: Čeferin: "Wir haben keine Stadt gezwungen"

14.06.2024 | 12:17 Uhr
Für die UEFA sei die EM ein Goldesel, den auch der Steuerzahler tüchtig füttert. So lautet manche Kritik. Verbandschef Aleksander Čeferin dazu im ZDF-Interview.

UEFA-Präsident Aleksander Ceferin im Interview mit ZDF-Reporter Markus Harm über die Herausforderungen an die Sicherheit bei der EM, seine sportlichen Favoriten und die Kritik an den Gewinnen der UEFA.

14.06.2024 | 05:12 min
ZDFheute: Als UEFA-Chef müssen Sie neutral sein. Aber mal ehrlich: Wer soll das Turnier gewinnen? Slowenien oder Deutschland?
Aleksander Čeferin (lächelnd): Keine Frage, Slowenien. Ich bin nicht neutral. Ich kann dem Team nur leider nicht helfen. Ich kann nicht mal auf der Tribüne herumspringen, was ich gerne machen würde.
Um ernst zu sein: Die Leute sollten Deutschland nicht unterschätzen. Es ist ein sehr gutes Team mit einem neuen jungen Trainer, der einen herausragenden Job macht. Ich habe ein sehr gutes Gefühl, die Deutschen können gewinnen.
  • Anstoß 21 Uhr, ZDF ab 19.25 Uhr: Deutschland - Schottland
ZDFheute: Bei der Eröffnungsfeier werden Sie Franz Beckenbauer gedenken. Ein persönliches Anliegen von Ihnen?
Čeferin: Wir spielen die EM in Deutschland, seiner Heimat. Es war keine Diskussion, dass wir ihn ehren und seiner Familie Respekt zeigen.
ZDFheute: Sie wollen bei der Eröffnung Feuerwerk und Pyrotechnik einsetzen. Die Stadt München wollte es verhindern. Aber sie machen es trotzdem. Was hat zu Ihrer Entscheidung geführt?
Čeferin: Ich war nicht einmal informiert über das Thema. Die Gespräche mit der Stadt haben zu einer Einigung geführt. Und glauben Sie mir: Alles, was wir machen, ist sicher.

Das DFB-Team ist in München angekommen, der Stadt des Eröffnungsspiels gegen Schottland. Die Erwartungshaltung ist groß. Was zählt, ist nur ein Sieg, weiß auch Trainer Nagelsmann.

14.06.2024 | 02:01 min
ZDFheute: Ist es vielleicht auch ein Zeichen an den DFB und die DFL, dass man Pyrotechnik erlauben kann, wenn es ein kontrolliertes Abbrennen gibt?
Čeferin: Wenn es professionell und kontrolliert durchgeführt wird, kann man es machen. Ansonsten nicht. Das wäre zu gefährlich.
ZDFheute: Wie stellen Sie sicher, dass bei dieser EM alles friedlich und sicher bleibt?
Čeferin: Wir arbeiten sehr eng mit dem deutschen Innenministerium, mit der Polizei und auch mit dem Geheimdienst zusammen. Wenn wir wirklich nur einen oder zwei Idioten sehen werden - also Flitzer wie beim Champions-League-Finale -, das wäre sehr okay.
Viel wichtiger aber ist die allgemeine Situation. Wir müssen dafür sorgen, dass wirklich alles ruhig und sicher abläuft. Nicht nur in den Stadien. Die sollen ein Hort der Sicherheit sein. Aber die Polizei und die deutschen Behörden müssen garantieren, dass in den Städten nichts passiert. Wir sind jederzeit gewarnt. Die politische Situation um uns herum ist gewalttätig.

"Bestmögliche Sicherheit, aber natürlich auch großartige Stimmung für die Fans in den Stadien“, versichert der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) für die Fußball-EM.

14.06.2024 | 05:37 min
ZDFheute: Die UEFA wird mit diesem Turnier einen Umsatz in Höhe von rund 2,4 Milliarden Euro machen. Die Ausrichterstädte aber müssen für die Fanfeste eigenständig aufkommen, der deutsche Steuerzahler für die Sicherheit. Denken Sie, das ist fair?
Čeferin: Die EURO 2024 GmbH mit Sitz in Frankfurt zahlt Steuern in Deutschland. Alles läuft über dieses Unternehmen. Die UEFA ist eine gemeinnützige Organisation mit Sitz in der Schweiz, zahlt dort keine Steuern. In Deutschland aber haben wir keine Steuerfreiheiten. Sie müssen immer sehen: Dieses eine Männerturnier finanziert den gesamten Fußball der UEFA. Mit dem Frauen- oder Jugendfußball machen wir keinen Gewinne. Daher verstehe ich die Kritik an der UEFA überhaupt nicht. Und um ehrlich zu sein:
Es gab mehr Städte, die Spiele ausrichten wollten als die zehn, die es jetzt tun.
Aleksander Čeferin, Uefa-Chef
Wir haben keine Stadt gezwungen. Die UEFA investiert enorm in Deutschland für dieses Turnier. Wir haben Kosten in Höhe von rund 700 Millionen Euro. In anderen Sportarten müssen die Ausrichter tatsächlich alles übernehmen.
ZDFheute: Diese EM ist ihre zweite als UEFA-Präsident. Wird es auch ihre letzte sein?
Čeferin: Zu meiner Zukunft und zur Präsidentschaft will ich mich nicht äußern. Für mich zählt jetzt nur die EM. Kein Kommentar zu anderen Dingen.
Das Interview führte Markus Harm. In der Schriftform des Interviews sind einige Anworten von Herrn Čeferin gekürzt wiedergegeben.

Er hält seinen Verband weitgehend skandalfrei, half die Super League zu verhindern, hat aber mit schwerreichen Investoren zu kämpfen: UEFA-Präsident Aleksander Čeferin.

02.04.2023 | 05:59 min

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