: Volkswagen kündigt billiges Elektroauto an

von Frank Bethmann
29.05.2024 | 16:21 Uhr
Bezahlbare E-Autos bauen bislang andere. Nach der gescheiterten Kooperation mit Renault will VW nun einen Billigstromer in Eigenregie bauen. Doch das soll erst 2027 kommen.

Nur etwa jedes zehnte neu zugelassene Fahrzeug war im ersten Quartal 2024 ein E-Auto. VW möchte nun ein preiswerteres E-Auto auf den Markt bringen. Valerie Haller berichtet.

29.05.2024 | 00:58 min
Ausgerechnet der Volkswagen-Konzern, der einst mit dem Käfer einen Kleinwagen baute, den sich praktisch alle leisten konnten, der nach dem Käfer mit dem Golf sogar ein zweites Fahrzeug entwickelte, das zum meistverkauften Auto der Welt avancierte, schafft es derzeit nicht, einen kostengünstigen Stromer auf die Straße zu bringen.
Besser wolle man es machen, räumte Konzernchef Oliver Blume jüngst in einem Interview mit der "FAZ" ein: "Ich stehe dafür, dass Volkswagen auch eine gesellschaftliche Verantwortung hat, Mobilität in den Einstiegssegmenten anzubieten."

Der Volkswagen-Konzern hat die Aktionäre zur Hauptversammlung eingeladen - die Entwicklung von E-Autos und die wachsende Konkurrenz aus China stehen dabei im Mittelpunkt.

29.05.2024 | 01:16 min

VW: E-Auto ID.1 soll für etwa 20.000 Euro kommen

Jetzt geht der Konzern in die Offensive. Pünktlich zur Hauptversammlung kündigte Blume an, dass man nun ein Fahrzeug, mit dem Arbeitstitel ID.1, für rund 20.000 Euro auf den Markt bringen wolle. Die Weltpremiere sei allerdings erst für 2027 geplant, wie Europas größter Autobauer nachschob.

Der Konzern konnte seine Umsätze im vergangenen Geschäftsjahr um insgesamt 15,5 Prozent steigern, der Anteil an gelieferten E-Autos stieg um 35 Prozent im Vergleich zu 2022.

13.03.2024 | 01:21 min
Da ist die Konkurrenz schon weiter. Erst vor wenigen Tagen hat der chinesische Elektrobauer BYD angekündigt, sein Modell Seagull zeitnah für weniger als 20.000 Euro in Europa anbieten zu wollen. Und Dacia hat den Preis seines Billigmodells Spring in Deutschland sogar auf unter 13.000 Euro gesenkt.

Kritik: VW hat mit Elektromobilität zu spät begonnen

Trotz der Ankündigung, einen Billigstromer bauen zu wollen, steht VW unter Druck. "Man darf sich nichts vormachen", sagt Stefan Bratzel, Gründer und Direktor des Center of Automotive Management (CAM), "VW hat mit der Elektromobilität zu spät begonnen".
Andere haben früher auf den Stromantrieb gesetzt, so Bratzel. Und so fehlten Kompetenzen oder diese seien nicht ausreichend vorhanden, um E-Autos billig zu produzieren, analysiert der Autofachmann nüchtern.
Hinzu kommt, dass die Konkurrenz mit einer größeren Entwicklungsgeschwindigkeit unterwegs ist und Volkswagen Schwierigkeiten hat, hier mitzuhalten.

Die Neuzulassungszahlen von Elektroautos sind von rund 15 auf 11 Prozent gesunken. Deutsche Elektroautos sind zu teuer. Mit welchen Problemen die Autobauer zu kämpfen haben.

26.02.2024 | 03:40 min

Angepeilter E-Auto-Preis "wirtschaftlich extrem herausfordernd"

Wenn es Volkswagen nicht gelänge, diesen Rückstand aufzuholen, findet Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des CAR-Instituts, "wäre das dramatisch". Während Dudenhöffer fest davon überzeugt ist, dass Volkswagen nur eine Chance hat bei der Elektromobilität, "wenn es von China lernt", überrascht der VW-Konzern mit seiner Ankündigung, den ID.1 in Europa bauen zu wollen.
"Damit verbinden wir ein klares Bekenntnis zum Industriestandort Europa", so der Konzernchef. Dass der angepeilte Preis von um die 20.000 Euro eine Herausforderung sei, musste VW-Markenchef Thomas Schäfer bereits im März einräumen: "Das ist wirtschaftlich extrem herausfordernd."

Kostenvorteile für E-Mobilität in China enorm

Dudenhöffer war bis vor Kurzem davon überzeugt: "Das bezahlbare deutsche E-Auto könnte nur aus China kommen". Ganz einfach, weil die Kostenvorteile im Reich der Mitte enorm sind.

Für VW ist China ein attraktiver Produktionsstandort. Doch die chinesische Überwachungspolitik und der Vorwurf von Menschenrechtsverletzungen sorgen immer wieder für Kritik.

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Die Hersteller vor Ort fertigen in viel größeren Stückzahlen; dadurch sind die Batterien günstiger. Und nicht zuletzt setzt sich dort immer mehr ein neuartiges Fertigungsverfahren durch, die sogenannte Druckgusstechnik. Karosserien können so sehr viel schneller und damit kostengünstiger produziert werden.

VW-Kooperationen mit chinesischen Autobauern

Volkswagen ist zuletzt mit seinen Konzernmarken zahlreiche Kooperationen mit chinesischen Autobauern eingegangen. Die vielleicht wichtigste mit dem jungen Elektroauto-Start-up Xpeng, das als einer der innovativsten Fahrzeugbauer weltweit gilt.
Volkswagens Bekenntnis zu Europa, hier den Billigstromer zu bauen, kommt von daher unerwartet, dürfte aber vor allem ein Zugeständnis an den mächtigen Betriebsrat gewesen sein.

Auf der "Auto China" in Peking werden chinesische Autokonzerne wie Popstars gefeiert.

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Bau des ID.1 wohl nicht in Deutschland

Eine mögliche Kooperation mit Renault, sich gemeinsam die Kosten für ein Einsteigermodell zu teilen, scheiterte Konzernkreisen zufolge daran, dass sich VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo dagegen ausgesprochen habe, dieses Modell bei den Franzosen bauen zu lassen, während die VW-Werke derzeit ohnehin nicht ausgelastet seien.
Wo genau der ID.1 in Europa nun gebaut werden soll, ließ VW noch offen. Eine Fertigung in Deutschland gilt aber als unwahrscheinlich. Bereits den ID.2all hatte VW aus Kostengründen an die Konzerntochter Seat nach Spanien vergeben.
Frank Bethmann ist Moderator und Redakteur der ZDF-Börsenredaktion.

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