: Fast 60 Prozent mehr Menschen wohnungslos

08.11.2023 | 11:18 Uhr
Immer mehr Menschen in Deutschland sind wohnungslos. Das liegt auch an den ukrainischen Flüchtlingen, die kein eigenes Dach über dem Kopf gefunden haben. Aber nicht nur.
Auch wer in einer Unterbringung lebt, gilt als wohnungslos.Quelle: picture alliance / SZ Photo
Die Zahl der wohnungslosen Menschen in Deutschland ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen - vor allem wegen des starken Zuzugs von Menschen aus der Ukraine. Im Verlauf des Jahres 2022 waren in Deutschland demnach 607.000 Menschen wohnungslos, wie die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAGW) an diesem Mittwoch auf Grundlage eigener Hochrechnungen mitteilte. Das waren im Jahresvergleich fast 60 Prozent mehr als im Jahr 2021, als 383.000 Wohnungslose gezählt wurden.

Es gibt zu wenige Sozialwohnungen.

23.05.2023 | 02:04 min
Allerdings gibt es bei der Entwicklung "deutliche Unterschiede" zwischen deutschen und nicht-deutschen Menschen, wie die BAGW mitteilte. Bei den deutschen Wohnungslosen ergab sich ein Anstieg von fünf Prozent, bei den nicht-deutschen um 118 Prozent.

Geflüchtete Ukrainer lassen Zahlen wachsen

Letzteres sei "insbesondere auf die enorme Zunahme der Zahl wohnungsloser Geflüchteter, ganz besonders aus der Ukraine, zurückzuführen, erklärte die Bundesarbeitsgemeinschaft. Als "wohnungslos" werden in der Statistik auch solche Menschen gezählt, die in institutionellen Einrichtungen wie etwa Flüchtlingsheimen untergebracht sind.

Sie leben in Autos, Garagen oder Kellern: Bis zu eine Million Menschen in Deutschland gelten als wohnungslos. Trotz Arbeit oder Rente reicht vielen das Geld nicht für ein festes Zuhause.

06.10.2022
Für Wohnungslose mit deutscher Staatsbürgerschaft zeigen die Daten eine Reihe von Gründen für die Wohnungsnot: 57 Prozent der Betroffenen verloren die Wohnung aufgrund einer Kündigung. Weitere wichtige Auslöser waren mit 21 Prozent Miet- und Energieschulden, mit 20 Prozent Konflikte im Wohnumfeld sowie mit 16 Prozent Trennung oder Scheidung.

Wohnungslose sind nicht obdachlos

Wohnungslosigkeit beschreibt die Lebenslage von Menschen ohne festen Wohnsitz oder privaten Wohnraum. Obdachlosigkeit bedeutet hingegen, dass Menschen über keinen festen Wohnsitz verfügen und im öffentlichen Raum, im Freien oder in Notunterkünften übernachten. Nicht obdachlos sind zum Beispiel Wohnungslose, die vorübergehend in Heimen, Frauenhäusern oder bei Verwandten wohnen. Die Zahl der Obdachlosen, also Menschen, die 2022 auf der Straße oder in provisorischen Behausungen lebten, wird auf 37.400 geschätzt. (Quelle: ZDF)
Nicht-deutsche Wohnungslose hätten mehrheitlich in Deutschland noch nie eine Wohnung gehabt. Der Hauptauslöser ist ihre Flucht.
Werena Rosenke, Geschäftsführerin der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe, erklärte zum Anstieg der Zahlen: "Inflation, gestiegene Kosten und steigende Mieten belasten einkommensschwache Haushalte in Deutschland." Dies führe zu Armut, Mietschulden und Wohnungsverlust. "Besonders gefährdete Gruppen sind einkommensarme Ein-Personen-Haushalte, Alleinerziehende und kinderreiche Paare", erklärte Rosenke."
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Der fehlende bezahlbare Wohnraum ist und bleibt der Hauptgrund für die Wohnungsnot in Deutschland", fügte sie hinzu. "Deutsche wie nicht-deutsche Wohnungslose können daher nicht angemessen mit eigenem bedarfsgerechtem Wohnraum versorgt werden."
Quelle: AFP

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