: Ex-VW-Chef: "Den Chinesen geht es nicht gut"

von Pierre Winkler
22.03.2024 | 00:28 Uhr
Ex-VW-Chef Herbert Diess berichtet von einer kriselnden chinesischen Wirtschaft und macht Deutschland Hoffnung. Die Unternehmerin Andrea Thoma-Böck widerspricht.

Sehen Sie hier die Sendung Markus Lanz vom 21. März 2024.

21.03.2024 | 75:08 min
Schon in seiner Zeit als Vorstandsboss bei Volkswagen war China für Herbert Diess extrem wichtig. Eine Verbindung, die ihm auch heute als Aufsichtsratsvorsitzender von Infineon nutzt. Diess kennt das Land wie kaum ein anderer deutscher Manager.
"Den Chinesen geht es nicht gut", sagte er am Donnerstagabend bei Markus Lanz nach seiner jüngsten China-Reise.
Das Wachstum, das sie gewohnt sind, ist zum Erliegen gekommen.
Herbert Diess, Aufsichtsratsvorsitzender von Infineon
Es gebe bei chinesischen Unternehmen eine zunehmende Frustration, weil Staatspräsident Xi Jinping das Land zurückführe "in einen sehr traditionellen Kommunismus, in Fünfjahrespläne, in Staatsunternehmen, in Regulierung, in mehr Überwachung".

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US-Sanktionen treffen Chinas Wirtschaft

Zudem wirkten die amerikanischen Wirtschaftssanktionen, "die China schon stark einschränken beim Thema der neuen Technologien". Die US-Regierung von Präsident Joe Biden hat im vergangenen Jahr verschiedene Sanktionen verhängt, die es verbieten, KI-Technologien nach China zu exportieren.
Chinas Verhältnis zum Westen ist komplizierter geworden. Trotzdem achte und respektiere China Deutschland immer noch, sagte Diess. Aber: "Deutschland hat natürlich gelitten in den letzten Jahren, indem wir unsere Flughäfen nicht fertigkriegen, oder den einen nicht fertigkriegen, während China praktisch im Monatsrhythmus Flughäfen baut."

Der weltweit größte Hersteller von Elektroautos ist inzwischen der chinesische Autobauer BYD.

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Dennoch habe die deutsche Autoindustrie immer noch eine gute Chance, sich auf dem chinesischen Markt dauerhaft auch in Sachen E-Mobilität durchzusetzen.
Die Chinesen machen viel, aber da ist auch viel Unsinn dabei.
Herbert Diess, Aufsichtsratsvorsitzender von Infineon
Die Premiummarken auf dem chinesischen Automobilmarkt seien zu 90 Prozent europäisch.

Gut ausgebildete junge Menschen verlassen Deutschland

Andrea Thoma-Böck, Geschäftsführerin eines metallverarbeitenden Unternehmens im Allgäu, konnte so viel Optimismus nicht ganz nachvollziehen. Deutschland gerate international immer mehr in Rückstand.
"Wenn man mit jungen Menschen spricht, die eine gute Ausbildung haben, die absolvieren hier ihre Ausbildung und dann gehen sie uns verloren, weil das Ausland einfach attraktiver ist", sagte sie.

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Ein großer Faktor seien die niedrigeren Steuern in anderen Ländern, aber auch das "Gesamtpaket" sei andernorts einfach besser. Die Stimmung in Deutschland sei schlecht. "Da braucht es einen Aufbruch", sagte sie.
Auf die Frage, ob deutscher Fleiß oder deutsche Leistungsbereitschaft noch so vorhanden seien wie früher, antwortete Thoma-Böck: "Garantiert nicht, die ist nicht mehr da." Die junge Generation sei "in einer Zeit großgeworden, wo der Wohlstand und Luxus da war".
Diess merkte an: "Ich würde diese nächste Generation, unsere Kinder in Schutz nehmen an der Stelle. Da gibt es wahnsinnig viele, die arbeiten unglaublich engagiert. In der Forschung, in der Wissenschaft."

Stromausfälle schaffen Probleme für die Industrie

Was die Unternehmerin Thoma-Böck darüber hinaus pessimistisch macht: Stromausfälle. Sie berichtete von Ausfällen von ein bis zwei Stunden in ihrem Unternehmen. "Aber dann eben auch ganz viele kleine, und das sind die, die der normale Bürger gar nicht mitbekommt, im Millisekundenbereich", sagte sie.
Damit kann die Industrie nicht umgehen, die braucht Versorgungssicherheit und eben auch in diesem Millisekundenbereich. Uns zerschießt das alles, die Anlagen stehen komplett.
Andrea Thoma-Böck, Unternehmerin
Diess äußerte die Hoffnung, dass es schon bald günstige Speicher für erneuerbare Energie geben werde. "Die Technik kommt, und die kommt schnell", sagte er.

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