: Airbnb schwächelt: Wind wird rauer

von Mischa Ehrhardt
07.08.2024 | 21:59 Uhr
Das Buchungsportal Airbnb enttäuscht an der Börse mit seiner Bilanz. Das liegt zwar aktuell vor allem am Reiseverhalten, zugleich steigt der politische Druck vielerorts.
Barcelona und andere Touristenstädte wollen Kurzzeitvermietungen - wie über Airbnb - einschränken.Quelle: dpa
Das Buchungsportal Airbnb meldet für das zweite Quartal einen Gewinnrückgang von satten 15 Prozent - auf 555 Millionen Dollar. Auch der Ausblick enttäuscht die Anleger - die Aktie stürzt im nachbörslichen Handel in den USA um 14 Prozent ab. Airbnb führt die schrumpfenden Gewinne auf die schwindende Reiselust von US-Verbrauchern zurück.
Gleichzeitig schlägt dem Portal für das kurzzeitige Anmieten von Feriendomizilen allerlei Wind entgegen, weil die Nachfrage in vielen Touristen-Hotspots die Wohnungsnot drastisch verschärft. Das wollen viele Kommunen nicht länger hinnehmen.

Kurzzeitvermietungen entziehen dem Markt Wohnungen

In Barcelona zum Beispiel. Wer dort bei Airbnb nach einem Zimmer für ein Wochenende im September sucht, wird ab rund 50 Euro pro Nacht fündig. Doch das dürfte sich in Zukunft ändern. Denn die spanische Stadt am Mittelmeer hat sich vorgenommen, die kurzzeitige Vermietung von Privatzimmern zu verbieten.
Die Vermietung ganzer Häuser und Wohnungen soll dagegen in Barcelona weiterhin gestattet sein. Doch auch das soll sich ändern: Bis November 2028 will die Stadt die Lizenzen für derzeit gut 10.000 für Kurzzeitvermietungen genehmigte Wohnungen aufheben. So sollen diese Wohnungen durch Verkauf und langfristige Vermietungen wieder zurück in den regulären Mietmarkt kommen.

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Wie Barcelona reagieren auch andere Städte und Ferienregionen. Das Problem: Die Mieten sind in den vergangenen Jahren stark geklettert, unter anderem, weil Kurzzeitvermietungen an Feriengäste lukrativer sind als langfristige Mietverträge. "Wir haben natürlich Massentourismus schon länger", sagt der Tourismusforscher Jürgen Schmude von der Universität München gegenüber ZDFheute:
Was aber jetzt dazukommt und vielerorts zu Protesten führt, ist, dass die sogenannte ökonomische Tragfähigkeit überschritten wird.
Jürgen Schmude, Tourismusforscher
Das heißt, die lokale Bevölkerung leidet wirtschaftlich - zum Beispiel dadurch, dass Wohnraum dem lokalen Wohnungsmarkt entzogen wird, um ihn für Kurzzeitvermietung zu nutzen

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Städte und EU reagieren auf Trend zu Kurzzeitvermietung

In Barcelona, Lissabon, Paris, London oder Berlin finden sich ganze Straßenzüge, in denen Kurzzeitvermietung Einzug gehalten hat. In Spanien will auch die Hauptstadt Madrid reagieren, in anderen europäischen Städten wirken Regulierungen schon.
So haben die EU und deutsche Großstädte wie Berlin, Hamburg und München Registrierpflichten für Gastgeber von Unterkünften eingeführt. Das soll einen fairen Wettbewerb gewährleisten und die Zweckentfremdung von Wohnraum verhindern. Die EU-Verordnung sieht vor, dass Online-Portale ihre Buchungsdaten offenlegen müssen. So können die Behörden leichter einsehen, wer was für wie lange Zeit vermietet oder vermieten will. Unabhängig davon hat Florenz kurzerhand ein Verbot für neue Airbnb-Angebote und andere Kurzvermietungen im historischen Stadtzentrum angekündigt.

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Amsterdam mit strengen Regeln

In der Olympia-Stadt Paris hält man es noch liberaler. Wer seinen Hauptwohnsitz auf Airbnb anbieten will, muss das bei der Stadtverwaltung anmelden, darf dies dann aber immerhin an 120 Tagen im Jahr tun. Das Ergebnis lässt sich in der Quartalsbilanz von Airbnb nachlesen: Die Zahl der Buchungen in Paris habe sich während Olympia im Vergleich zum Vorjahreszeitraum glatt verdoppelt.
In Amsterdam sind die Regeln deutlich strenger. Hier dürfen Gastgeber ihre Immobilien nur für maximal 30 Nächte pro Jahr kurzzeitig vermieten. Alles, was darüber hinausgeht, ist genehmigungspflichtig. Auch Portugal steuert gegen: Das Land hat die Erteilung neuer Lizenzen für Airbnb-Angebote und ähnliche Ferienunterkünfte in Großstädten wie Lissabon eingestellt. Nur in ländlichen Gebieten können Immobilienbesitzer noch Lizenzen für die Kurzzeitvermietung an Feriengäste ergattern.

Auswirkungen auf Airbnb-Geschäft?

Aktuell machen sich die Maßnahmen noch nicht in der Bilanz des Buchungsportals bemerkbar. Der vorhandene und stärker aufkommende Gegenwind könnte sich in Zukunft durchaus auf die Geschäfte von Airbnb auswirken. Denn das ursprüngliche Geschäftsmodell basierte darauf, Urlaubern erschwingliche Quartiere unter anderem inmitten von beliebten Großstädten anzubieten.

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