Alexander Zverev kommt bei seinem ersten Rasen-Turnier seit zwei Jahren immer besser in Schwung. Der Tennis-Olympiasieger gewann am Mittwochabend beim ATP-Turnier im westfälischen Halle sein Achtelfinale gegen den Kanadier Denis Shapovalov ohne große Mühe mit 6:2, 6:4 und steht damit beim deutschen Rasen-Klassiker im Viertelfinale.

Dort bekommt es der 26-Jährige am Freitag mit dem Chilenen Nicolas Jarry zu tun. "Ich bin froh über den Sieg. Denis kann auf Rasen sehr, sehr gut spielen", sagte Zverev.

Zverev verwandelte bei hochsommerlichen Temperaturen in der gut besuchten Arena nach 75 Minuten seinen dritten Matchball. Der Hamburger zeigte nach dem klaren Zweisatzsieg zum Auftakt gegen Dominic Thiem eine weitere Leistungssteigerung und befindet sich eineinhalb Wochen vor dem Beginn von Wimbledon in guter Form.

Im vergangenen Jahr hatte Zverev die komplette Rasen-Saison verpasst, weil er sich kurz zuvor im Halbfinale der French Open eine schwere Fußverletzung zugezogen hatte.

Gegen Shapovalov hatte Zverev von Beginn an keine Mühe. Dem Deutschen gelang ein schnelles Break, nach nur 31 Minuten holte er sich mit dem zweiten Satzball den ersten Durchgang. Auch im zweiten Satz nahm Zverev dem fehlerhaft agierenden Kanadier schnell das Service ab.

Einen erfolgreichen Start in Halle legte auch Jan-Lennard Struff hin. Der aktuell beste deutsche Tennisprofi gewann sein Auftaktspiel gegen den russischen Qualifikanten Roman Safiullin mit 6:1, 7:6 (7:4) und hat damit das Achtelfinale erreicht.

Zuletzt hatte es Struff beim Turnier in Stuttgart ins Finale geschafft und verlor dort nur ganz knapp in drei Sätzen gegen Frances Tiafoe aus den USA. In Halle bekommt es Struff als nächstes mit Alexander Bublik aus Kasachstan zu tun.

Yannick Hanfmann hatte schon am Dienstag mit einem 6:4, 3:6, 6:3 gegen Louis Weßels das Achtelfinale und spielt dort am Donnerstag gegen den an Nummer drei gesetzten Russen Andrej Rubljow.

Indessen hat Roger Federer auf dem Centre Court in Halle eine blendende Figur gemacht. Statt im Tennisoutfit kehrte der frühere Top-Spieler im schicken schwarzen Anzug zu seinem langjährigen deutsche Lieblingsturnier zurück, machte Späßchen mit dem Maskottchen - und nahm unter lautem Jubel sichtlich gerührt den Award für seine Verdienste um das westfälische ATP-Turnier entgegen.

Dort hat er als Profi zehn Mal das Turnier gewonnen. "Das bedeutet mir sehr viel", sagte der Schweizer, und die Herzen flogen dem Rekordsieger und Fanliebling bei seinem ersten Auftritt im Tenniszirkus rund neun Monate nach seinem Rücktritt nur so zu.

Vom Tennis hatte der "Maestro" nach seinem tränenreichen Abschied im vergangenen September beim Laver Cup zwar Abstand genommen, langweilig wurde es ihm seither aber nicht. Sei es bei der Formel 1 in Miami, beim Basketball mit den New York Knicks, auf der glamourösen Met Gala, mit Ehefrau Mirka und den vier Kindern in Disneyland oder erstmals seit 15 Jahren beim Skifahren - Federer genießt seinen Ruhestand in vollen Zügen.

Auch für seine Stiftung, seine Herzensangelegenheit, findet der langjährige Weltranglistenerste viel Zeit. Erst im Mai besuchte er mit der ganzen Familie ein Projekt in Lesotho und hatte sichtlich Spaß, inmitten einer großen Gruppe von Kindern wieder einmal das Tennisracket zu schwingen.