: Kupferkonzern Aurubis tauscht Vorstände aus

23.01.2024 | 14:59 Uhr
Ein Millionenbetrug war bei Aurubis lange unentdeckt geblieben. Nun zieht der Kupferhersteller Konsequenzen: Drei von vier Vorstandsmitgliedern sollen das Unternehmen verlassen.
Aurubis trennt sich von drei von vier Vorstandsmitgliedern. (Symbolbild)Quelle: dpa
Weil Millionenschäden durch Betrug und Diebstahl bei der Hamburger Aurubis AG lange nicht aufgefallen waren und weil es zu einem tragischen Arbeitsunfall kam, müssen drei von vier Vostandsmitgliedern das Unternehmen nun vorzeitig verlassen. Das gab der Kupfer- und Recyclingspezialist nach einer Sitzung des Aufsichtsrates bekannt.
Die drei Vorstandsmitglieder tragen damit den besonderen Herausforderungen der Aurubis im abgelaufenen Geschäftsjahr Rechnung, insbesondere mit Blick auf die schwerwiegenden Betrugs- und Diebstahlsfälle im Werk Hamburg und Vorkommnisse im Bereich der Arbeitssicherheit.
Aurubis AG

Aurubis: Chemieunfall und unentdeckter Diebstahl

Im vorigen Jahr hatte es bei Aurubis einen Chemieunfall gegeben. Dabei war Stickstoff ausgetreten, drei Männer im Alter von 24, 49 und 53 Jahren starben an den Folgen. Das hatte bei den Mitgliedern des Kontrollgremiums Zweifel am Risikomanagement der Unternehmensführung geweckt.
Hinzu kamen Fälle von Diebstahl und Betrug, die lange unentdeckt geblieben waren. Eine Anwaltskanzlei hatte im Auftrag des Aufsichtsrates daraufhin die Verantwortung des Vorstands im Zusammenhang mit den Straftaten untersucht.

Aurubis: Nur ein Vorstandsmitglied bleibt

Vorstandschef Roland Harings, dessen Vertrag eigentlich bis Mitte 2027 lief, hatte sich Mitte Dezember noch zuversichtlich gezeigt, "dass die Untersuchungen ergeben, dass wir hier mit allen Sorgfaltspflichten und mit aller Verantwortung das Unternehmen geführt haben". Nun verlässt der 60 Jahre alte Manager Aurubis schon Ende September.

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Fälle von Diebstahl und Betrug bei Aurubis

Aurubis war in mehreren Fällen Opfer von Kriminellen geworden. Der großangelegte Betrug war bei regelmäßigen Überprüfungen des Metallbestands aufgefallen. Es gab erhebliche Abweichungen vom Sollbestand sowie Abweichungen bei Sonderproben bestimmter Recycling-Lieferungen.

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Unterm Strich sprach das Unternehmen im Dezember bei der Präsentation der Jahresergebnisse für 2022/23 (30. September) von einem Fehlbestand an Metallen von 169 Millionen Euro. Die Bilanz des vergangenen Geschäftsjahres war zudem durch den tödlichen Chemieunfall überschattet.
Quelle: dpa

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