: "Dankbar, dass ich Bundesliga spielen darf"
von Christoph Ruf
21.01.2024 | 07:02 Uhr
Sportstudio-Gast Jan-Niklas Beste (1. FC Heidenheim): "Fünf Spiele in Folge ungeschlagen - wenn uns das jemand vor der Saison gesagt hätte."
20.01.2024 | 86:06 minEin 1:1 gegen den VfL Wolfsburg? Hätte der 1. FC Heidenheim vor der Saison unter Garantie als überraschend positives Ergebnis gewertet. Am Samstag war die Stimmungslage auf der Ostalb eine andere: Der Aufsteiger trauerte um zwei verlorene Punkte.
Auch Jan-Niklas Beste, der sechs Stunden nach dem Remis Moderator Sven Voss im aktuellen sportstudio Rede und Antwort stand, hätte natürlich gerne dreifach gepunktet. Doch dass der VAR zwei weitere Heidenheimer Treffer zurecht aberkannt hatte, war unstrittig.
"Wir sind immer noch ein Aufsteiger"
22 Punkte hat der Aufsteiger, bei dem Beste an mehr als der Hälfte aller Tore beteiligt war, auf dem Konto - weit mehr als der Underdog zu träumen gewagt hätte: "Wir sind immer noch ein Aufsteiger", sagte Beste. "Fünf Spiele in Folge ungeschlagen - wenn uns das jemand vor der Saison gesagt hätte."
Fünf Tore hat der Mann mit dem charakteristischen Bart ("Ich glaube, wenn ich den abnehme, fällt mein Sohn vom Sofa") dabei selbst geschossen und neun Vorlagen beigesteuert, die meisten davon per Freistoß oder Ecke.
Der zweitbeste deutsche Scorer bleibt bescheiden
Dass er damit der zweitbeste deutsche Scorer der Liga hinter Leroy Sané ist, blende er aus, sagte der gebürtige Hammer, der in Heidenheim nach Stationen in Bremen, den Niederlanden und Regensburg bundesweit bekannt wurde: "Natürlich kennt man die Statistik. Ich bin dankbar, dass ich Bundesliga spielen darf und gesund bin."
Dennoch erläuterte der 25-Jährige, der insgesamt elf Jahre in der Jugend des BVB spielte, gerne, woher seine Stärke bei Standards kommt:
Ich hatte in meiner Jugend in Dortmund einen Trainer, der gesagt hat: Standardspezialisten gibt es nur ganz wenige, das ist etwas ganz Spezielles.
Standard-Training statt Schaukel
Bei Beste fielen diese Worte auf fruchtbaren Boden. Zumal er schon als Kind, zusammen mit seinem jüngeren Bruder, dem Überraschungsgast Hendrik Beste, im Garten trainiert hatte: "Wir hatten eine Schaukel, die haben wir abgenommen, Tornetze gespannt und lange geübt."
Rückblick: Frank Schmidt ist seit 2007 Trainer beim 1. FC Heidenheim. Klubchef und Spieler sind sich einig: Der Fußballlehrer ist der wichtigste Mann hinter der Erfolgsgeschichte des Vereins.
09.04.2023 | 08:18 minGroße Stücke hält Beste auf seinen Trainer Frank Schmidt, der ihn 2022 in nur einem Telefonat von einem Wechsel auf die Ostalb überzeugt hat:
So ein Gespräch hatte ich mit einem anderen Verein noch nicht. Er hat mir gesagt, welchen Plan der Verein hat und was er von mir erwartet.
Mann für die Nationalmannschaft?
Was Schmidt ("Ehre, wem Ehre gebührt") von ihm erwartet, hat Beste längst erfüllt. Mit seinem herausragenden linken Fuß, seiner Technik und seiner Dynamik gehört er zu den Senkrechtstartern der Liga. Da ist es kein Wunder, dass manch einer ihn als Kandidaten für die Nationalmannschaft sieht.
Zu ihnen gehört offenbar Weltmeister Bastian Schweinsteiger, der den 25-Jährigen mit einer Grußbotschaft überraschte:
Schnelligkeit, der linke Fuß, Standardsituationen, auch wie gegen den Ball arbeitest: Sehr stark, hätte ich auch gerne in meiner Karriere mal so gehabt.
Schweinsteiger: "Deswegen, bitte träum' "
Und der Mann, dessen Trikots Beste einst als Teenager trug, fuhr fort: "Mit deiner Qualität bin ich überzeugt, dass es weiter nach oben gehen kann, wenn nicht muss. Deswegen, bitte träum'. Und vielleicht sieht man sich auch mal im Sommer."
Beste selbst schien so viel Lob derweil eher unangenehm zu sein: "Es ist immer noch absurd darüber nachzudenken. Ich habe vor einem halben Jahr noch in der zweiten Liga gespielt und weiß, wie man kleine Brötchen backt."