: Klopp geht - Zeitenwende beim FC Liverpool
von Florian Vonholdt
26.01.2024 | 18:58 UhrAls Jürgen Klopp 2022 verkündete, dass er seinen auslaufenden Vertrag beim FC Liverpool um zwei Jahre verlängern wird, tat er das gewohnt launisch:
Ulla will bleiben. Und was macht ein guter Ehemann, wenn seine Frau bleiben will? Er bleibt.
"Aber das ist nicht der einzige Grund", betonte er sofort. "Ich liebe unseren Verein. Ich hoffe, dass wir alle die gemeinsame Zeit genießen werden." Der Jubel bei Liverpools Fans war riesengroß.
Amtsmüdigkeit klingt durch
Seit Freitagmittag ist nun aber klar: Die Zeit zum Genießen hat Klopp auf eigenen Wunsch verkürzt - um zwei Jahre. Er beendet im Sommer seine herausragende, dann fast neun Jahre andauernde, Ära an der Anfield Road.
Vielleicht, weil er eben jene gemeinsame Zeit zuletzt nicht mehr uneingeschränkt genießen konnte - trotz Tabellenführung und der Chance auf noch vier Titel am Ende dieser Saison. Eine aufkommende Amtsmüdigkeit klang zumindest aus seinen Worten heraus, mit denen er seinen vorzeitigen Abschied aus Liverpool öffentlich machte. Der 56-Jährige gestand:
Mir geht die Energie aus.
Klopp weiter: "Ich wusste schon länger, dass ich es irgendwann ankündigen muss."
Klopp geht: Fans sind geschockt
"Irgendwann" wurde zu jetzt. Klopp erklärt: "Meine Trainertätigkeit basiert auf Emotionen und Energie."
Ich habe es vielleicht falsch eingeschätzt und dachte, mein Energielevel ist unendlich, weil es das immer war. Aber eben jetzt nicht mehr. Also mussten wir etwas ändern.
Nun ist die Trauer bei Liverpools Fans riesengroß. Das zeigen die abertausenden Fan-Reaktionen, die die Social-Media-Kanäle des 19-fachen englischen Meisters seit der Verkündung fluten.
Klopps beeindruckende Trophäensammlung
Mit Liverpool, das im Mittelmaß zu versinken drohte, als Klopp im Oktober 2015 anheuerte, hat der Schwarzwälder nahezu alle Titel gewonnen, die es zu gewinnen gibt. Die Champions League, den Weltpokal, den Ligapokal, den FA Cup, den englischen Supercup sowie jenen der UEFA.
Und nicht zuletzt die Meisterschaft im Corona-Jahr 2020. Zum ersten Mal seit Bestehen der Premier League und nach 30 langen Jahren führte er Liverpool zum Meistertitel. Spätestens damit hat er sich an der Mersey sein eigenes Denkmal geschaffen.
Post des FC Liverpool
Klopp-Verpflichtung war Segen für den Klub
Mike Gordon, Präsident der Fenway Sports Group, die den FC Liverpool besitzt, huldigte Klopp: "Jürgens Verpflichtung war eine der größten Segnungen unserer Zeit als Eigentümer." Liverpools Klubchef Billy Hogan sagte bei einer zusätzlich zu Klopps Videobotschaft einberufenen Pressekonferenz:
Bei seiner Ankunft hat Jürgen angekündigt, dass es sein Ziel sei, den Klub in einem besseren Zustand zu verlassen, als er ihn vorgefunden hat. Es gibt absolut keine Zweifel, dass er das geschafft hat.
Auch Klopps Trainerstab verlässt Liverpool
Nun steht der FC Liverpool vor einer Zäsur. Mit Klopp gehen auch dessen Co-Trainer Pepijn Lijnders und Peter Krawietz sowie Entwicklungscoach Vitor Matos. Zudem verlässt Sportdirektor Jörg Schmadtke bereits zum Ende der Wintertransferperiode die "Reds" nach nur einem halben Jahr.
Von welcher Tragweite Klopps Entscheidung ist, zeigen auch die Reaktionen aus der Fußball-Welt. Trainerkollege Thomas Tuchel sprach von einer "Hammer-Meldung", die er "erstmal verdauen" müsse.
"Schwerer Schlag für den Klub"
Real Madrids Coach Carlo Ancelotti würdigte Klopp als "großartigen Trainer, der dem Fußball weiterhin viel geben wird".
Jürgen Klopp baut gerade den FC Liverpool 2.0 auf. Vor einem Jahr schien seine Zeit in Anfield dem Ende zuzugehen. Aber der Ausnahmetrainer hat mal wieder alle überrascht.
25.01.2024 | 14:38 minJamie Carragher, Liverpools Spieler-Legende und heutiger TV-Experte, sagte: "Diese Nachricht wäre immer ein schwerer Schlag für den Klub gewesen, wann immer sie gekommen wäre."
Nichts ist mehr wie zuvor an der Anfield Road
Nun ist sie da und schon jetzt ist in Liverpool nichts mehr wie zuvor. Die erste Partie nach dem "schweren Schlag" ist das FA-Cup-Heimspiel gegen Zweitligist Norwich am Sonntag. Es wird keines wie jedes andere. Aber - und deswegen lieben sie Klopp in Liverpool so - das waren die wenigsten Spiele, bei denen er als Trainer am Spielfeldrand gestanden hat.