: Schiedsrichterinnen: "Wir waren Exotinnen"

10.01.2023 | 10:36 Uhr
Maike Merz und Tanja Kuttler pfeifen zum ersten Mal bei einer Männer-Handball-WM. Bis es soweit war, sei es für sie als Frauen ein harter Weg gewesen, berichten die Schwestern.
Seit 2019 in der Männer-Bundesliga und jetzt bei der Männer-WM: Die Handball-Schiedsrichterinnen Maike Merz (links) und ihre Schwester Tanja Kuttler - hier beim Super Cup 2022 zwischen SC Magdeburg und THW Kiel.Quelle: Imago / Sven Simon
Maike Merz und Tanja Kuttler sind eines von drei Frauen-Teams, die bei der am Mittwoch beginnenden Handball-WM der Männer pfeifen. Für die Schwestern, die schon länger in der Männer-Bundesliga im Einsatz sind, ist das Weltturnier eine Premiere.

Drei Frauen-Teams bei der Männer-WM

Von den 25 Schiedsrichter-Teams bei der Handball-WM sind drei weiblich:

  • Maria Ines Paolantoni/Maria Garcia (Argentinien)
  • Julie Bonaventura/Charlotte Bonaventura (Frankreich)
  • Maike Merz/Tanja Kuttler (Deutschland)

Wie schwer es als Frauenteam ist, soweit zu kommen, beschreiben sie in einem Interview und beklagen darin, dass es in der Vergangenheit eine Ungleichbehandlung zwischen den Geschlechtern gab.

"Steine in den Weg gelegt"

"Uns wurden zu Beginn viele Steine in den Weg gelegt, da brauchen wir kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Es wurde uns schlichtweg nicht zugetraut, den Weg bis ganz nach oben zu gehen", kritisiert Kuttler im Gespräch mit dem "Mannheimer Morgen".
Merz berichtet: "Als wir begonnen haben, waren Frauen an der Pfeife nicht der Normalfall, sondern eine Ausnahme. Wir waren Exotinnen. Wenn wir in eine Halle reingekommen sind, mussten wir uns häufiger etwas anhören."
Mit den aus Baden-Württemberg stammenden Schwestern sind bei der am Mittwoch beginnenden WM-Endrunde in Polen und Schweden erstmals zwei deutsche Schiedsrichterinnen dabei. Der Aufstieg sei für beide jedoch sehr beschwerlich gewesen. "Was bei ambitionierten und engagierten Männern automatisch passiert ist, wurde uns lange nicht ermöglicht", sagt Kuttler:
Wir mussten besser sein als Männer
Tanja-Kuttler
Mittlerweile stelle sich die Situation anders dar: "Es hat sich sehr viel zum Guten verändert." Das anstehende Turnier sei "ein Höhepunkt in unserer Karriere. Wir empfinden es als Wertschätzung unserer Arbeit, für diese WM nominiert worden zu sein", so Kuttler.

Fünf Frauen-Teams in der Männer-Bundesliga

Die beiden Schwestern pfeifen seit 2008 gemeinsam und werden seit 2019 auch in der Männer-Bundesliga eingesetzt. Neben ihnen gibt es im DHB-Bundesliga-Kader mit Sophia Janz/Rosana Sug, Katharina Heinz-Hebisch/Sonja Lenhardt, Jennifer Eckert/Maria Ludwig und Saskia Blunck/Svenja Maczeyzik vier weitere Frauen-Teams.
Quelle: dpa