: Neuer Doping-Wirbel um China und WADA

von Markus Harm und Jannik Schneider
30.07.2024 | 21:16 Uhr
Die Doping-Affäre um die WADA und Chinas Schwimmteam bei Olympia weitet sich aus. Laut einer neuen Recherche wurden zwei weitere Athleten positiv getestet und nicht gesperrt.

Die Doping-Affäre um die WADA und Chinas Schwimmer weitet sich aus. Weitere Athleten sind im Fokus. Darunter Zhang Yufei, die schon 2021 mit einen verbotenen Herzmittel auffiel.

30.07.2024 | 03:15 min
Eine weitere Recherche hat die Doping-Vorwürfe gegen Chinas Schwimmteam bei den Olympischen Spielen in Paris verstärkt. Einem Bericht der "New York Times" zufolge wurden zwei weitere Schwimmer positiv auf eine verbotene Substanz getestet und im Anschluss von der chinesischen Anti-Doping-Agentur (CHINADA) entlastet.

Vorwürfe gegen Olympiasiegerin Tang Muhan

Die in der Kritik stehende Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) bestätigte die Vorwürfe aus der Recherche. Der Berichterstattung nach geht es unter anderem um Tang Muhan, die für die Spiele in Paris gemeldet ist. In Tokio vor drei Jahren gewann sie Gold mit der 4 x 200 Meter Freistil-Staffel - in Weltrekordzeit vor den USA und Australien.
Sie und ein weiterer chinesischer Schwimmer wurden demnach 2022 von der CHINADA entlastet, weil ein bei ihnen nachgewiesenes, verbotenes Steroid angeblich auf einen verunreinigten Hamburger zurückzuführen gewesen sei.

2021 wurden 23 chinesische Schwimmer positiv getestet, aber nicht gesperrt. Wurde ein Skandal vertuscht? In Paris geraten die WADA und das IOC immer stärker in die Kritik.

28.07.2024 | 04:10 min

Anonyme Quellen belasten Chinesen schwer

Es sind die nächsten, schweren Vorwürfe nach den Recherchen, die im April 23 chinesische Weltklasse-Schwimmer unter ähnlichen Vorzeichen belastet hatten. Elf davon stehen auf den Startlisten von Paris.
Die Reporter der "New York Times" berufen sich in ihrem neuesten Bericht auf "zwei Personen mit direktem Wissen zu den beiden Fällen". Beide Quellen sagten anonym aus. Beide hätten sich entschieden, die Informationen weiterzugeben, weil sie glauben, dass die positiven Tests vertuscht worden seien und die Welt darüber informiert werden müsse.

Es geht um anaboles Steroid Dianabol

Das ZDF sprach am Dienstag mit Tariq Panja - einem der Verfasser der Recherche der "New York Times": "Es ist ein neuer Fall mit zwei chinesischen Schwimmer, die Ende 2022 positiv getestet wurden auf ein S1-Medikament, also ein Anabolikum. Das bedeutet: Sie hätten sofort gesperrt werden müssen."
Im Fall der 23 belasteten Chinesen ging es um ein Herzmittel - nun steht ein anaboles Steroid im Mittelpunkt. Es ist ein in der Szene weit verbreitetes Mittel, wie der deutsche Dopingexperte Fritz Sörgel im ZDF erklärt. "Es taucht immer wieder auf, es ist unter dem Namen Dianabol gut bekannt."

Dopingexperte Sörgel: "Total unglaubwürdig"

Und wie beim Fall der 23 Schwimmer führte die CHINADA auch diesen Fall auf kontaminiertes Essen zurück. Nicht nur für Sörgel sind diese aufeinanderfolgenden Fälle und die Erklärungen kein Zufall:
Das ist natürlich total unglaubwürdig und es ist bekannt, dass die Chinesen einen Staatsplan haben. Nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch im Sport und dieser Staatsplan sieht vor, dass man eben auch vertuscht. Koste es, was es wolle.
Dopingexperte Fritz Sörgel

WADA sieht keinen Handlungsbedarf

Die WADA sieht aber auch nach den neuesten Entwicklungen wohl keinen Handlungsbedarf. Am Dienstag erklärte die Agentur, dass sie Beweismaterial, welche die ARD nach ihren Recherchen zu den 23 Schwimmern den Dopingermittlern zur Verfügung stellte, nicht verifizieren lassen wolle.
Auf die neuesten Entwicklungen reagierte die WADA in einem schriftlichen Statement: "Die WADA überprüfte die Fälle Anfang 2024 mit aller gebotenen Skepsis gründlich und kam zu dem Schluss, dass die Kontamination für die positiven Test nicht in Frage zu stellen sei."

IOC verteidigt die WADA

Das IOC und Sprecher Mark Adams sahen sich am Dienstag ebenfalls zu einer Stellungnahme genötigt und unterstützten die WADA: "Wir lassen die WADA ihren Job machen und die WADA macht diesen Job ganz hervorragend. Und noch ein Punkt: die Chinesen sind hier in Paris diejenigen, die am häufigsten getestet werden."
Dabei geht es nicht um Dopingproben während der Spiele in Paris - sondern um klar belegte Fälle aus der Zeit davor. Journalist Panja urteilt: "Wir sehen, wie die chinesische Antidopingagentur und die WADA die Regeln immer wieder neu und anders auslegen, keine klare Linie verfolgen und sagen, sie müssen den Fällen nicht weiter nachgehen."

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