: Heißer Kampf um Paris-Startplätze

von Susanne Rohlfing
16.05.2024 | 08:55 Uhr
Eine WM im Jahr der Paralympics ist ungewöhnlich und eine planerische Herausforderung. Zudem geht es nicht nur um Medaillen, sondern auch noch um Fahrkarten zu den Spielen.
Will ebenfalls bei der WM die Paralympics-Norm schaffen: Rennrollstuhlfahrerin Merle Menje.Quelle: imago
Markus Rehm wird die WM der Para-Leichtathleten in Japan ganz gelassen angehen. Er springt am Samstag noch in Innsbruck bei der Golden Roof Challenge gegen Weltklasse-Athleten aus dem olympischen Bereich, bevor er am Sonntag nach Kobe reist, um dort ohne große Anpassung an die neue Zeitzone möglichst zum siebten Mal in Folge Weltmeister der Prothesen-Weitspringer zu werden.
Mit seinen 8,72 Metern aus dem vergangenen Jahr ist der Weltrekordhalter der unangefochtene Überflieger – auch im Vergleich mit Weitspringern auf zwei gesunden Beinen. In diesem Jahr ist Rehm schon 8,44 Meter weit geflogen. "Es kommt noch nicht alles so zusammen, wie es zusammenkommen soll, es zündet noch nicht so richtig", sagt er zwar, aber auch diese Weite ist für seine paralympische Konkurrenz kaum zu erreichen.

Nachhol-WM im Paralympics-Jahr

Seinen Aufenthalt in Kobe wolle er möglichst kurzhalten, "um nicht so viel Zeit, nicht so viel Training zu verlieren", sagt Rehm.
In diesem Jahr ist der Höhepunkt Paris, da liegt mein Fokus. Aber es ist und bleibt eine WM und es gibt einen Weltmeistertitel zu vergeben, den gebe ich nicht kampflos her.
Markus Rehm
Eine WM im paralympischen Jahr ist ungewohnt. Grund dafür ist die Corona-Pandemie, wegen der die WM 2021 verschoben werden musste und nun vom 17. bis 25. Mai nachgeholt wird. Dabei geht es nicht nur um Titel und Medaillen, sondern auch noch um Startplätze ("Slots") für die Paralympics in Paris.

Erst acht Deutsche haben Paralympics-Norm erfüllt

Bei der regulären WM im vergangenen Jahr hat die deutsche Mannschaft erst 13 der sogenannten "Slots" erkämpft. In Kobe gibt es weitere Startplätze für Paris zu vergeben. Bei den Spielen müssen die "Slots" dann nicht zwangsläufig von denen eingenommen werden, die sie geholt haben, sondern stehen der jeweiligen Nation zur Verfügung.
Aktuell gibt es im deutschen Team zu den 13 Slots nur acht Normerfüller, darunter Rehm, Prothesen-Topsprinter Johannes Floors oder auch der kleinwüchsige Kugelstoßer Niko Kappel, der gerade erst seinen Weltrekord auf 15,07 Meter verbessert hat.

Johannes Floors ragt in seinem Sport seit sechs Jahren heraus. Der Para-Leichtathlet ist einsame Spitze auf der 400-Meter-Distanz. Sein Ziel sind die Paralympics 2024 in Paris.

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Für manch anderen im 18-köpfigen deutschen WM-Team geht es noch um Paralympics-Norm und -Slot. Jörg Frischmann, Geschäftsführer der Behindertensportabteilung des TSV Bayer Leverkusen und Teammanager der deutschen Mannschaft, geht davon aus, "dass wir am Ende mehr Normerfüller haben werden als Slots". Dann stehen die Verantwortlichen vor der schwierigen Aufgabe, die Athletinnen und Athleten mit den besten Erfolgsaussichten für Paris auswählen zu müssen.

Starke internationale Konkurrenz - 52 neutrale Athleten aus Russland

Stars wie Rehm, Floors oder Kappel können sich ihrer Nominierung sicher sein, andere müssen bangen. Zum Beispiel Rehms Trainingspartner Noah Bodelier, Rennrollstuhlfahrerin Merle Menje, die nach ihrer Babypause zurückgekehrte Lindy Ave oder Leverkusens junge Sprinterin und Weitspringerin Jule Roß. Bundestrainerin Marion Peters sagt mit Blick auf die WM:
Ganz klar liegt der Fokus auf der Normerfüllung und wir hoffen, noch ein paar Slots zu holen.
Bundestrainerin Marion Peters
Das wird allerdings immer schwieriger, da die Weltspitze immer breiter wird. Für die Plätze eins und zwei werden absolute Spitzenleistungen nötig sein. "Es haben Nationen gemeldet, die haben früher überhaupt keine Rolle gespielt", sagt Jörg Frischmann. Und andere Nationen stellen Riesen-Mannschaften: Allein aus China sind 74 Starterinnen und Starter gemeldet, 52 als neutrale Athleten aus Russland. Frischmann, selbst Kugelstoß-Paralympicssieger von 1992, sagt:
Es wird immer schwieriger, ganz in die internationale Spitze vorzudringen.
Jörg Frischmann

Russische und belarussische Sportler dürfen künftig wieder an den Paralympics teilnehmen. Das entschied die Weltorganisation IPC nach einer Abstimmung unter den Mitgliedern.

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