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Regisseur Michael Verhoeven ist tot

: Schlotterbeck: "Trotzdem Bock auf die WM"

von Patrick Brandenburg
30.10.2022 | 05:55 Uhr
Große Schnauze, viel dahinter: Borussia Dortmunds Innenverteidiger hat stets eine klare Meinung. Auch mit der eigenen Leistung geht der Shooting-Star erfrischend selbstkritisch um.
Es war wohl nicht sein bestes BVB-Spiel, aber ganz sicher eins nach seinem Geschmack: Nico Schlotterbeck und Borussia Dortmund haben den Abwehrfight bei Eintracht Frankfurt mit 2:1 gewonnen. Auch, weil der Innenverteidiger auf der Linie rettete, hat Schwarz-Gelb Kontakt zur Ligaspitze geknüpft. "Das war Glück, aber auch ein bisschen Können", sagte der 22-Jährige im sportstudio.
Nach tollem Start in Dortmund befindet sich Schlotterbeck etwa seit Mitte der Hinrunde in einem kleinen Leistungsloch. Schon gegen Leipzig, Köln und Union Berlin hatte er miese Noten erhalten, nun unterliefen ihm auch in Frankfurt einige Ausrutscher. Vorm Ausgleich durch Kamada rückte er nicht schnell genug raus und nahm Keeper Kobel die Sicht. "Ich ärgere mich, dass ich da den Block nicht hinbekommen habe."

Leistung noch ausbaufähig?

Zur strittigsten Szene des Spiels äußerte er sich ebenso offen: "Das war ein Elfmeter für Frankfurt. Auch mit BVB-Brille." Satte 15 Gegentore hat der BVB nun schon in der Liga kassiert, das fällt auch auf den Youngster zurück, der für 20 Mio. Euro vom SC Freiburg kam. Die erhoffte stabilisierende Konstante für die traditionelle Wackel-Abwehr ist er noch nicht.
Derzeit stiehlt ihm Mats Hummels die Show. Auf Sicht soll sich das ändern. Schlotterbeck, der erst in der U17 auf Abwehr umschulte, gilt als Prototyp des modernen Verteidigers. Dortmunds Nummer vier ist ein giftiger Zweikämpfer, aktuell der beste der Liga. Als Linksfuß füllt er eine Marktlücke. Er ist ballsicher und stark im Aufbauspiel, dank öffnender Diagonalpässe.

Borussia Dortmund hat vorzeitig die K.o.-Phase der Champions League erreicht. Am fünften Gruppenspieltag reichte dem BVB dafür ein 0:0 gegen Manchester City.

26.10.2022 | 02:59 min

Schlotterbeck beweist Härte

Dass er vergangene Saison gegen BVB-Brocken Haaland bestehen konnte, verbucht er heute als Schlüsselerlebnis, wie er jüngst der "SZ" verriet:
Da habe ich gemerkt, dass Stürmer auch Angst vor mir haben.
Nico Schlotterbeck
Zum Saisonauftakt gegen Leverkusen bewies er Härte gegen sich selbst und spielte weiter, trotz ausgekugelter Schulter. "Das war ein Spiel, wie man es sich als Verteidiger wünscht!"
Bei der Rückkehr nach Freiburg ging er in einer engen Schlussphase als emotionaler Leader des Teams voran. Auch seine spektakuläre Rettungsgrätsche durften die BVB-Fans schon bewundern. Spaßvogel Schlotterbeck hat Temperament, ist Kämpfer und Arbeiter. In Dortmund kommt das an. Selbst in der aktuell schwierigen Lernphase blitzt sein Talent durch. Am deutlichsten beim Krimi gegen den FC Bayern, als er abgezockt für den Last-Minute-Ausgleich auflegte.

Der FC Bayern hat im Spitzenspiel bei Borussia Dortmund lange alles im Griff und sieht wie der sichere Sieger aus. In allerletzter Sekunde trifft der BVB aber noch zum Ausgleich.

09.10.2022 | 15:04 min

Balance zwischen Risiko und Sicherheit

Nachdem es für den Shooting-Star lange nur bergauf ging, steht er nun auf großer Bühne stärker im Fokus. Für den nächsten Schritt gilt es, eine Balance zu finden zwischen Risiko und Sicherheit, Konzentrationsmängel abzustellen, Torgefahr zu entwickeln und internationale Erfahrung zu sammeln.
Denn er will sich den großen Traum von der WM-Teilnahme erfüllen, im Idealfall an der Seite der Team-Kollegen Hummels und Niklas Süle. Der Konkurrenzkampf mit den zwei anderen Hünen der Borussen-Abwehr pusht ihn auf allen Ebenen.

Traum von der WM-Teilnahme

"Als BVB-Trio zur WM? Das hätte was." Zum Turnier will er unbedingt, auch wenn er das Dilemma vieler Fußballfans erkennt:
Dass die WM nicht nach Katar gehört, wissen wir alle. Dass sie nicht in den Winter gehört, auch. Trotzdem habe ich richtig Bock drauf. Für einen Sportler ist die WM das größte Ziel.
Nico Schlotterbeck
Dass er in fünf Länderspiel-Einsätzen drei Tore verschuldete - zuletzt in England - beschäftigt ihn. "Das war wie ein kleines Scheitern." Bundestrainer Hansi Flick hatte ihn gemaßregelt, individuelle Fehler dieser Art könnten schnell das Aus im Turnier bedeuten. Das Wissen um Defizite dient dem ehrgeizigen Sportler aber auch als Ansporn. So wie in der Jugend bei den Stuttgarter Kickers, als er es nicht in die U16 schaffte: "Da hat’s bei mir Klick gemacht. Ich hab mir gesagt: Euch zeig ich’s jetzt."

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