: Terodde: Der Rekord-Knipser macht Schluss

von Jens Bednarek
10.05.2024 | 14:02 Uhr
Zweitliga-Rekordtorjäger Simon Terodde hat sein Karriereende angekündigt. Der Stürmer wird beim FC Schalke 04 eine Lücke hinterlassen - nicht nur sportlicher Natur.
Häufiges Bild: Simon Terodde in seiner typischen Jubelpose nach einem Treffer.Quelle: Imago
Eigentlich hätte die Anhängerschar des FC Schalke 04 am Donnerstag allen Grund gehabt, auf Simon Terodde böse zu sein: Die Rücktrittsankündigung des Zweitliga-Rekordtorjägers hatte schließlich manchem S04-Fan den Feiertag verdorben. Die Reaktionen in den sozialen Netzwerken waren aber von zwei ganz anderen Emotionen geprägt: Trauer - und aufrichtige Dankbarkeit.

Terodde hängt Schuhe an den Nagel

Nicht wenige gaben zu, mit den Tränen gekämpft zu haben, als sie von Teroddes Entschluss hörten. Und auch am Samstag, beim letzten Schalker Zweitliga-Heimspiel der Saison gegen Hansa Rostock, dürften Taschentücher Hochkonjunktur haben, soll Terodde dann doch gebührend verabschiedet werden.
Die letzten Jahre hatte ich immer Angst vor diesem Tag, da bin ich ganz ehrlich.
Simon Terodde über den Zeitpunkt der Rücktrittsankündigung
Drei Saisons lang ist der mittlerweile 36-Jährige für die Knappen auf Torejagd gegangen und hat sich in dieser Zeit so tief in die Herzen der königsblauen Gefolgschaft gespielt wie lange kein Profi vor ihm. Das liegt nur zum Teil an seiner in der ersten Saison phänomenalen Trefferquote, als er Schalke mit 30 Toren zurück in die Bundesliga schoss.

Echte Identifikationsfigur

Vor allem aber taugte Terodde zur echten Identifikationsfigur. Ein mutiger Kämpfer auf dem Platz, stets hochmotiviert und mit vollem Einsatz - solche Typen lieben sie (nicht nur) im Ruhrgebiet. Und auch neben dem Rasen erwies sich der gebürtige Bocholter als Sympathieträger, zeigte sich als Star zum Anfassen, der in Interviews oft bemerkenswert ungeschönte Antworten lieferte.
Unvergessen seine gekrächzten Aussagen nach dem Schalker Sieg in Sandhausen im Jahr 2022, als Terodde beim Jubeln nach dem späten Siegtreffer seine Stimme ramponiert hatte. Oder die Bilder nach der Bundesliga-Rückkehr, zu der er im entscheidenden Spiel gegen den FC St. Pauli (3:2) zwei Tore beisteuerte.

Rekordschütze der Zweiten Liga

Nach dem Abpfiff sank Terodde mit Tränen in den Augen zu Boden, erschöpft, aber vor allem erleichtert - hatte er doch im ersten Durchgang der Partie mehrere Chancen vergeben, sodass Schalke 0:2 hinten lag und den Aufstieg zu verspielen drohte.
"In der Halbzeitpause ging es mir echt nicht gut", ließ er seinerzeit wissen. Ein Profi, der sich seiner Verantwortung stets bewusst war - den Fans, aber auch den Mitspielern gegenüber.

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In der Zweiten Liga knipste Terodde zeitweise nach Belieben. Viermal wurde er Torschützenkönig, erzielte in 310 Spielen 177 Tore. Nicht nur auf Schalke wird er verehrt, auch auf seinen anderen Stationen erarbeitet er sich einen glänzenden Ruf - ob bei Union Berlin, in Bochum, Köln, Stuttgart oder beim Hamburger SV.

Im Oberhaus nur Mittelmaß

Zur Geschichte des Simon Terodde gehört aber auch, dass er in der Ersten Liga weit weniger erfolgreich war. 15 Tore aus 90 Partien stehen zu Buche. Zu gut für unten, zu schlecht für oben?
Nicht wenige Fans und auch Experten sind der Meinung, dass es wesentlich mehr Tore geworden wären, hätte Terodde auch im Oberhaus mal bei einem Spitzenverein gespielt, anstatt immer nur bei Klubs aus der Kellerregion. Mancher forderte im Vorfeld der WM 2022 gar, Terodde in die Nationalelf zu berufen. Warum sich nie ein Topteam die Dienste des Mittelstürmers gesichert hat, zählt zu den ungelösten Mysterien der Fußball-Historie.

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Auch in der noch laufenden Saison ist von der alten Treffsicherheit nicht mehr allzuviel zu spüren, ganze fünf Buden sind ihm bisher gelungen. Freilich spielt Terodde mittlerweile auch eine andere Rolle: Unter Trainer Karel Geraerts soll er Räume schaffen und die Bälle ablegen. Etwa auf Keke Topp - der Youngster profitiert extrem von der Zusammenarbeit mit dem Routinier.

Schalke will Terodde einbinden

Bleibt die Frage, wie es mit Terodde weitergeht. Auf Schalke "steht die Tür grundsätzlich für ihn offen", teilte der Klub mit. Die Fans hoffen, dass es gelingt, den Kult-Stürmer ins sportliche Geschäft einzubinden, etwa als Nachwuchscoach. Dort könnte er seine Erfahrungen weitergeben und einen Rat aus seiner Abschiedsbotschaft selbst umsetzen:
Genereller Rat an alle Trainer, Kaderplaner oder Sportdirektoren - der Mittelstürmer ist unglaublich wichtig, macht Mitspieler besser, entscheidet Spiele! Ihr müsst ihn pflegen und schätzen.
Simon Terodde
Wer wüsste es besser als Simon Terodde!

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