: Boris Herrmann: Kap Hoorn - "so cool"

von Tatjana Pokorny
25.02.2023 | 09:15 Uhr
Am Sonntag fällt der Startschuss zur Königsetappe des Ocean Race rund um Kap Hoorn. Mit Boris Herrmann und Robert Stanjek sind zwei deutsche Segler dabei.
Team Malizia unterwegs, weit weg von jeglicher Zivilisation.Quelle: dpa
In Kapstadt bereiten sich die fünf Ocean-Race-Teams auf die "Monster-Etappe" der Weltumseglung vor. Der Startschuss fällt am Sonntag um 13.15 Uhr MEZ. Der historisch längste Abschnitt des Meeres-Marathons führt die Flotte nonstop ins brasilianische Itajaí. 

Abtauchen tief ins Südmeer

Die Kurzbeschreibung kommt von Vendée-Globe-Ikone Samantha "Sam" Davies. Die Britin steigt als eine der erfahrensten Weltumseglerinnen für Team Biotherm in den Ring und sagt: "Wir biegen nach dem Start in Kapstadt links ab, tauchen tief ins Südmeer ein, lassen die drei großen Kaps - das Kap der Guten Hoffnung, Kap Leeuwin und Kap Hoorn - auf Kurs West nach Ost an Backbord und tauchen wieder auf."
Dazwischen liegen 12.750 Seemeilen oder knapp 24.000 km Rennstrecke und Point Nemo, der von jeglicher Zivilisation am weitesten entfernte Punkt der Erde. Die berüchtigte Southern-Ocean-Etappe fordert die Segler mit rohen Naturgewalten: Sie müssen Stürmen, hochhaushohen Wellen, frostigen Temperaturen, Eisgefahren und dem Druck der Konkurrenz trotzen.
Robert Stanjek: "Diese dritte Etappe ist die, die ich am meisten will."Quelle: dpa
Diese Etappe ist die Seele des Rennens, ...
Robert Stanjek, Guyot-Co-Skipper
... sagt der Berliner Co-Skipper im Team Guyot, Robert Stanjek. Der Olympia-Sechste im Starboot von 2012 wird erstmals im Südmeer segeln. Zuhause fiebern seine drei- und fünfjährigen Kinder anhand einer großen Weltkarte mit. Sie erleben das Ocean Race als "freudiges Abenteuer" ihres Papas, während die Crews über rund fünf Wochen bei der Hatz um die Antarktis mit der brutalen Realität konfrontiert sind.
Die Königsetappe macht das Ocean Race zu dem, was es ist: der ultimativen Prüfung für Weltumsegler im Team. "Diese dritte Etappe ist die, die ich am meisten will", sagt Südpolarmeer-Neuling Stanjek. Sein Team Guyot lag nach zwei von sieben Etappen auf Platz fünf. Die doppelt gewertete dritte Etappe hat das Zeug, Bewegung in die Wertung zu bringen, die das Schweizer Team Holcim - PRB anführt.
Ich wäre sauer auf mich selbst, würde ich diese Etappe nicht bestreiten.
Abby Ehler, Team Holcim-PRB, bei ihrer vierten Weltumseglung
Stanjeks Team erhofft sich im Härtest einen Aufstieg im Klassement. Der deutsche Starboot-Weltmeister sagt: "Es wurmt mich schon extrem, dass wir zweimal Fünfter geworden sind. Wir haben zwar das älteste Schiff, haben uns aber auch zweimal unter Wert verkauft."

"Roaring Fourties" prägen die Königsetappe

Anders als Stanjek, bringt Landsmann Boris Herrmann nach vier Weltumseglungen ein Meer an Erfahrungen mit. Es sind gute und dunkle Erinnerungen an die "Roaring Fourties", die nach den tosenden Winden benannten brüllenden Vierziger-Breitengrade, die den 41-jährigen Hamburger Malizia-Skipper in die Mammut-Etappe begleiten.
Bei seinem Solo-Einsatz in der Vendée Globe war Herrmann 2020 in dunkler Nacht an der dramatischen Rettungsaktion für Kevin Escoffier beteiligt. Dessen Boot war 840 Seemeilen südwestlich von Kapstadt durchgebrochen und gesunken. Escoffier hatte nur noch Zeit für eine alarmierende Kurznachricht: "Ich sinke. Das ist kein Witz. Mayday." Danach sprang er im Überlebensanzug in die Rettungsinsel.

Im 13. Ocean Race blieb John Fisher auf See

Dass der Franzose elfeinhalb Stunden später von Landsmann Jean Le Cam gerettet werden konnte, glich einem Wunder. Kurz vor dem Ablegen zu Etappe drei, die dem damaligen Unfallort nahekommt, sagte der damals an der Suchaktion beteiligt Boris Herrmann:
Ich bin froh, dass wir diese Etappe im Team bestreiten.
Boris Herrmann, Skipper im Team Malizia
Boris Herrmann: "Freue mich auf die Etappe, weil wir vielleicht sogar gewinnen können."Quelle: dpa
Totale Sicherheit aber gibt es im naturgewaltigen Südmeer nicht. Bei der 13. Ocean-Race-Auflage war John Fisher auf See geblieben. Der Brite war am 26. März 2018 in einem schweren Southern-Ocean-Sturm über Bord gegangen. Sein Team Sun Hung Kay/Scallywag konnte ihn trotz beherzter Suche in brutalsten Bedingungen nicht wiederfinden.

Boris Herrmann freut sich auf Kap Hoorn

Auf der positiven Seite stehen bei der Königsetappe des Ocean Race einzigartige Segelerlebnisse in den entlegensten Revieren des Planeten und Kap Hoorn als Gipfelerlebnis für jene, die durchkommen. Boris Herrmann sagt: "Ich freue mich auf die Etappe, weil wir vielleicht sogar gewinnen können. Und ich freue mich auf Kap Hoorn, weil es eine so coole Landmarke ist."

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