte Trainer von Eintracht Frankfurt. Seinen Worten war zu entnehmen, dass der Respekt vor dem Favoriten aus Wolfsburg schwindet.

Konkurrenz muckt auf

Im nationalen Vergleich ist es gut, dass der FC Bayern München und der VfL Wolfsburg als führende Vereine auf mehr Gegenwehr stoßen. Die aufmuckende Konkurrenz aus Frankfurt, Hoffenheim, Bremen oder Leverkusen belebt das Geschäft. Im europäischen Vergleich hat der VfL Wolfsburg allerdings an Boden verloren.
Erstmals seit einem Jahrzehnt nicht in der Gruppenphase der Champions League zu stehen, ist automatisch mit weniger hochkarätigen Begegnungen verbunden. Und im aktuellen Wettbewerb hat es keine deutsche Mannschaft geschafft, das Viertelfinale der Champions League zu erreichen.

Der VfL Wolfsburg dominiert seit mehr als zehn Jahren die Bundesliga. Woran das liegt, analysiert Manu Thiele.

01.04.2023 | 13:40 min

Technische Fehler und Ballverluste bei Wolfsburgerinnen

Mehr TV-Präsenz, mehr Spiele in großen Stadien, mehr Spannung für die Zuschauer: Der deutsche Frauenfußball hat große Pläne und legt die Messlatte für sich sehr hoch. Wer beim Spitzenspiel zwischen Wolfsburg und Frankfurt genau hingesehen hat, entdeckte Luft nach oben.
Wir waren nicht konsequent genug. Mit der Spielanlage bin ich auch nicht zufrieden. Das können wir auf jeden Fall besser.
Lena Lattwein, VfL Wolfsburg
Die Nationalspielerin im Trikot des VfL Wolfsburg gab selbstkritisch zu, dass im großen Stadion am Mittellandkanal zu viele technische Fehler und zu viele Ballverluste zu sehen waren.

Hohe Ziele

Es gehört zum Anspruch des VfL Wolfsburg, in der Champions League gefordert zu werden. Doch nachdem im Oktober der 2023 der Sprung in die Gruppenphase verpasst wurde, fehlen den "Wölfinnen" Duelle auf gehobenem Niveau - und damit eine Weiterentwicklung.

Mehr nationale Konkurrenz

Immer wieder hatten die Vordenker beim VfL Wolfsburg bemängelt, dass ihre Mannschaft im Bundesliga-Alltag zu wenig gefordert werde. Mittlerweile können neben dem FC Bayern München mindestens Eintracht Frankfurt und die TSG Hoffenheim dem VfL ein Bein stellen.

Steigender Zuspruch

Der Zuschauerzuspruch im AOK-Stadion ist noch ausbaufähig. Die ersten sechs Bundesliga-Heimspiele des VfL Wolfsburg wollten im Schnitt 3.168 Zuschauer sehen. Der Umzug in die VW-Arena für die Partie gegen Frankfurt wurde mit 8.867 Zuschauern vor Ort belohnt.

Vielfalt im Mannschaftskader

Das Grundgerüst des Wolfsburger Spielerkaders bilden deutsche Nationalspielerinnen wie Alexandra Popp, Svenja Huth, Lena Oberdorf oder Kathrin Hendrich. Dazu kommen Könnerinnen aus den Niederlanden, Ungarn, Polen, Spanien, Island, Schweden und der Schweiz.

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