: Dieselskandal: Vorwürfe "treffen" Winterkorn

04.09.2024 | 20:05 Uhr
Martin Winterkorn ist verletzt. Die Vorwürfe gegen ihn, träfen ihn "ganz erheblich", sagte der frühere VW-Chef. Er muss sich vor Gericht wegen des Dieselskandals verantworten.
Der frühere VW-Vorstandchef Martin Winterkorn hat sich im Strafprozess gegen ihn von der Anklage betroffen gezeigt.Quelle: epa
Jetzt spricht "Mr. Volkswagen": In seiner ersten Einlassung als Angeklagter vor Gericht hat Martin Winterkorn die Vorwürfe gegen ihn zurückgewiesen und sieht seine erfolgreiche Karriere durch die Dieselaffäre beschädigt. "Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft, ich hätte in meiner Aufgabe als Vorstandsvorsitzender gebotene Handlungen unterlassen, Kunden und Aktionäre getäuscht und geschädigt und mich damit strafbar gemacht, trifft mich - am Ende meines beruflichen Weges - ganz erheblich", sagte er vor dem Landgericht Braunschweig.

Noch gilt die Unschuldsvermutung

In seinem Eingangsstatement verneinte der 77-Jährige sämtliche Vorwürfe der Anklage. Das sei nicht die Haltung, die er in fast 15 Jahren als Vorstandsvorsitzender an der Spitze von Audi und Volkswagen eingenommen habe. Ihm werden in dem Strafprozess gewerbsmäßiger Betrug, Marktmanipulation und uneidliche Falschaussage vorgeworfen.

Neun Jahre nach dem Dieselgate werden dem Ex-VW-Vorstandschef unter anderem Betrug und Marktmanipulation vorgeworfen. Die Schadenshöhe des Diesel-Skandals: Rund 78 Milliarden Euro.

03.09.2024 | 02:35 min
Winterkorn soll VW-Käufer über die Beschaffenheit der Autos getäuscht haben. Zudem werfen ihm die Ankläger vor, in den entscheidenden Septembertagen 2015 den Kapitalmarkt vorsätzlich nicht rechtzeitig über Risiken durch Strafzahlungen informiert haben. 2017 soll er dann vor dem Untersuchungsausschuss des Bundestags uneidlich falsch dazu ausgesagt haben. Bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung gilt die Unschuldsvermutung.
Die Abgasmanipulationen waren im September 2015 durch Nachforschungen von US-Umweltbehörden und Wissenschaftlern aufgeflogen und hatten VW in die schwerste Krise der Firmengeschichte gestürzt. Winterkorn trat zurück und verschwand immer mehr aus der Öffentlichkeit. Die Auftritte wurden weniger, Äußerungen gab es praktisch nie.

2023 wurden in Deutschland rund 4,9 Millionen PKW von Volkswagen produziert, an 10 Standorten. Dort arbeiten 120.000 Menschen – damit gehört VW zu den wichtigsten Arbeitgebern.

04.09.2024 | 01:03 min
Neun Jahre nach dem Auffliegen des Skandals scheint Winterkorn im Jahr 2024 trotz sichtbarer gesundheitlicher Beeinträchtigung wieder in die Offensive zu gehen. In seinem etwas mehr als einstündigen Vortrag referierte Winterkorn seinen Karriereweg bis an die Konzernspitze.

Winterkorn betont stategische Verantwortung

Er beschrieb ausführlich seinen komplexen Aufgabenbereich als Vorstandsvorsitzender und die damit verbundene Taktung. "Spielräume oder gar freie Stunden gab es nur selten". Eine seiner Kernbotschaften lautete, dass er sich vor allem um strategische Entscheidung, die weit in die Zukunft reichten, kümmerte - nicht um die operativen Dinge.
Fast in der Manier eines amtierenden Konzernchefs betonte er die Entwicklung und Bilanz unter seiner Führung. Mitarbeiterzahl verdoppelt, jährlichen Verkauf von Autos von 6,2 auf 9,1 Millionen gesteigert. Konzerngewinn von 2,75 Milliarden Euro auf 13,8 Milliarden Euro hochgeschraubt. "Das ist das Fünffache", betonte Winterkorn. "Die Entwicklung und der Einsatz einer unerlaubten Softwarefunktion in den Motorsteuergeräten kleiner Dieselmotoren beschädigt diese ansonsten erfolgreiche Bilanz", sagte er.

Der frühere Volkswagen-Chef Martin Winterkorn steht seit heute in Braunschweig wegen des Diesel-Skandals vor Gericht. ZDF-Korrespondent Peter Kunz beobachtet den Prozess.

03.09.2024 | 01:25 min
Mit seinem Rücktritt habe er Verantwortung übernommen. "Ich halte es aber für fernliegend, mir einen strafrechtlichen Vorwurf zu machen, wie es die Staatsanwaltschaft Braunschweig mit ihren Anklagen versucht", sagte Winterkorn. Am kommenden Donnerstag (12.9.) geht der Prozess weiter.

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Quelle: ZDF
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Quelle: AFP, dpa

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