: Frankreich schlägt England

10.12.2022 | 22:01 Uhr
Frankreich steht als vierter Halbfinalist der Fußball-WM in Katar fest. Beim 2:1-Sieg halfen Viertelfinalgegner England auch zwei Elfmeter nicht.
Frankreich läuft sich warm für die Titelverteidigung. Der zweimalige Weltmeister 1998 und 2018 setzte sich im Viertelfinale mit 2:1 (1:0) gegen England durch und spielt am Mittwoch (20 Uhr MEZ/live im ZDF) gegen Marokko um den Einzug ins Finale.
Aurélien Tchouaméni (17. Min.) und Olivier Giroud (78.) trafen im Al-Bait Stadion vor 60.000 Fans für die "Équipe Tricolore" von Trainer Didier Deschamps. Englands Kapitän Harry Kane (54.) konnte nur zwischenzeitlich per Elfmeter ausgleichen; einen weiteren Strafstoß verschoss er (84.).

Frankreich effizient

Beide Teams agierten zunächst mit angezogener Handbremse und legten den Fokus auf die Defensivarbeit. Und dann das: Innenverteidiger Dayot Upamecano leitete nach Balleroberung am eigenen Strafraum einen schnellen Konter ein, der zum 1:0 für Frankreich führte. Aurelien Tchouameni bekam den Ball von Antoine Griezmann aufgelegt und zog aus 25 Metern ab. Sein Rechtsschuss durch Englands Abwehr hindurch passte perfekt ins linke untere Eck.
Die "Three Lions" wurden fortan mutiger und kamen zu mehreren guten Abschlüssen. Doch nachdem der zwischenzeitliche Sturmlauf nicht den erhofften Ausgleich brachte, bekam Frankreich das Geschehen vor 60.000 Fans wieder mehr in den Griff.

Englands Sturm- und Drangphase

Nach der Pause setzten die Engländer voll auf Angriff. Deren Sturmlauf konnte in der 52. Minute nur durch ein Foul im Strafraum gestoppt werden: Tchouameni, eben noch Torschütze, brachte Bukayo Saka zu Fall. Schiedsrichter Wilton Sampaio aus Brasilien zeigte sofort auf den Punkt. Harry Kane von Tottenham Hotspur jagte den Ball vorbei an seinem Vereinskollegen im französischen Tor, Hugo Lloris, oben links zum 1:1.
Aber der Titelverteidiger schlug nochmal zu: Nach einem Eckball erzielte Olivier Giroud per Kopfball aus fünf Metern das 2:1; Englands Harry Maguire fälschte noch leicht ab – nichts zu halten für Torwart Jordan Pickford.
WM-Aus für England: Kapitän Harry Kane (Mi.) und sein Team können's nicht fassen.Quelle: Imago

Kane zeigt Nerven

In der Schlussphase keimte bei England noch einmal Hoffnung auf, als der zweite Foulelfmeter nach Videobeweis anstand. Erneut übernahm Kane die Verantwortung, doch diesmal versagten dem Kapitän die Nerven.

England - Frankreich: Duelle im Rückblick

Quelle: Reuters
Frankreichs Doppeltorschütze Zinedine Zidane (re.) und Englands Superstar David Beckham beim Gruppenspiel der Europameisterschaft 2004, das die Franzosen 2:1 gewannen. (Foto: Reuters)

Die Bilanz der Team-Begegnungen sieht die Engländer mit 15 Siegen bei neun Niederlagen und fünf Remis klar im Vorteil. Bis 2022 hatten England und Frankreich kein WM-Match mehr gegeneinander bestritten - überhaupt sind sich die beiden großen Nationen oft aus dem Weg gegangen. Vier Spiele sind in Erinnerung geblieben.

WM 1966: Auf dem Weg zu Englands Titel

Englands erster und bisher einziger Titel führte vor 56 Jahren im eigenen Land auch über Frankreich. Im dritten und letzten Vorrundenspiel siegten die Gastgeber mit 2:0 gegen den Rivalen. Roger Hunt erzielte pro Halbzeit ein Tor und sorgte damit für den wichtigen Erfolg in der Gruppenphase. Die Three Lions blieben das ganze Turnier ungeschlagen - und warten seit dem Triumph 1966 auf einen weiteren großen Titel.

WM 1982: Das bisher letzte WM-Duell

16 Jahre später kam es zum zweiten - und bislang letzten - Duell der beiden Teams bei einer Weltmeisterschaft. Auch in Spanien setzte sich

England durch, diesmal mit 3:1 im Auftaktspiel der Gruppenphase. Bryan Robson erzielte einen Doppelpack, das Führungstor sogar in der ersten Spielminute. Am Ende kamen beide Teams weiter: England mit drei Siegen, Frankreich mit einem Erfolg und einem Remis. Die Équipe Tricolore schaffte es bis ins Halbfinale, wo es in Sevilla zum denkwürdigen Spiel gegen die DFB-Elf kam.

EM 2004: Zidanes später Doppelpack

Die Partie im Estadio da Luz von Lissabon ging in die EM-Geschichtsbücher ein - was mal wieder an Superstar Zinedine Zidane lag. England sah nach dem Führungstor von Frank Lampard bei dem von Markus Merk geleiteten Vorrundenspiel lange wie der sichere Sieger aus. Doch dann kam Zidane: In der ersten Minute der Nachspielzeit verwandelte "Zizou" einen direkten Freistoß. Einen Angriff späte holte Thierry Henry einen Elfmeter heraus: Zidane verwandelte zum 2:1, das Spiel war in den allerletzten Sekunden gedreht.

EM 2012: Remis in der Ukraine

Vor zehn Jahren kam es zum bislang letzten Duell der beiden Nationen bei einem großen Turnier. Das 1:1-Remis in der Vorrunde fand im Stadion von Donezk statt, das zwei Jahre später im Zuge der russischen Attacken auf die Ukraine durch Explosionen schwer beschädigt wurde. Ein paar Akteure von damals sind noch immer dabei: Hugo Lloris stand schon in Frankreichs Tor, Olivier Giroud saß 90 Minuten auf der Bank und Jordan Henderson wurde in der zweiten Halbzeit eingewechselt - alle drei noch aktuelle Nationalspieler.
Die Engländer müssen damit weiter auf den nächsten großen Titel seit dem WM-Triumph von 1966 warten. Frankreich hingegen wandelt auf den Spuren der legendären brasilianischen Auswahl, die 1962 den WM-Titel zum zweiten Mal in Folge gewonnen hatte.
Quelle: ZDF, dpa, SID