: DFB-Frauen ohne Bayern-Quintett gegen Vietnam

von Frank Hellmann
24.06.2023 | 14:05 Uhr
Am traditionsreichen Bieberer Berg wollen sich die DFB-Frauen im Testspiel gegen den WM-Neuling Vietnam am Samstag für die Titelmission in Stimmung bringen.
Lina Magull (Mitte) im letzten DFB-Training vor dem Testländerspiel gegen Vietnam.Quelle: dpa
Die Gegengerade am Bieberer Berg war am Freitagnachmittag noch menschenleer, als von Julius Balsmeier die zackigen Kommandos erklangen. Svenja Huth und Marina Hegering, Nicole Anyomi oder Sara Däbritz waren vom Fitnesstrainer mit Feldwebel-Tonalität angehalten, in schnellen Schrittfolgen über bunte Hürden und Stangen zu laufen.
Die Zeiten, dass ein Abschlusstraining bei der deutschen Frauen-Nationalelf im Grunde bloß aus einem fröhlichen "Ausschießen" bestand - wie es die aufmerksam beobachtende Rekordtorjägerin und Teampsychologin Birgit Prinz noch mitgemacht hat - sind lange vorbei. Die Professionalisierung der deutschen Fußballerinnen zieht sich eben durch alle Bereiche.

Vorher treffen sich die Weltmeisterinnen

Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg beobachtete aufmerksam die letzten Übungen in Offenbach vor dem Länderspiel gegen Vietnam (Samstag 18.15 Uhr/live ZDF). Der erste von zwei Tests während der Vorbereitung in Herzogenaurach soll Vorfreude auf die WM in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August) wecken, wo die Mission "dritter Stern" in Angriff genommen wird.
Zur Einstimmung kommen am Spieltag die Weltmeisterinnen von 2003 vorher auf dem DFB-Campus in Frankfurt zusammen, die dann zu den mehr als 12.000 Augenzeugen gehören, die in der traditionsreichen Spielstätte in Offenbach erwartet werden. Eine stattliche Zahl. Zum Vergleich: Die Offenbacher Kickers haben in der abgelaufenen Saison der Regionalliga Südwest im Schnitt knapp 6.000 Fans begrüßt.

Familiärer Bezug zu Vietnam für Voss-Tecklenburg

Der bereits seit drei Wochen durch Europa tourende Gegner soll für die DFB-Frauen ein bisschen den letzten deutschen WM-Gruppenkontrahenten Südkorea spiegeln, weil sich die Herangehensweise der asiatischen Teams ähneln würden, sagte Voss-Tecklenburg.
Nebenbei verriet die gebürtige Duisburgerin, dass sie den beschwerlichen Weg der Gäste zur ersten WM-Teilnahme "sehr eng verfolgt" habe, weil es einen familiären Bezug geben: Der Sohn ihres Ehemannes Hermann Tecklenburg sei Halbvietnamese, "deshalb weiß ich, dass sie auch einige Anhänger im Stadion haben werden".

Bayern-Quintett spielt noch nicht

Voss-Tecklenburg betonte, dass zu diesem frühen Zeitpunkt gewiss nicht alles rund laufen könne, weil die Partie in "den Trainings- und Vorbereitungsprozess" gehöre. Ihr Versprechen:
Wir sind noch nicht bei 100 Prozent, aber wir sind bei 100 Prozent Einstellung und Leidenschaft.
Martina Voss-Tecklenburg, Bundestrainerin
Am besten springt beim ersten Schaulaufen vor Publikum ein deutlicher Sieg heraus, um Rückenwind aufzunehmen, wenn in Herzogenaurach endlich mit kompletter Besetzung trainiert werden kann.
Der vom FC Bayern auf fast schon lächerliche Form verordnete Zwangsurlaub für Lea Schüller, Klara Bühl, Lina Magull, Carolin Simon und Sydney Lohmann hat ja dazu geführt, dass das Münchner Quintett erst am Freitag ins fränkische Camp nachreisen konnte. "Wir werden keine Bayern-Spielerin einsetzen, das macht wenig Sinn", sagte die Bundestrainerin.

Viele VfL-Spielerinnen werden geschont

Anders verhält es sich bei der zehnköpfigen Abordnung vom VfL Wolfsburg. Das Gros werde geschont, darunter wohl die vorsichtshalber nur individuell trainierende Alexandra Popp und definitiv die an einem Infekt leidende Lena Oberdorf, aber kategorisch ausgeschlossen sind Einsatzminuten für andere VfL-Spielerinnen nicht. Doch den Schwerpunkt sieht die 55-Jährige woanders:
Wir wollen vor allen Dingen den Spielerinnen im Selektionsprozess die Möglichkeit geben, sich zu zeigen.
Martina Voss-Tecklenburg, Bundestrainerin
Bedeutet, dass die Akteure von Eintracht Frankfurt abgesehen von Carlotta Wamser (muskuläre Probleme) die Möglichkeit bekommen, Werbung in eigener Sache zu betreiben. Nicht jede aus der Frankfurter Fraktion hat ja einen Platz im endgültigen WM-Kader schon sicher, der erst nach der Generalprobe gegen Sambia (7. Juli) benannt wird.
Da sich bei einigen Eintracht-Spielerinnen bereits viele Freunde, Bekannte und Vereinsangehörige angekündigt haben, könnte es sich in Offenbach fast wie ein Heimspiel anfühlen. Dort, wo gewöhnlich die Anhänger von der Gegengerade den Ton angeben.

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