: "King" Frenzel: Retter einer ganzen Sportart?
von Lars Becker
01.12.2023 | 08:11 UhrEric Frenzel will in den nächsten Wochen sein Englisch "auf Vordermann" bringen. Das hat nichts damit zu tun, dass der vom Top-Athleten direkt zum Bundestrainer aufgestiegene Frenzel jetzt die Verantwortung für die Nordischen Kombinierer trägt. Vielmehr will der männliche Rekordmedaillengewinner bei nordischen Ski-Weltmeisterschaften einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, die Olympia-Zukunft seiner Sportart zu sichern.
"Eric Frenzel ist als Role Model zu den Olympischen Jugendspielen nach Südkorea eingeladen worden", verrät Horst Hüttel, Sportdirektor im Deutschen Skiverband (DSV):
Frenzel wird Gespräche mit IOC-Sportdirektor Kit McConnell führen, der für die Kommission verantwortlich ist, die über das künftige Programm Olympischer Spiele entscheidet
Es geht um die Zukunft der Sportart
Frenzel wird also genau jenen Mann treffen, der pauschal die "mangelnde Attraktivität der Sportart" Nordische Kombination kritisiert hatte. Und als Folge davon nicht nur die erhoffte Aufnahme von Frauen-Wettbewerben ins Programm der Winterspiele 2026 abgeschmettert hatte, sondern auch die Olympia-Zukunft der Traditionssportart generell in Frage gestellt hatte.
Frenzel sieht Gefahr auch für andere Wintersportarten
"Das ist ein großer Kampf, den wir führen müssen", sagt Frenzel:
Wenn der Stein einmal ins Rollen kommt, könnte es auch für andere traditionelle Sportarten wie Langlauf, Skispringen oder Alpin schwer werden.
Frenzel kämpferisch: "Wir müssen klarmachen, dass der Wintersport auch in Zeiten des Klimawandels seine Berechtigung hat.
Frenzels Werbetour beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) wird als so wichtig erachtet, dass er in seiner Premieren-Saison als Bundestrainer deshalb sogar den Heim-Weltcup im Januar in Schonach verpassen wird. "Eric wird trotz seiner Trainer-Aufgabe nach Südkorea fahren", stellt Hüttel klar.
Da geht es um die olympische Zukunft der Nordischen Kombination.
Mit dieser Zusatzaufgabe im Gepäck geht Frenzel die neueste Herausforderung in seinem hollywoodreifen Kombinierer-Leben an. Anfang März hatte er in Planica noch einmal Team-Silber bei der WM gewonnen und sich mit seiner 18. Medaille zum erfolgreichsten nordischen Wintersportler aller Zeiten bei Weltmeisterschaften gekrönt.
Nach 15 Jahren in der Weltspitze folgte für Frenzel dann die direkte Beförderung als Nachfolger der Trainer-Legende Hermann Weinbuch.
Frenzels Ex-Teammitglieder loben Bundestrainer
Jetzt ist Frenzel Chef seiner ähnlich erfolgreichen Teamkollegen Johannes Rydzek, Vinzenz Geiger oder Julian Schmid. Und scheint den fliegenden Wechsel bislang perfekt hinbekommen zu haben. "Eric war schon immer der Anführer im Team. Es läuft richtig gut", sagt Geiger.
Das findet auch Bundestrainer Frenzel, der die offene Kommunikation lobt: "Das gegenseitige Belauern ist weg. Es gab einfach eine sportliche Rivalität, das ist ganz natürlich. Ich bin dankbar, wenn die Jungs mir offen ihre Meinung sagen. Ich bin keiner, der vor ihnen steht und sagt: 'Jetzt läuft alles nach meiner Pfeife'".
Johannes Rydzek wird beim Weltcup-Auftakt der Nordischen Kombinierer im finnischen Ruka Vierter.
24.11.2023 | 00:29 minKampf um die Zuschauergunst
Frenzel muss sich in seiner neuen Position auch mit neuen Herausforderungen wie dem Compact-Wettkampfformat auseinandersetzen, das die laufstärkeren Athleten bevorzugt. Alles im Bemühen, die Sportart fit für eine nachhaltige Olympia-Zukunft zu machen:
Mit drei unterschiedlichen Wettbewerben an einem Wochenende kann man die Zuschauer hoffentlich noch anders fesseln.
Er weiß, dass die Fortsetzung seines bis Olympia 2026 abgeschlossenen Vertrages auch davon abhängt, ob seine Retter-Mission erfolgreich verläuft:
Nach Olympia 2026 könnte man wegen der Situation in der Nordischen Kombination schneller arbeitslos sein, als man sich das wünscht
Wohl noch ein Grund mehr, fleißig Englisch zu lernen.