: Spaniens Weltmeisterinnen wollen streiken

25.08.2023 | 21:07 Uhr
Spaniens Verbandschef Luis Rubiales klebt an seinem Posten, aber der Druck nach dem Kuss-Eklat wird immer größer. Nun treten sogar alle Nationalspielerinnen in einen Streik.
Noch vor dem Kuss-Eklat mit Rubiales: Jenni Hermoso feiert den WM-Sieg mit ihrem Team.Quelle: IMAGO / NurPhoto
Luis Rubiales, der Präsident des spanischen Fußballverbands, klammert sich trotz der Empörung infolge des Kuss-Eklats bei der WM der Frauen an seinen Posten und lehnt einen Rücktritt weiterhin ab. Gleichzeitig wird der Druck auf den Funktionär vor allem in Spanien immer stärker.
Nach allem, was bei der Medaillenvergabe der Frauen-WM passiert ist, werden alle Spielerinnen, die diesen Text unterzeichnet haben, eine nächste Einberufung ablehnen, wenn die derzeitige Führung beibehalten wird.
Erklärung der spanischen Nationalspielerinnen
Am Freitagabend erklärten die 23 Spielerinnen, die am vergangenen Sonntag das WM-Finale von Sydney gewannen, unter der aktuellen Verbandsspitze nicht mehr für ihr Land antreten zu wollen. Die Erklärung wurde von der Spielerinnengewerkschaft Futpro verbreitet.
Post der Gewerkschaft Futpro mit der Erklärung

Spielerinnen stehen geschlossen hinter Hermoso

Die Spielerinnen stellten sich damit geschlossen hinter Jennifer Hermoso. Insgesamt unterzeichneten 81 aktuelle und ehemalige spanische Spielerinnen das Schreiben. Hermoso widersprach am Freitag zudem energisch der Darstellung des Verbandes, wonach der Kuss mit Rubiales bei der Siegerehrung einvernehmlich gewesen sei.
Ich möchte ganz klar sagen, dass ich zu keinem Zeitpunkt dem Kuss zugestimmt habe.
Jennifer Hermoso
"Ich habe auch nicht versucht, mich dem Präsidenten zu nähern", erklärte Hermoso via Futpro: "Ich dulde es nicht, dass mein Wort infrage gestellt wird, und noch weniger, dass etwas erfunden wird, was ich nicht gesagt habe." Rubiales hatte Hermoso am Sonntag bei der Siegerehrung ungefragt auf den Mund geküsst.

Die Entscheidung des spanischen Fußball-Verbands-Chefs Rubiales, im Amt zu bleiben, stößt auf heftige Kritik.

25.08.2023 | 01:25 min

Rubiales hält bizarre Wutrede

Rubiales bat zwar am Tag nach dem Finale um Entschuldigung, weitere Konsequenzen lehnt er aber kategorisch ab. Bei einer außerordentlichen Generalversammlung der RFEF am Freitag weigerte sich der 46-Jährige, vom Präsidentenamt zurückzutreten und schlüpfte zudem in die Opferrolle.
"Ich werde nicht zurücktreten", brüllte der Verbandschef in einer bizarren Wutrede gleich fünfmal. Der Druck, den Spielerinnen, Verbände und selbst die höchsten spanischen Regierungskreise in dieser Woche auf ihn ausgeübt hatten, sei nur der Versuch einer "öffentlichen Hinrichtung" gewesen.
Der Kuss-Eklat: Der Präsident des spanischen Fußballverbandes, Luis Rubiales, küsst die Nationalspielerin Jennifer Hermoso ungefragt auf den Mund.Quelle: ZDF

Scharfe Kritik aus Sport und Politik

"Zum Fremdschämen" sei das Verhalten des Verbandschefs, schrieb Ex-Nationaltorhüter Iker Casillas beim Portal X, vormals Twitter. Auch spanische Politiker gingen hart mit Rubiales ins Gericht.
"Herr Rubiales weiß immer noch nicht, wo er ist und was er getan hat. Er ist nicht auf der Höhe der Zeit. Er muss jetzt sofort zurücktreten und uns weitere Peinlichkeiten ersparen", forderte die geschäftsführende Vize-Regierungschefin Yolanda Díaz.

Betis-Profi Iglesias will nicht mehr für Spanien spielen

Stürmer Borja Iglesias von Betis Sevilla kündigte aus Verärgerung über das Verhalten von Rubiales seinen Rückzug aus der Nationalelf an.
"Ich habe die Entscheidung getroffen, solange nicht in der Nationalmannschaft anzutreten, bis sich die Verhältnisse geändert und solche Handlungen nicht mehr straffrei bleiben", schrieb Iglesias ebenfalls auf der Plattform X.

Oberste Sportbehörde will Suspendierung erreichen

Die oberste spanische Sportbehörde CSD will derweil beim Sportgerichtshof Tad die Suspendierung von Rubiales beantragen. "Heute werden wir eine Beschwerde beim Tad einreichen, damit dieser beurteilen kann, ob ein schwerwiegendes Fehlverhalten vorliegt", sagte CSD-Chef Víctor Francos.
Anschließend wolle die Behörde beurteilen, ob eine Suspendierung von Rubiales möglich sei. Francos bat den Sportgerichtshof, bereits am Montag zusammenzutreten.
Quelle: SID, dpa, Reuters

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