: Gabriel gibt auf - Russwurm tritt nach

30.08.2024 | 11:32 Uhr
Die Krise bei der Stahltochter des Konzerns Thyssenkrupp spitzt sich zu. Nach dem Rücktritt von drei Vorständen kritisiert Aufsichtsratschef Russwurm das Management scharf.

Der Streit bei Thyssenkrupp um die Stahlsparte eskaliert: Gestern verkündeten Sigmar Gabriel als Chef des Aufsichtsrates und weitere Führungskräfte ihren Rücktritt.

30.08.2024 | 02:01 min
Nach dem Rücktritt von drei Vorständen der Thyssenkrupp-Stahlsparte hat der Aufsichtsratschef des Mutterkonzerns Thyssenkrupp, Siegfried Russwurm, massive Kritik am Management der Stahltochter geübt.
"Dem Management von Thyssenkrupp Steel ist es trotz aller anerkennenswerter Anstrengungen nicht nur in den vergangenen Monaten, sondern seit Jahren nicht gelungen, erfolgreich Antworten auf die strukturellen Herausforderungen des Stahlgeschäfts und seine betriebswirtschaftlichen Schwierigkeiten zu geben", erklärte Russwurm, der auch Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) ist.

Gabriel wirft Thyssenkrupp-Chef "beispiellose Kampagne" vor

Die defizitäre Stahlsparte soll restrukturiert und verselbstständigt werden. Unter anderem über die finanzielle Ausstattung durch den Mutterkonzern auf dem Weg in die Selbstständigkeit wurde seit Wochen zwischen der Konzernführung und dem Stahl-Management gestritten. Am Donnerstag war bekanntgeworden, dass Stahlchef Bernhard Osburg, die Produktionsvorständin und der Personalvorstand das Unternehmen mit sofortiger Wirkung verlassen.
Im Zuge dessen kündigten auch vier Aufsichtsratsmitglieder der Stahlsparte die Niederlegung ihrer Mandate an. Darunter ist auch der bisherige Vorsitzende und frühere Chef der SPD Sigmar Gabriel. Er hatte Thyssenkrupp-Vorstandschef Miguel López eine Diffamierungs-Kampagne gegen den Stahlvorstand vorgeworfen. Russwurm warf er indirekt Tatenlosigkeit vor.

Wie soll die Zukunft des größten deutschen Stahlerzeugers aussehen? Der Aufsichtsrat berät über eine Neuaufstellung, die aber auch mit einem Stellenabbau verbunden sein wird.

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Russwurm: Management hat "falsch oder schlecht investiert"

In seiner Stellungnahme erklärte Russwurm, dass das Steel-Management seine eigenen Pläne immer wieder deutlich verfehlt habe. Dies gelte bislang auch für das laufende Geschäftsjahr. Vereinbarte Restrukturierungsprogramme hätten bei weitem nicht zu den vom Steel-Management in Aussicht gestellten Effekten geführt.
Thyssenkrupp Steel verbraucht laufend Liquidität zulasten seiner eigenen Zukunft, aller anderen Geschäfte und der Eigentümer des Konzerns und hat unter seiner bisherigen Führung keine Kontrolle über diese Situation gewonnen.
Siegfried Russwurm, Aufsichtsratsvorsitzender von Thyssenkrupp
Die drei bereits langjährig aktiven Mitglieder des Vorstands schieden vor diesem Hintergrund im gegenseitigen Einvernehmen aus dem Unternehmen aus.

Die Stahlindustrie könne in Deutschland nur überleben, wenn sie nachhaltig und zu wettbewerbsfähigen Preisen produziere, so Frank Bethmann.

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Nachbesetzung der Posten soll "zeitnah" erfolgen

Die Muttergesellschaft erklärte nach den Rücktritten, dass die verbliebenen Vorstandsmitglieder Dennis Grimm (Technik) und Philipp Conze (Finanzen) die Geschäfte des Stahlsegments weiterführen würden. Die vakanten Ressorts werden in der Zwischenzeit aufgeteilt. Grimm übernehme die Funktion des Vorstandssprechers. Über die Nachbesetzung der vakanten Aufsichtsratssitze sowie über die Nachfolge von Sigmar Gabriel als Vorsitzendem des Aufsichtsrats solle kurzfristig entschieden werden.
Die Nachbesetzung der vakanten Positionen wird in einem strukturierten Prozess zeitnah erfolgen.
Mitteilung von Thyssenkrupp
Die Stahlsparte leidet seit Langem unter der Konjunkturschwäche und Billigimporten. Die Thyssenkrupp-Stahlsparte ist Deutschlands größter Stahlerzeuger. 27.000 Menschen sind dort beschäftigt, allein 13.000 davon arbeiten in Duisburg in Nordrhein-Westfalen. Der Betriebsrat befürchtet im Zuge der Restrukturierung eine "Halbierung der Hütte" und den Abbau Tausender Arbeitsplätze.
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Quelle: dpa

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