: Frauen-WM nicht nach Deutschland?

21.11.2022 | 10:42 Uhr
Der DFB befürchtet, dass die Frauen-WM 2027 nicht nach Deutschland, Belgien und in die Niederlande vergeben wird. Grund sei die kritische Position des Verbandes gegenüber der FIFA.
Der DFB will sich zusammen mit Belgien und den Niederlanden um die Ausrichtung der Fußball-WM der Frauen 2027 bewerben.Quelle: IMAGO / ActionPictures
DFB-Vizepräsident Ralph-Uwe Schaffert hat die Vergabe der Fußball-WM an Katar als Fehler bezeichnet. "Der DFB hat sich in dieser Frage deutlich, wenn auch spät positioniert", sagte Schaffert in Hannover.

Mitbewerber nicht gut zu sprechen auf DFB

Er begründete die kritische Position des DFB mit der neuen Verbandsführung. Den im März 2022 gewählten Präsidenten Bernd Neuendorf hätten die jüngsten Äußerungen von FIFA-Boss Gianni Infantino "einigermaßen irritiert und auch verstört".
Infantino hatte laut Neuendorf in einem Schreiben gefordert, "dass die Menschenrechte jetzt keine Rolle mehr spielen und wir uns hier auf den Fußball konzentrieren sollen". Kritik vor allem aus Europa an WM-Gastgeber Katar hatte Infantino als "heuchlerisch" bezeichnet.
Schaffert ergänzte, dass die Position des DFB, der unter anderem die Unterstützung für eine Wiederwahl Infantinos verweigert, ihren Preis habe und wohl dazu führen werde, dass die Frauen-WM 2027 nicht nach Deutschland, Belgien und in die Niederlande vergeben wird.
Die Nachbarländer, die sich gemeinsam mit Deutschland um die Ausrichtung beworben hatten, seien daher "nicht so gut auf uns zu sprechen". Er stehe jedoch dazu:
Menschenrechte sind nicht teilbar.
Ralph-Uwe Schaffert

Landesbischof Meister: "Kein Sommermärchen"

Der evangelische Landesbischof Ralf Meister hatte zeitgleich zum Eröffnungsspiel Ecuador - Katar zu einer Diskussion nach Hannover über die Menschenrechtslage in Katar eingeladen. Neben Schaffert, der auch Präsident des Niedersächsischen Fußballverbands ist, sprach Mathias John von Amnesty International.
"Trotz tropischer Hitze ist diese WM kein Sommermärchen", sagte Meister. Sie werde überschattet von prekären Arbeitsbedingungen und tausendfachen Todesfällen. "Ohne Gedenken an die Opfer darf diese WM nicht beginnen."
John wies darauf hin, dass "die miserable Lage der Arbeitsmigranten" schon 2010 bei der WM-Vergabe bekannt gewesen sei. Die Menschen aus südasiatischen und afrikanischen Ländern seien falschen Versprechungen der Vermittlungsagenturen gefolgt, sagte der Amnesty-Experte für Wirtschaft und Menschenrechte. Darüber hinaus würden Meinungsfreiheit, Pressefreiheit und Versammlungsfreiheit unterdrückt.
Die FIFA versucht, berechtigte Kritik daran ins Abseits zu stellen und verstößt damit gegen die eigenen Regeln.
Mathias John
Quelle: epd