: So teuer können Krankheitswellen sein

30.12.2023 | 16:07 Uhr
Das Kieler Institut für Weltwirtschaft warnt vor hohen Verlusten für die Volkswirtschaft durch die aktuelle Krankheitswelle. So viel kosten die vielen Fehltage der Beschäftigten.

Ob Corona oder Grippe, die Zahlen von akuten Atemwegserkrankungen steigen von Woche zu Woche weiter an. Dadurch werden auch die Arzt-Praxen vor eine echte Belastungsprobe gestellt.

21.12.2023 | 02:43 min
Die derzeitige Welle von Atemwegs- und Influenza-Erkrankungen könnte bis zu 36 Milliarden Euro an volkswirtschaftlichen Kosten verursachen - das hat das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) errechnet. "Allein durch den krankheitsbedingten Arbeitsausfall könnte der deutschen Volkswirtschaft ein Verlust in der Bruttowertschöpfung von 32 bis 36 Milliarden Euro entstehen", zitiert die "Welt am Sonntag" aus den Berechnungen.
Grundlage der Annahme sind:
  • der hohe Krankenstand,
  • der starke Anstieg von Atemwegs-Neuerkrankungen seit Oktober
  • und die zurzeit rapide Zunahme der Influenza-Neuinfektionen
So ist die Zahl aller neuen Fälle pro Woche aktuell um bis zu 53 Prozent höher als in den Vergleichswochen der letzten schweren Grippewelle vor Corona in der Saison 2017/2018.
Wie hoch die Kosten aufgrund des Arbeitsausfalls tatsächlich ausfallen, wird laut IfW maßgeblich von der Dauer und Schwere der Grippewelle abhängen.
In den vergangenen Wochen hatte die Welle von Atemwegserkrankungen zu massiven Störungen in unterschiedlichen Bereichen von Wirtschaft und Gesellschaft geführt: von gestrichenen Zug- und Busverbindungen bis hin zu Unterrichtsausfällen an Schulen oder Angebotsreduzierungen an Kitas.

Volkswirtschaftliche Kosten einer Grippewelle

Zu den volkswirtschaftlichen Kosten einer Grippewelle und anderer saisonal gehäuft auftretender Atemwegserkrankungen zählt das IfW insbesondere

  • die vermeidbaren Todesfälle (Übersterblichkeit), die oft nicht monetär bewertet werden und für Deutschland in der letzten schweren Grippesaison 2017/18 auf mehr als 25.000 geschätzt wurden,
  • die direkten Kosten der Behandlung, wobei insbesondere die Kosten im stationären Sektor hoch sein können und in vielen Hocheinkommensländern ca. drei Viertel der gesamten direkten Behandlungskosten ausmachen,
  • die indirekten Kosten, wobei der Verlust an Wertschöpfung durch krankheitsbedingte Fehlzeiten (oder verringerte Produktivität) am Arbeitsplatz ein besonderes Augenmerk verdient.

Quelle: IfW

Wie sah das bei früheren Grippewellen aus?

Auch frühere Grippewellen waren schon mit erheblichen Verlusten für die Volkswirtschaft verbunden. Für die schwere Grippewelle 2017/2018 hat das IfW Kosten von gut 20 Milliarden Euro berechnet.
In den Jahren danach sind die berechneten Kosten nochmal stark gestiegen. Für die Grippewelle im vergangenen Winter rechnete das IfW im schlechtesten Fall mit einem Schaden von mehr als 40 Milliarden Euro allein durch Produktivitätsverluste am Arbeitsplatz. Das sind mehr als 1,2 Prozent der Wertschöpfung eines Jahres. 2017/2018 lag der durch Arbeitsausfall verursachte Rückgang bei ca. 0,7 Prozent der Wertschöpfung.

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21.12.2023 | 04:54 min
Entscheidend für die Höhe dieser Kosten oder Verluste ist die Länge der Grippewelle, die Zahl der Infizierten und die damit verbundenen Fehltage am Arbeitsplatz. Diese Fehlzeiten waren in den letzten zwei Jahrzehnten relativ konstant, mit einer leichten Tendenz nach oben. Der Höchststand wurde im ersten Jahr der Corona-Pandemie 2020 erreicht. Seitdem ist die Zahl der Fehltage wieder leicht gesunken und lag 2022 bei 6,9 Tagen pro Arbeitnehmer.
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Was macht so viele Menschen aktuell krank?

Ursache der Krankheitswelle sind seit dem Herbst gleich mehrere Krankheitserreger. Neben den Grippeviren sind dies das wieder sehr stark verbreitete Coronavirus, RSV-Erreger sowie Rhinoviren, die etwa für meist leichtere Erkältungskrankheiten verantwortlich sind.
Aufgrund der Pandemie-Maßnahmen aus den vergangenen Jahren - verstärkte Hygiene und die Vermeidung von Kontakten - muss sich das Immunsystem in Kontakt mit den neuen Viren jetzt "updaten", um die neuen Virus-Varianten abwehren zu können, und sei dabei besonders gefordert.
Hausärzte hatten bereits vor den Weihnachtsfeiertagen den Bürgerinnen und Bürgern empfohlen, sich vor Feiern und Familientreffen zumindest auf Coronaviren zu testen.
Quelle: AFP, dpa, ZDF

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