: Rosi Mittermaier, ein ganz normaler Weltstar

von Aris Donzelli
05.01.2023 | 16:23 Uhr
Gold-Rosi. Ein Spitzname, der respektvoll gemeint war, der ihre herausragende Karriere mit zwei Worten herausstellen sollte - und so gar nicht zu Rosi Mittermaier passte.
Rosi, ja - aber "Gold-Rosi" war das Gegenteil von dem, was sie davor und auch danach gelebt hatte. Sie war eine Weltsportlerin mit einer geradezu magnetischen Anziehung zum Boden, zum normalen Leben, zur Bescheidenheit. Und trotzdem war sie ein Popstar.

Zwei Goldene und eine Silberne bei Olympia 1976

Zwei Goldmedaillen und eine Silbermedaille bei den Olympischen Spielen von Innsbruck 1976. Danach landeten Waschkörbeweise Zuschriften und Autogrammwünsche in ihrem Elternhaus in Winklmoos in Chiemgau. Auf einmal traf sie Wirtschaftsmagnate, trat auf Messen weltweit auf.
Rosa Anna Katharina Mittermaier-Neureuther war ein Wirtshauskind. Ihr Vater hatte ein Skischule. Drinnen in der Hütte helfen, draußen Skifahren auf einem 100-Meter-Hang. So verliefen die Tage.

Im Jahr 1976 steht ihr Leben Kopf. Rosi Mittermaier holt in Innsbruck zwei Mal Olympiagold. Sie sagt von sich selbst, sie sei ein Glückskind. Doch sie ist eine Wintersportlegende.

05.01.2023 | 18:39 min

Mittermaier hört am Karrierehöhepunkt auf

Sie beendete ihre Karriere 1976 auf dem Höhepunkt, weil sie nur so unbeschwert weiter Ski fahren konnte, überhaupt weiterleben konnte.
Das unaufgeregte Privatleben fernab von roten Teppichen und dergleichen war inspirierend. Rosi Mittermaier lieferte den Beweis, dass man Ikone sein kann, ohne den ganzen, manchmal lächerlichen Firlefanz drumherum.
1976, da war ich 16 Jahre alt, habe ich sie im TV gesehen: Ihren Welterfolg, ihre wunderbar natürliche Art. 28 Jahre später durfte ich sie kennenlernen. Charmant, immer jugendlich, zugewandt, interessiert.

Starker Wille, starker Charakter

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon einige erfolgreiche Sportler und Sportlerinnen erlebt, zuweilen hautnah - und gesehen, was Erfolg mit Menschen anstellt, wie er sie verändert. Man muss einen starken Charakter und damit auch einen großen Willen haben, sich dieser drohenden Veränderung zu stellen.
Für "Gold-Rosi" schien das immer eine leichte Übung gewesen zu sein. Sie hatte Prinzipien, unumstößliche: "Man darf hinfallen im Leben, aber liegen zu bleiben, ist ein Fehler. Aufstehen das Richtige!"

1976 ging ihr Stern auf: Rosi Mittermaier wird zum Star der Olympischen Spiele in Innsbruck. Als "Gold-Rosi" geht sie in die Geschichte ein.

05.01.2023 | 06:27 min

1972 als Favoritin nur Sechste

1972 bei den Olympischen Spielen in Sapporo galt sie fürs Abfahrtsrennen als Favoritin. Sie wurde sie Sechste. Vor dem Start war ihre Brille geschmolzen, da das Utensil einem Heißlüfter zu nah kam. Einen Skistockteller hatte sie sich ebenfalls ruiniert, auf der Anfahrt an der Heizung im Bus.
1976. Olympische Abfahrt, Axamer Lizum. In der Weltcupabfahrt davor, in Bad Gastein, war sie Letzte geworden. Neuschnee hatte sie eingebremst.
Ihre Siegzeit beim Olympiasieg habe ich mir bis heute gemerkt: 1 Minute, 46 Sekunden, 16 Hunterstelsekunden. Hinfallen und Aufstehen. Wie schade, dass das nicht ewig gilt.