FAQ

: Darum ist Mpox kein Corona 2.0

von Oliver Klein
15.08.2024 | 16:09 Uhr
Die WHO schlägt Alarm wegen Mpox. Wie betrifft die Notlage Deutschland? Was bedeutet das für meinen Urlaub, soll ich mich impfen lassen? ZDFheute mit einem Überblick.

Was bedeutet es für Deutschland, wenn die Mpox-Variante hier ankommt?

19.08.2024 | 06:12 min
Wegen Ausbrüchen von Mpox - früher "Affenpocken" genannt - hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die höchste Alarmstufe ausgerufen. Sie erklärte eine "gesundheitliche Notlage internationaler Reichweite".
Welche Folgen hat das für Deutschland? Worauf müssen Urlauber achten, wer sollte sich impfen lassen? Droht eine neue Pandemie, ähnlich wie bei Corona? Die gute Nachricht vorweg: Letzteres ist nicht zu erwarten, auch für Deutschland rechnen Experten nicht mit dramatischen Folgen. ZDFheute mit einem Überblick, was Sie zu Mpox wissen sollten.

Die WHO hat wegen der Ausbreitung der Viruserkrankung Mpox die höchste Alarmstufe ausgerufen. Besonders gefährlich sei eine neue Variante, die sich aktuell in Afrika verbreitet.

15.08.2024 | 01:26 min

Warum hat die WHO Alarm geschlagen?

In Afrika gibt es derzeit mehrere Mpox-Ausbrüche. Es wurden in diesem Jahr schon mehr als 14.000 Verdachtsfälle und mehr als 500 Todesfälle aus der Demokratischen Republik Kongo und anderen Ländern gemeldet - mehr als im gesamten vergangenen Jahr. Die Sterblichkeit liegt damit bei rund drei Prozent.
Sorge bereitet der WHO vor allem eine neue Variante, die Ende 2023 entdeckt worden war, "Klade I" genannt. Experten warnen, dass sie ansteckender als bisherige Varianten ist und eine schwerere Infektion auslösen kann. Nach Angaben von Wissenschaftlern der Demokratischen Republik Kongo kann die Sterblichkeit dieser Variante bei Kindern zehn Prozent erreichen. Und die Fallzahl steige "exponentiell", erklärte die dortige Regierung im Juli.

Die Viruserkrankung, die früher auch als Affenpocken bekannt war, breitet sich in Zentralafrika aus. In der Demokratischen Republik Kongo gab es bis August mehr als 14.000 Fälle.

14.08.2024 | 01:41 min

Welche Konsequenzen hat die Ausrufung einer Notlage?

Konkrete Folgen hat die Ausrufung einer Notlage zunächst nicht. Die WHO will damit zum einen Behörden in aller Welt zu erhöhter Wachsamkeit bringen. Und sie hofft auf mehr finanzielle Unterstützung von Eindämmungsmaßnahmen in Afrika.

Was genau ist Mpox?

Was ist Mpox?

Mpox ist eine Infektionskrankheit, die ursprünglich in erster Linie durch Viren von Tieren auf den Menschen übertragen wurde. Zur Vorbeugung von Stigmatisierungen wurde die bis dahin als Affenpocken bezeichnete Krankheit 2022 von der WHO in Mpox umbenannt. In Afrika wurde Mpox bei vielen verschiedenen Tieren nachgewiesen, vor allem bei Nagetieren und mehreren Affenarten. Auch von Mensch zu Mensch können die Viren weitergegeben werden.

1970 wurde die damals als Affenpocken bezeichnete Erkrankung in Zaire, der heutigen Demokratischen Republik Kongo, erstmals beim Menschen festgestellt - in einer Region, in der die Pocken zwei Jahre zuvor ausgerottet worden waren. Im Frühjahr 2003 wurden die ersten Fälle außerhalb Afrikas gemeldet, in den Vereinigten Staaten. Seit Mai breiten sie sich auch in weiteren Ländern aus; vor allem in Westeuropa, darunter auch Deutschland.

Welche Symptome können auftreten?

Die Symptome ähneln denen der Pocken. Dazu zählen Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen, Schüttelfrost sowie geschwollene Lymphknoten. Es entwickeln sich teilweise sehr schmerzhafte Hautveränderungen in Form von Flecken und Pusteln, die mit der Zeit verkrusten und abfallen.

Der Ausschlag tritt vor allem an Gesicht, Handflächen und Fußsohlen auf. Es sind jedoch auch Haut- und Schleimhautveränderungen an Mund, Genitalien und Augen möglich. Die Hautveränderungen halten in der Regel zwischen zwei und vier Wochen an und heilen ohne Behandlung von selbst ab.

Wie wird die Krankheit übertragen?

Durch den Kontakt mit Blut und anderen Körperflüssigkeiten kranker Tiere können sich Menschen mit dem Virus anstecken. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist nur bei engem Kontakt möglich. Das Virus wird dabei durch Tröpfcheninfektion, Wunden, den Bläscheninhalt und Schorf auf der Haut oder Körperflüssigkeiten wie Speichel übertragen. Laut einer Studie gehen 95 Prozent der aktuellen Mpox-Fälle auf sexuelle Kontakte zurück.

Die in Deutschland gemeldeten Fälle betrafen fast ausschließlich Männer, die sexuelle Kontakte mit anderen Männern haben. Nur eine Handvoll Fälle bei Frauen sind hierzulande bekannt. Schwangere, die sich mit Mpox angesteckt haben, können das Virus an ihr ungeborenes Kind weitergeben. Eine Ansteckung des Babys ist auch bei der Geburt möglich.

Wie gefährlich ist Mpox?

In der Regel halten die Symptome zwei bis vier Wochen an. Infizierte können andere anstecken, solange sie Symptome haben. Im Gegensatz zu den seit 1980 ausgerotteten Menschenpocken verlaufen Mpox in der Regel deutlich milder; die meisten Menschen erholen sich innerhalb von mehreren Wochen.

Allerdings können bei einigen Betroffenen auch schwere Verläufe auftreten. Insbesondere Neugeborene, Kinder, Schwangere, alte Menschen und Menschen mit Immunschwäche können schwer erkranken. Zu möglichen Komplikationen gehören Hautinfektionen, Lungenentzündung, Verwirrtheit sowie Augeninfektionen, die zu Sehverlust führen können. Auch die Menge an Viren, denen ein Patient ausgesetzt war, spielt eine Rolle für den Krankheitsverlauf.

Quelle: AFP

Affenpocken übertragen sich durch Körperkontakt, es kann alle treffen. Oft erkranken nicht-heterosexuelle Männer. Harun Tulunay wurde in sozialen Medien angegriffen und beleidigt.

16.08.2022

Wie hoch ist das Risiko für Deutschland?

Die Europäische Gesundheitsbehörde ECDC schätzte das Risiko einer Ausbreitung der neuen Variante in Europa Ende Juli als "sehr gering" ein. In Deutschland gibt es laut Robert Koch-Institut (RKI) derzeit nur sehr vereinzelte gemeldete Fälle von Mpox, "im ein- bis niedrigen zweistelligen Bereich pro Monat" und noch keinen einzigen bekannten Fall der neueren Variante "Klade I". Zum ersten Mal war Mpox in Deutschland 2022 nachgewiesen worden. Insgesamt gab es seitdem rund 3.800 Fälle, die allermeisten davon im Jahr 2022.

Die Weltgesundheitsorganisation hat wegen einer neuen Variante des Mpox-Virus die weltweite Notlage ausgerufen. Molekular-Virologe Prof. Dr. Ingo Drexler ordnet die Situation ein.

15.08.2024 | 04:47 min
"Auch ein begrenztes Ausbruchsgeschehen ist durchaus wieder möglich", schreibt das RKI. Aber: "Von einem starken Anstieg der Fallzahlen wie 2022 wird derzeit jedoch nicht ausgegangen." Zudem sind Impfstoffe verfügbar.
Der Molekularbiologe Ingo Drexler von der Uniklinik Düsseldorf erklärt: "Die Gefahr derzeit für Deutschland ist relativ gering." Im Interview mit dem Mittagsmagazin des ZDF schränkt er allerdings ein: Es sei nicht die Frage, ob die neue Virusvariante zu uns kommt, sondern wann. Gefährdet seien dann nicht nur die bisherigen Risikogruppen, so Drexler mit Blick auf die derzeitigen Ausbruchsgebiete in Afrika:
Die Hälfte der Betroffenen sind Frauen und Kinder. Das ist ein großer Unterschied zu dem Ausbruch, der vor zwei Jahren stattgefunden hat.
Ingo Drexler, Molekularbiologe der Uniklinik Düsseldorf:

Droht mit Mpox eine neue Pandemie wie mit Corona?

Kaum. In Europa drohe keine ähnliche Ausbreitung wie in Afrika, so Drexler. Die hygienischen Bedingungen und die Lebensverhältnisse hierzulande seien deutlich anders als in Afrika, wo viele Menschen auf engem Raum zusammenleben. Zudem würde eine frühere Pockenimpfung vermutlich vor einem schweren Krankheitsverlauf schützen (mehr dazu siehe unten).
"Das Virus überträgt sich nur bei sehr engem Hautkontakt, aber nicht über die Luft", erklärt die Virologin Isabella Eckerle. Prinzipiell seien Ausbrüche mit Viren dieser Art erfolgreich zu kontrollieren, wenn die Fälle diagnostiziert werden könnten, so Eckerle. Dann könne man Kontaktpersonen schnell impfen und sie engmaschig überwachen, erkrankte Personen entsprechend aufklären und behandeln.
"Beim internationalen Ausbruch im Jahr 2022 hat das in einkommensstarken Ländern, die betroffen waren, gut funktioniert und das Virus konnte eingedämmt werden - nun müssen wir das gleiche auch dem globalen Süden ermöglichen", sagt Eckerle.

Was bedeutet das für meinen Urlaub?

In den meisten Fällen: Nichts. Selbst bei einer Reise in den Kongo schätzt das Auswärtige Amt das gesundheitliche Risiko durch Mpox "aktuell als gering" ein, wie es auf der Webseite heißt. Dasselbe gilt für Ruanda, Kenia und Burundi. Für etliche weitere Länder wie Südafrika gibt es vom Auswärtigen Amt lediglich Verhaltenstipps: "Vermeiden Sie Hautkontakte" oder "verwenden Sie stets Kondome, insbesondere bei Gelegenheitsbekanntschaften".
Einige wenige Staaten verlangen bei der Einreise unter Umständen Gesundheitsbestätigungen (Nigeria) oder Negativ-Tests für Mpox (Saudi-Arabien).

In der Homosexuellen-Community in den USA war 2022 die Angst vor dem Virus und die Sorge vor Stigmatisierung gewachsen.

01.09.2022 | 09:35 min

Soll ich mich impfen lassen?

Für die meisten Menschen kommt eine Impfung nicht in Frage, auch im Zusammenhang mit Reisen wird eine Impfung nicht empfohlen. Das RKI rät nur ganz bestimmten Personengruppen dazu:
  • Wer möglicherweise mit Mpox-Viren in Berührung kam, aber noch keine Symptome entwickelt hat
  • Wer bei einem Mpox-Ausbruch ein erhöhtes Infektionsrisiko hat - als Beispiele werden Männer genannt, die Sex mit Männern haben und häufig den Partner wechseln oder Personal von Speziallaboren.

Der Osten des Kongo ist aktuell der MPox Hotspot. Eine Infektion endet hier für etwa jeden 20. Patienten tödlich. Besonders gefährdet: Schwangere und Kinder.

28.08.2024 | 04:39 min

Schützt eine frühere Impfung gegen Pocken auch vor Mpox?

Vermutlich schon. "Man geht davon aus, dass Personen, die in der Vergangenheit gegen Pocken geimpft wurden, aufgrund einer Kreuzimmunität auch einen Schutz gegen Mpox/Affenpocken aufweisen", schreibt das RKI. Dabei geht es auch um Menschen, die vor Jahrzehnten als Kinder in der Schule gegen Pocken geimpft wurden. Obwohl die Wirkung mit der Zeit nachlasse, gebe es immer noch einen Schutz von 85 Prozent, heißt es. Vor schweren Krankheitsverläufen sei man sogar noch besser geschützt.
Quelle: mit Material von dpa, AFP

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