: Warum Grifo so gerne in Freiburg ist

von Christoph Ruf
18.02.2023 | 06:20 Uhr
Mit erstaunlicher Konstanz liefert Vincenzo Grifo Topleistungen beim SC Freiburg ab. Gut möglich, dass er bis zum Karriereende in seiner zweiten Heimat bleibt.
Ab auf die Tribüne: Beim 4:1-Sieg über Union Berlin gelingt Vincenzo Grifo ein Hattrick, der nach dem Spiel im Fanblock gefeiert wurde.Quelle: Tom Weller/dpa
Vincenzo Grifo ist derzeit ein gefragter Mann: Mehrfach täglich trudeln auf der Geschäftsstelle des SC Freiburg Interviewanfragen für den Offensivmann ein. Auf der Straße wird er noch häufiger erkannt, als das sowieso der Fall ist, seit er vor rund acht Jahren zum ersten Mal seine Zelte in Freiburg aufschlug.

Vincenzo Grifo, praktisch nie außer Form

Dabei dürfte es zwei Gründe geben, warum der italienische Nationalspieler derzeit so populär ist: Zum einen gehört er seit Jahren zu den Leistungsträgern beim Sportclub. An längere Formkrisen kann sich auch der gestrenge Freiburger Trainerstab nicht erinnern.
Und zum anderen trifft Grifo gerade nach Belieben: Elf Saisontore sind ihm vor dem 21. Spieltag, an dem der VfL Bochum (Samstag, 15.30 Uhr) Gegner ist, schon gelungen.

Treffsicherster Mittelfeldspieler der Liga

Der torgefährlichste Mittelfeldakteur der Bundesliga wirkt dabei dieser Tage so, als wäre ihm der Rummel um seine Person fast schon ein wenig unangenehm. "Ich bin jetzt im perfekten Fußballalter und habe jetzt die nötige Ruhe und Erfahrung", sagt er nach dem Training am Donnerstagnachmittag:
Und wenn eine Mannschaft gut performt, ist es für einen Offensivspieler natürlich leichter. Zumal bei mir ja sechs Elfmetertore dabei waren.
Vincenzo Grifo
Tatsächlich profitiert der 29 Jahre alte Grifo im gleichen Maße vom Kollektiv wie der Mannschaft seine Tore nützen. Wie beim Langzeit-Trainer Volker Finke (1991 bis 2007) setzt auch Christian Streich, der seit 2012 als Cheftrainer amtiert, nicht auf den klassischen Goalgetter im Sturmzentrum.

Grifo wie geschaffen für die SC-Philosophie

Stattdessen haben die Angreifer auch die Aufgabe, Räume für die immer wieder einrückenden Außenbahnspieler zu schaffen. Grifo ist mit seiner spielerischen Qualität, seinem Antritt und seiner hervorragenden Schusstechnik dabei wie geschaffen für den Fußball, der Streich vorschwebt.
2015 kam der in Pforzheim aufgewachsene italienische Nationalspieler erstmals nach Freiburg. Er überzeugte dort zwei Jahre lang, ehe er nach Mönchengladbach und danach nach Hoffenheim wechselte.
Seit 2019 ist er mit einem Vierteljahr Unterbrechung, in dem er es doch noch mal bei seinem Ausbildungsverein Hoffenheim probieren wollte, wieder in Freiburg.

Leistungsexplosion im Breisgau

Dort explodierten seine Leistungen sofort wieder, nachdem er sich weder in Gladbach (17 Saisonspiele) noch in Hoffenheim (saisonübergreifend acht Spiele) einen Stammplatz hatte erkämpfen können. Viele SC-Fans sind deswegen überzeugt, dass ihr Vince ("Wintsche") nur im heimeligen Breisgau zu Höchstform auflaufen kann.
Und tatsächlich ist es ausgemachte Sache, dass der gesellige Familienmensch Grifo in einem Umfeld aufblüht, in dem er sich gewertschätzt und gut aufgehoben fühlt - so wie in Freiburg, wo die Spieler auch privat zusammen essen gehen. Und wo Grifo oft Besuch von seiner Familie und den Freunden aus Pforzheim bekommt.

Alle gehen, Grifo bleibt

Während in den vergangenen Jahren fast in jedem Sommer Topspieler den Verein verließen und zu zahlungskräftigeren Konkurrenten wechselten, deutet bei Publikumsliebling Grifo derzeit wenig darauf hin, dass er schon bald seine Zelte im Breisgau abbrechen könnte.
Ich bin bei einem tollen Verein, der sich prima entwickelt hat und habe hier meine zweite Heimat gefunden. Es passt alles zusammen.
Vincenzo Grifo
Im vergangenen Sommer hat er seinen Vertrag jedenfalls erneut verlängert. Für wie lange, ist - wie immer in Freiburg - Betriebsgeheimnis.

Karrieende in Freiburg?

Bliebe noch die Frage, ob Grifo seine Karriere im Schwarzwald beenden wird: "So weit vorauszudenken, ist im Fußball eigentlich nicht möglich", antwortet er. Und schiebt dann schnell nach, dass er sich das zumindest "sehr gut vorstellen" könne.

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