: Mallorca sagt Wohnungsnot den Kampf an

22.02.2023 | 15:39 Uhr
Der Wohnungsmangel treibt auf den Balearen inzwischen erschreckende Blüten. Nun will Mallorca radikal durchgreifen. Vor allem Ausländer hat man im Fokus.
Der Traum einer eigenen Ferienwohnung auf Mallorca könnte für viele Deutsche bald platzen, wenn die Regierung der Balearen mit ihren radikalen Plänen zur Bekämpfung der schlimmen Wohnungsnot durchkommt. Die linken Parteien, die auf den Mittelmeer-Inseln das Sagen haben, wollen nämlich den Immobilienkauf durch Nichtansässige einschränken.

Geplante Beschränkung noch nicht definiert

Das soll in Abstimmung mit der spanischen Zentralregierung und der Europäischen Union geschehen, wie es in einer Initiative heißt, die im Regionalparlament in Palma mit großer Mehrheit angenommen wurde. Ziel sei ein Gesetz, "das die notwendigen Maßnahmen zur Beschränkung des Erwerbs von Eigenheimen durch nicht ansässige natürliche oder juristische Personen vorsieht, um die aktuelle Immobilienspekulation zu verhindern", heißt es im Text.
Wie die angestrebte Beschränkung aussehen soll, steht zwar noch nicht fest. Einige linke Politiker fordern aber schlicht und einfach ein Verbot für Nicht-Ortsansässige.

Deutsche sind besonders häufig Immobilienbesitzer

Mehr als die Hälfte aller Immobilienkäufer auf den Balearen waren 2021 Ausländer - ganz vorne rangieren die Deutschen, mit 59 Prozent aller von Ausländern getätigten Geschäfte.
Die Opposition kritisiert die Pläne, hält diese für kontraproduktiv und zudem für unvereinbar mit EU-Recht. Diese Ansicht teilen viele Juristen und Makler. Der deutsche Präsident des Balearischen Verbandes Nationaler und Internationaler Makler (ABINI), Hans Lenz, glaubt nicht, dass ein Verbot für Nichtansässige durchzusetzen ist. Da das Vorhaben auch Festlandspanier betreffen würde, würde das eine Änderung der spanischen Verfassung nötig machen, sagte er dem "Mallorca Magazin".
Auch könne sich das weder die öffentliche Hand noch die lokale Wirtschaft das leisten. Von der Immobilienwirtschaft hängen nach seinen Worten 25 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der Balearen und gut 100.000 Arbeitsplätze ab.

Mietkosten immens gestiegen

Dass es aber Probleme gibt, die immer schlimmer werden, bestreitet niemand. Die Immobilienpreise sind in den vergangenen Jahren auf den sehr beliebten Balearen-Urlaubsinseln besonders stark angestiegen. Es gibt auf Mallorca kaum noch Mietwohnungen für weniger als 1.000 Euro Monatsmiete. Selbst ein WG-Zimmer kostet meist mindestens 400 Euro. Dabei liegt der monatliche Durchschnittsverdienst auf der Insel nach Zahlen der spanischen Statistikbehörde INE lediglich bei gut 1.900 Euro.
Das bleibt nicht ohne Folgen: Keine geringere Institution als der Oberste Gerichtshof in Madrid stellte fest: Der Mangel an Wohnraum und die hohen Kosten "führen dazu, dass es auf den Inseln bald keine Ärzte, keine Lehrer, keine Justizbeamten" mehr geben werde. Das Gericht bestätigte das Verbot der Ferienvermietung von Wohnungen in Mehrfamilienhäusern in Palma.

Viele Restaurants und Hotels der Baleareninsel sind auf den Touristen-Ansturm noch gar nicht vorbereitet. Mit welchem Personal geht der Tourismus auf Mallorca in die Badesaison?

23.06.2022 | 02:03 min

Immer mehr Hausbesetzungen oder Wohnwagen-Siedlungen

Die Wohnungsnot führt sogar zur Zunahme von Hausbesetzungen. Es wird über Sozialwohnungen in Schiffscontainern diskutiert. Aus der Not entstehen bereits Siedlungen aus Wohnwagen, die von Tag zu Tag größer werden.
Die Kritiker meinen, nicht die ausländischen Käufer, sondern die Regierung sei in erster Linie schuld. Luis Martín, der Vorsitzende des Verbandes der mallorquinischen Bauträger, klagte im "Mallorca Magazin", Palma habe bereits gut 53.000 Hektar Bauland auf den Balearen gestrichen, auf denen 20.000 Wohneinheiten entstehen könnten.
Die linke Regierung hat aber durchaus an anderen Stellen etwas getan. Zuletzt wurde etwa beschlossen, Bürger beim Kauf einer Immobilie zu unterstützen, indem die öffentliche Hand beim Abschluss einer Hypothek als Bürge auftritt. Es gibt Zuschüsse für junge Leute und Geringverdiener, und Wohnungen von Immobilienbesitzern, denen mehr als zehn Objekte gehören, können "zwangsvermietet" werden, wenn sie mehr als zwei Jahre leerstehen.
Quelle: von Emilio Rappold, dpa

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