: "Versuche, mit Bellingham zu verlängern"

von Patrick Brandenburg
26.02.2023 | 05:17 Uhr
Borussia Dortmunds Sportdirektor hat den Kampf um den Superstar in spe nicht aufgegeben. Fragen zu den Titelchancen des Teams der Stunde will Sebastian Kehl aber noch nicht hören.
Neun Siege aus neun Pflichtspielen, die perfekte Serie von Borussia Dortmund im Jahr 2023 geht ohne Pause weiter. Und nach dem 1:0-Sieg bei der TSG Hoffenheim hat BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl seine erste Auszeichnung sicher: "Meister der Zurückhaltung". Im aktuellen sportstudio wehrte der 43-Jährige alle Fragen zu Titelambitionen rigoros ab.
Wir sind viel zu bodenständig, um jetzt solche Ziele auszurufen.
Sebastian Kehl, Sportdirektor von Borussia Dortmund
Eine Sache verriet Kehl allerdings. Er will um den Verbleib von Shooting-Star Jude Bellingham kämpfen, obwohl der bei allen Topklubs auf dem Einkaufszettel steht. "Ich versuche, mit ihm zu verlängern. Warum nicht? Jude ist einfach ein Gewinnertyp." Kehl gab sich in Sachen Vertragsverlängerung betont lässig:
Es hat noch keine Gespräche gegeben, wir sind da alle sehr entspannt.
Sebastian Kehl, Sportdirektor von Borussia Dortmund

BVB an der Bundesliga-Spitze

Kehl hätte durchaus Grund, offensiver aufzutreten. Seine Dortmunder rückten zumindest für eine Nacht an die Bundesliga-Spitze. Ein sportlicher Turnaround, der nach der mäßigen Vor-WM-Periode mit sechs Pleiten und nur Rang sechs in der Liga recht unwahrscheinlich schien.
Wir haben viel dafür getan und können das gut einordnen.
Sebastian Kehl, Sportdirektor von Borussia Dortmund
Die Westfalen sind stolz auf die spektakuläre Wende. Sie sind sich aber bewusst, wie fragil die jüngsten Erfolge noch sind. Schließlich war oft eine Prise Glück dabei. Gleich zu Beginn des Jahres etwa gegen Augsburg und Mainz, oder nun wieder gegen abstiegsbedrohte Hoffenheimer.

Kehl treibt Umbau des BVB voran

Immerhin gab der frühere BVB-Kapitän zu, dass die interne Analyse in der Winterpause gefruchtet habe. "Man merkt: Da wächst was zusammen", sagte Kehl. So habe Flügelflitzer Karim Adeyemi Zeit und ein neues Mindset gebraucht, um beim BVB mit den gehobenen Ansprüchen anzukommen.
Wir sehen eine deutliche Weiterentwicklung. Bei Spielern und in der Mannschaft.
Sebastian Kehl, Sportdirektor von Borussia Dortmund
Kehl hat Anteil an der Trendwende. Er treibt den Umbau weiter kraftvoll voran. Seine Bilanz allein seit der langen WM-Pause: In Armin Reutershahn einen neuen Assistenten für Cheftrainer Edin Terzic besorgt, durch Allrounder Julian Ryerson die Abwehrseiten gestärkt, Thorgan Hazard von der Gehaltsliste bekommen und Top-Talent Julien Duranville aus Belgien losgeeist.

Moukoko verlängert, Dahoud muss gehen

Dortmunds neuer Sportdirektor hat klare Vorstellungen in Sachen Finanzen und Leistungskultur und zieht sie konsequent durch - Beispiel: Youssoufa Moukoko. Kehl beendete den Transferpoker des Youngsters per Ultimatum zugunsten des BVB. Zuletzt zeigte er klare Kante bei Mo Dahoud. Obwohl der Mittelfeldspieler als einer der technisch besten "Zocker" gilt, erhält er keinen neuen Vertrag. Zeit für neue Impulse.
Schon vor dem offiziellen Amtsantritt war Kehl mehr als nur Azubi von BVB-Legende Michael Zorc und an einer weiteren Weichenstellung beteiligt: dem Wechsel zu Gregor Kobel im Tor. Auch mit Roman Bürki war der BVB gut aufgestellt. Aber Kobel hat das gewisse Extra. Auch in Hoffenheim rettete er Schwarz-Gelb die Punkte - mal wieder.

Klarheit für Hummels und Reus

Kehls Debütjahr ist nicht mal um, doch hat er schon viel erlebt. Mit klugen Einkäufen im ersten Transfersommer entfachte er eine neue Euphorie, bis Sebastien Hallers Erkrankung dazwischen kam und auch Kehl auf dem falschen Fuß erwischte. Was noch hervorsticht: Der Kader ist besser zwischen Künstlern und Arbeitern gemixt. Dank Fitness-Guru Shad Forsythe scheint sich das traditionelle Verletzungspech der Borussia zu legen, was Training und Konkurrenzkampf belebt.
Die größten Prüfungen stehen aber erst bevor: Schon bald - "nicht erst im April" - will Kehl die Zukunft von Mats Hummels und Marco Reus klären. Die Verträge der beiden Klub-Ikonen laufen aus, sie hatten sich zuletzt trotz großer interner Wertschätzung der Leistungskultur unterzuordnen.

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