: Kimmich und das Sechser-Dilemma

07.09.2023 | 15:05 Uhr
Freie Auswahl auf der Sechser-Position, Mangel auf Rechts. Diese Situation kann dazu führen, dass Joshua Kimmich in der DFB-Elf versetzt wird. Erfreut wäre er darüber wohl nicht.
79 Länderspiele für Deutschland, die meisten davon auf der Sechserposition: Joshua Kimmich.Quelle: Rolf Vennenbernd/dpa
Hansi Flick spielt mal wieder Verstecken. Der Bundestrainer gewährt in seiner richtungweisenden Bewährungswoche nur sehr spärliche Einblicke in seine Pläne für die kniffligen Länderspiele am Samstag (20:45 Uhr/RTL) in Wolfsburg gegen Japan und am Dienstag gegen Frankreich, in denen er mit der Fußball-Nationalmannschaft einen Stimmungsumschwung im EM-Gastgeberland bewerkstelligen muss.
Das Standard-Training am Donnerstag durfte dabei niemand beobachten. Auch tags zuvor beim 5:0 im internen Test gegen die U20-Auswahl des DFB waren keine Beobachter zugelassen. Und doch drang Flicks brisantes Planspiel mit seinem bisherigen Mittelfeldchef und Kapitän Joshua Kimmich via "Bild" nach außen. Demnach sei Kimmich in dem drei Mal zwölf Minuten langen Testspiel unter anderem als Rechtsverteidiger eingesetzt worden.

Kimmich wie einst Lahm zurück nach rechts?

Einiges deutet darauf hin, dass der 28 Jahre alte Kimmich, der sich selbst als Hauptfigur im Zentrum des deutschen Spiels sieht und begreift, wieder mal nach rechts zurück muss - also an den Rand des Spielfeldes.
Dort, wo seine DFB-Karriere einst als Nachfolger von Philipp Lahm begann. Dort, wo er schon bei der letzten EM 2021 aushelfen musste - allerdings ausgesprochen widerwillig. Ebenso widerwillig, wie Lahm bei der WM 2014 als Kapitän ab dem Viertelfinale den Rechtsverteidiger gab - doch letztendlich zu einer Kamin-Legende des vierten WM-Titels geworden ist.

Meinungsstark und kämpferisch gibt sich Niklas Süle vor dem Länderspiel gegen Japan. Nach seiner Ausbootung will er auf dem Platz zeigen, dass er der DFB-Abwehr Halt geben kann.

06.09.2023 | 01:42 min

Auch Henrichs ein Kandidat für Rechts

Flick hat die Variante mit Kimmich aus Rechts bislang nicht als fix bestätigt. Er könnte auch Benjamin Henrichs als rechten Verteidiger aufstellen. Der 26-Jährige füllt die DFB-Problemposition in Leipzig seit einiger Zeit konstant gut aus.
Von Kimmich würde Flick freilich nur etwas verlangen, was er gerade als obersten Grundsatz auf dem Weg zur Heim-EM postuliert hat: "Jeder Einzelne soll und muss sein Ego hintanstellen und sich in den Dienst der Mannschaft stellen. Der Star ist die Mannschaft, nicht der Einzelne."

Kimmich Rechtsverteidiger bei Champions-League-Gewinn

Flick hat Kimmich schon einmal in die Außenverteidiger-Pflicht gezwungen - und zwar als Bayern-Trainer beim Champions-League-Triumph mit dem FC Bayern 2020. Da Benjamin Pavard verletzt war, musste Kimmich beim Finalturnier in Lissabon rechts aushelfen.
"Ich bin ein Sechser", sagte Kimmich während der Asienreise des FC Bayern im Sommer. Es klang dabei eher so: "Ich! Bin! Ein! Sechser!" Eine Versetzung nach rechts dürfte er als Abstufung empfinden.

Ist Can Flicks Sechser-Favorit?

Ein Positionswechsel im Nationalteam käme für Kimmich quasi zur Unzeit. Sie wäre seinem Führungsanspruch nicht förderlich. Dabei tendiert Flick dazu, den Dortmunder Emre Can zu seiner "holding six" zu ernennen und Ilkay Gündogan zum Denker und Lenker des Mittelfeldspiels.
"Ich spiele dort, wo es die größten Einsatzchancen für mich gibt. Alles andere wäre ja dumm", hat Kimmich vor fünf Jahren gesagt. Doch seine Ansprüche sind heute ganz andere.

Ob kompromisslose Leader wie Mark van Bommel oder aufopferungsvolle Mittelfeldmotoren wie Christoph Kramer: Die "Sechser" sorgen offensiv und defensiv für Akzente.

02.06.2021 | 05:56 min
Mit 28 will er das Feld dominieren, das Metronom des Aufbaus sein, die entscheidenden Pässe in die Räume schicken - und er wollte sozusagen als Klassensprecher der vermeintlich goldenen 1995er-Generation um Goretzka, Gnabry, Süle eine Ära in der Nationalmannschaft prägen. Bislang steht die Generation Kimmich jedoch für die WM-Flops 2018 und 2022 in Katar sowie das frühe EM-Aus vor zwei Jahren.

Variable Außenverteidiger in England

Die Versetzung von der Sechs muss keine Degradierung sein. Taktik-Nerds haben in die Premier League auf Brighton and Hove Albion geschaut, wo die Außenverteidiger bei Ballbesitz in den Aufbau rotieren und eine Art Kreisverkehr entsteht.
Manchester City spielt den einrückenden Rechtsverteidiger mit John Stones, der FC Liverpool mit Trent Alexander-Arnold.
Quelle: dpa/SID

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