: Zehntausende fehlen in sozialen Berufen

30.08.2024 | 09:55 Uhr
Pflege, Kitas, Sozialarbeit: In diesen Bereichen fehlt es an Personal. Einer Studie zufolge sind 133.000 Stellen unbesetzt, diese Situation könnte sich noch erheblich verschärfen.
Bis 2049 könnten mindestens 280.000 Pflegekräfte benötigt werden, sagt das Statistische Bundesamt. Schon jetzt sind viele Stellen unbesetzt. Quelle: dpa
In Gesundheits- und Sozialberufen konnten 2023 133.000 offene Stellen nicht mit passend qualifizierten Arbeitslosen besetzt werden. Das geht aus einer Studie des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (Kofa) des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor.
Fast ein Viertel aller fehlenden Fachkräfte entfällt damit auf Bereiche wie die Pflege, Erziehung und Sozialarbeit. Laut Studienautor und Experte Jurek Tiedemann schwächte sich der Mangel zuletzt zwar leicht ab, die Situation sei jedoch weiterhin "sehr angespannt" und könnte sich in den nächsten Jahren sogar noch erheblich verschärfen.

In vielen Kitas führt der Personalmangel dazu, dass die Betreuung der Kinder stark eingeschränkt werden muss. Ein möglicher Lösungsansatz gegen den Fachkräftemangel ist, Erzieher und Erzieherinnen aus dem Ausland zu beziehen.

25.09.2023 | 03:23 min

Größter Engpass betrifft Erzieherinnen und Erzieher

Bei Erziehern gibt es demnach den größten Engpass. Weil im vergangenen Jahr durchschnittlich knapp 21.000 Fachkräfte fehlten, mangelt es bundesweit an etwa 300.000 Betreuungsplätzen. Ein strukturelles Problem in Gesundheits- und Sozialberufen wirkt sich dabei erschwerend aus: Mehr als 80 Prozent der Beschäftigten sind weiblich, mehr als die Hälfte arbeiten in Teilzeit - auch weil der Fachkräftemangel sie indirekt dazu zwingt.
Berufstätige Mütter reduzieren oft ihre Arbeitsstunden, um Lücken in der Kinderbetreuung auszugleichen.
Jurek Tiedemann, Studienautor
Eine Bereitstellung von Betreuungsplätzen sei die zentrale Stellschraube, um die Arbeitszeiten von Müttern und Vätern zu erhöhen.

Mehr als 600.000 Stellen können in Deutschland nicht besetzt werden, weil es keine qualifizierten Bewerber gibt. Zur Bekämpfung des Fachkräftemangels braucht es frische Ideen.

07.10.2023 | 29:44 min

Prognose: Mindestens 280.000 zusätzliche Pflegekräfte bis 2049 nötig

Ähnlich schwierig ist die Lage in der Sozialarbeit und -pädagogik, in der Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege. Personen, deren Angehörige wegen fehlender Fachkräfte nicht betreut werden können, stünden dem Arbeitsmarkt nur eingeschränkt zur Verfügung, so Tiedemann. Wegen der Alterung der Bevölkerung sei auch hier mit steigendem Bedarf und einer Verschärfung des Pflegenotstands zu rechnen. Das Statistische Bundesamt geht davon aus, dass bis 2049 mindestens 280.000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt werden.
ZDFheute Infografik
Mehr
Mehr
Mehr
Die Experten sehen auch positive Entwicklungen. Die Ausbildungen zu Pflegefachfrau und -mann sowie Erzieherin und Erzieher verzeichnen laut Bundesinstitut für Berufsbildung die größte Zahl an neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen. Der Bedarf an qualifiziertem Personal steigt der Studie zufolge jedoch schneller, als neue Fachkräfte nachkommen.

Mit einem neuen Gesetz will Bundesgesundheitsminister Lauterbach gut ausgebildeten Pflegekräften mehr medizinische Kompetenzen geben und den Pflegeberuf damit attraktiver machen.

09.01.2024 | 07:46 min
Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, wird empfohlen, die Anreize für die Ausbildung in Gesundheits- und Sozialberufen weiter zu erhöhen. Eine direkte Ansprache männlicher Beschäftigter könne ebenfalls dazu beitragen, Geschlechterklischees zu überwinden und mehr Männer für eine Tätigkeit in einem Gesundheits- oder Sozialberuf zu begeistern, so Tiedemann.

ZDFheute auf WhatsApp

Quelle: ZDF
Sie wollen stets auf dem Laufenden bleiben? Dann sind Sie bei unserem ZDFheute-WhatsApp-Channel genau richtig. Egal ob morgens zum Kaffee, mittags zum Lunch oder zum Feierabend - erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt auf Ihr Smartphone. Nehmen Sie teil an Umfragen oder lassen Sie sich durch unseren Mini-Podcast "Kurze Auszeit" inspirieren. Melden Sie sich hier ganz einfach für unseren WhatsApp-Channel an: ZDFheute-WhatsApp-Channel.
Quelle: dpa

Thema

Mehr zum Fachkräftemangel