: Rekordverlust: Preise zehren Lohnzuwachs auf

13.12.2022 | 15:45 Uhr
Die Preise steigen im Moment so sehr, dass die Lohnzuwächse nicht mithalten können, so eine Tarifstudie. Es handle sich um einen "einzigartigen Reallohnverlust".
Hafenarbeiter streiken in Hamburg mit Slogans wie "Inflationsmonster stoppen!" gegen hohe Inflation und zu geringe Lohnsteigerung.Quelle: Fabian Bimmer/Reuters
Die hartnäckig hohe Inflation zehrt in diesem Jahr einer Studie zufolge Lohnzuwächse in einem einmaligen Ausmaß auf. Tarifbeschäftigte haben damit unter dem Strich real weniger Geld zur Verfügung.
Nach einer vorläufigen Bilanz des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) handelt es sich um einen "in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland bislang einzigartigen Reallohnverlust."

Fast alle Lebensmittel sind im Vergleich zum vergangenen Jahr deutlich teurer geworden. Verbraucherschützer vermuten, dass Händler und Hersteller davon profitieren.

02.12.2022
Die Teuerung verlor im November zwar etwas an Tempo, blieb nach bestätigten Daten des Statistischen Bundesamtes mit 10,0 Prozent aber weiter zweistellig. Nach Angaben des WSI-Tarifarchivs der gewerkschaftlichen Böckler-Stiftung steigen die Tariflöhne in Deutschland 2022 gegenüber dem Vorjahr um durchschnittlich 2,7 Prozent.

Reallöhne sinken laut Tarifarchiv um 4,7 Prozent

Angesichts einer zu erwartenden Steigerung der Verbraucherpreise um 7,8 Prozent im Jahresschnitt ergebe sich hieraus ein durchschnittlicher Rückgang der tarifvertraglich vereinbarten Reallöhne von 4,7 Prozent.
ZDFheute Infografik
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Zum einen hätten in diesem Jahr aufgrund langfristig wirksamer Tarifverträge in vielen Branchen gar keine Tarifverhandlungen stattgefunden, erläuterte der Leiter des WSI-Tarifarchivs, Thorsten Schulten.
Andererseits werden aktuell vereinbarte, deutlich stärkere Tariferhöhungen und Inflationsprämien oft erst ab 2023 wirksam.
Thorsten Schulten, WSI-Tarifarchiv

Hoffnung auf Tarifverhandlungen 2023

Im kommenden Jahr können Beschäftigte nach seiner Einschätzung auf insgesamt deutlich höhere Tarifzuwächse hoffen. Hierauf deuteten zum einen eine Reihe aktueller Abschlüsse etwa in der chemischen Industrie und in der Metall- und Elektroindustrie hin.

Die Energiekrise ist im Alltag angekommen. Schon jetzt sparen viele, wo es geht, um über die Runden zu kommen. Und keiner weiß, wie hoch die Heizkosten im Winter noch steigen werden.

30.10.2022 | 30:14 min
Zudem lasse sich auch bei den kommenden Verhandlungen wie etwa im öffentlichen Dienst (Bund und Gemeinden), bei der Deutschen Post AG oder in der Nahrungsmittelindustrie eine Tendenz zu deutlich höheren Tarifforderungen beobachten, sagte der Experte.

Hohe Energie- und Lebensmittelpreise befeuern Inflation

Die Inflation in Deutschland wird seit Monaten von hohen Energie- und Lebensmittelpreisen angetrieben. "Wir beobachten zunehmend auch Preisanstiege bei vielen anderen Waren neben der Energie", erläuterte der Präsident der Wiesbadener Behörde, Georg Thiel, am Dienstag.
Energie kostete im November 38,7 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der Preisanstieg schwächte sich nach einem Zuwachs von 43 Prozent im Oktober damit etwas ab. Für Nahrungsmittel mussten Verbraucher 21,1 Prozent mehr zahlen als im November 2021. Seit Jahresbeginn hat sich der Preisauftrieb den Angaben zufolge hier schrittweise verstärkt.
Insgesamt stiegen die Verbraucherpreise im November gegenüber dem Vorjahresmonat um 10,0 Prozent. Im Oktober hatte die Jahresinflationsrate mit 10,4 Prozent den höchsten Stand seit etwa 70 Jahren erreicht. Im Vergleich zum Vormonat sanken die Verbraucherpreise im November insgesamt um 0,5 Prozent.
Quelle: dpa

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