: Physik-Nobelpreis für drei Teilchenforscher

03.10.2023 | 16:15 Uhr
Der Physik-Nobelpreis geht an drei Forschende: Der in Deutschland forschende Ferenc Krausz, Pierre Agostini und Anne L'Huillier werden für ihre Arbeit zu Elektronen ausgezeichnet.

Elektronen bei ihrer Bewegung zusehen: Dafür bekam eine internationale Gruppe von Forschenden den Physik-Nobelpreis. Auch das deutsche Max-Planck-Institut darf sich freuen.

03.10.2023 | 02:22 min
Der diesjährige Nobelpreis für Physik geht an Pierre Agostini, Ferenc Krausz und Anne L’Huillier. Sie werden für experimentelle Methoden zur Erzeugung von Attosekunden-Lichtimpulsen für die Untersuchung der Elektronendynamik in Materie geehrt, teilte das zuständige Gremium des Karolinska-Instituts in Stockholm mit. Krausz arbeitet am Max-Planck-Institut für Quantenoptik in Garching bei München.
Die Preisträger haben laut der Akademie Lichtblitze erzeugt, die kurz genug sind, um Schnappschüsse von extrem schnellen Bewegungen von Elektronen zu machen. Das Verhältnis einer Attosekunde zu einer Sekunde entspreche dem Verhältnis zwischen einer Sekunde zum Alter des Universums. L'Huillier entdeckte demnach einen neuen Effekt durch die Wechselwirkung von Laserlicht mit Atomen in einem Gas. Agostini und Krausz zeigten, dass dieser Effekt genutzt werden kann, um kürzere Lichtimpulse zu erzeugen, als dies bisher möglich war.
Posting des Nobelpreis-Accounts

Nobelpreisträger Krausz: "Absolut überwältigt"

Ferenc Krausz vom Max-Planck-Institut erfuhr von seiner Auszeichnung, als er einen Vortrag für einen Tag der offenen Tür am Institut vorbereitete und in der Pause ein Interview der gestrigen Medizinnobelpreisträgerin Katalin Karikó schaute, wie er im ZDF-Interview erzählt. "Das konnte ich ungefähr eine Minute und dann kam der Anruf", sagt Krausz.
Ich war absolut überwältigt, ich habe mich gefragt, ob ich jetzt träume oder ob das die Realität ist - und das frage ich mich ein bisschen immer noch.
Ferenc Krausz, Physik-Nobelpreisträger
Er denke auch an alle Kollegen, Mitarbeiter und Kooperationspartner, "ohne die all die Resultate, die offensichtlich diesem Preis zugrunde liegen, nicht erzielt hätten werden können". Eigentlich müsse der Preis an das gesamte Team vergeben werden, findet Krausz.

Preisträgerin L'Huillier: "Es ist einfach fantastisch"

Die mit Krausz geehrte Nobelpreisträgerin Anne L'Huillier hatte den berühmten Anruf aus Stockholm während einer Lehrveranstaltung erhalten. "Ich habe unterrichtet", sagte die französische Atomphysikerin auf die Frage, wo man sie erreicht habe, um ihr von der Auszeichnung kurz vor der Bekanntgabe zu berichten. Sie habe den Anruf erst beim dritten oder vierten Versuch in einer Pause annehmen können.
Die letzte halbe Stunde ihrer Vorlesung sei danach "etwas schwierig" gewesen, sagte sie, als sie telefonisch zur Preisbekanntgabe in Stockholm zugeschaltet wurde. Ihr fehlten nun die Worte, weil sie sehr gerührt sei. "Es ist einfach fantastisch." Der Nobelpreis bedeute ihr eine Menge, sagte L'Huillier. Die Französin ist Professorin für Atomphysik an der Universität im südschwedischen Lund.
Das ist der prestigeträchtigste Preis und ich bin so froh darüber. Es ist unglaublich. Nicht so viele Frauen erhalten diesen Preis. Es ist etwas ganz, ganz Besonderes.
Anne L'Huillier, Physik-Nobelpreisträgerin

Marie Curie: Naturwissenschaftlerin und zweifache Nobelpreisträgerin.

20.01.2021 | 05:13 min

Physik-Nobelkomitee: "Können jetzt die Tür zur Welt der Elektronen öffnen"

"Wir können jetzt die Tür zur Welt der Elektronen öffnen. Die Attosekundenphysik gibt uns die Möglichkeit, Mechanismen zu verstehen, die von Elektronen gesteuert werden. Der nächste Schritt wird sein, sie zu nutzen", sagte Eva Olsson, Vorsitzende des Nobelkomitees für Physik.
Der Physiker Ferenc Krausz ist Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. Deren Präsident Gerald Haug gratulierte ihm am Mittag zum Nobelpreis:
Diese Auszeichnung würdigt wegweisende Erkenntnisse im Bereich der Attosekunden-Messtechnik, mit denen schwere Krankheiten auf eine völlig neue Art und Weise untersucht werden können.
Gerald Haug, Leopoldina-Präsident

Welche Nobelpreise noch vergeben werden

Bereits am Montag wurden die Preisträger im Bereich Medizin bekannt gegeben. Der Nobelpreis für Medizin geht an die Ungarin Katalin Karikó und den US-Amerikaner Drew Weissman, die für ihre Leistungen zur Entwicklung der mRNA-Impfstoffe gegen das Coronavirus geehrt werden.
  • Am Mittwoch folgt Chemie,
  • am Donnerstag der Literatur- und
  • am Freitag der Friedensnobelpreis
Am kommenden Montag ist auch der Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften an der Reihe, der nicht zu den eigentlichen Nobelpreisen zählt.

Die in Ungarn geborene Forscherin Katalin Karikó und der US-Amerikaner Drew Weissman erhalten die Auszeichnung für ihre grundlegenden Arbeiten zu mRNA-Impfstoffen gegen Covid-19.

02.10.2023 | 02:15 min

Preise werden seit 1901 an Alfred Nobels Todestag überreicht

Die Preisträger erhalten in diesem Jahr ein höheres Preisgeld als im vergangenen. Die Summe wird um eine Million schwedische Kronen auf elf Millionen Kronen angehoben. Umgerechnet entspricht das nach derzeitigem Umrechnungskurs knapp über 950.000 Euro.
Seit 1901 werden die Auszeichnungen an Nobels Todestag, dem 10. Dezember, in Stockholm und Oslo überreicht. Bisher wurden bis 2022 nach Angaben der Nobel Foundation insgesamt 615 Nobelpreise an 989 Persönlichkeiten und Organisationen verliehen, darunter 61 an Frauen. Deutsche haben bislang 87 Nobelpreise erhalten, vor allem in Chemie (30) und Physik (27).

Die Träger des Physik-Nobelpreises seit 2013

Der Physik-Nobelpreis wird seit 1901 vergeben. Den ersten erhielt der deutsche Physiker Wilhelm Conrad Röntgen für die Entdeckung der "X-Strahlen", der später nach ihm benannten Röntgenstrahlen. Die Preisträger der vergangenen zehn Jahre waren:

  • 2022: Der Österreicher Anton Zeilinger, der Franzose Alain Aspect und der US-Amerikaner John Clauser, die mit ihren Experimenten den Grundstein für eine neue Ära der Quantentechnologie gelegt haben
  • 2021: Der Hamburger Meteorologe Klaus Hasselmann und der in Japan geborene US-Amerikaner Syukuro Manabe für ihre Forschung zum Klimawandel - und der Italiener Giorgio Parisi für seine Arbeit zum Verstehen komplexer Systeme
  • 2020: Der deutsche Physiker Reinhard Genzel und Andrea Ghez (USA), die das supermassereiche Schwarze Loch im Zentrum unserer Milchstraße entdeckten - und der Brite Roger Penrose, der die Erkenntnisse zur Bildung von Schwarzen Löchern mit der Allgemeinen Relativitätstheorie verknüpfte
  • 2019: Der kanadisch-amerikanische Kosmologe James Peebles für Erkenntnisse zum Universum sowie die Schweizer Astronomen Michel Mayor und Didier Queloz, die den ersten Exoplaneten entdeckten, der um einen sonnenähnlichen Stern kreist
  • 2018: Die Laserphysiker Arthur Ashkin (USA), Gérard Mourou (Frankreich) und Donna Strickland (Kanada) für die Entwicklung präziser Werkzeuge aus Licht
  • 2017: Die drei US-Forscher Rainer Weiss, Barry Barish und Kip Thorne für den direkten Nachweis von Gravitationswellen - Albert Einstein hatte das Phänomen bereits vorhergesagt.
  • 2016: Die gebürtigen Briten David Thouless, Duncan Haldane und Michael Kosterlitz, die exotische Zustände beschrieben, die wichtig für Quantencomputer und neue Materialien sein könnten
  • 2015: Der Japaner Takaaki Kajita und der Kanadier Arthur McDonald - sie hatten nachgewiesen, dass Neutrinos eine Masse besitzen
  • 2014: Die gebürtigen Japaner Isamu Akasaki, Hiroshi Amano und Shuji Nakamura für die Erfindung hocheffizienter Lichtquellen
  • 2013: Der Belgier François Englert und der Brite Peter Higgs für die Vorhersage des Higgs-Teilchens

Quelle: dpa

1895 hatte der schwedische Erfinder und Industrielle Alfred Nobel (1833-1896) die Preise gestiftet. Er verfügte in seinem Testament, dass die Auszeichnungen jenen zukommen sollten, die "im verflossenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen gebracht haben", und zwar in Physik, Chemie, Medizin, Literatur sowie "an denjenigen, der am meisten oder am besten auf die Verbrüderung der Völker und die Abschaffung oder Verminderung stehender Heere sowie das Abhalten oder die Förderung von Friedenskongressen hingewirkt hat".
Quelle: ZDF, KNA, AP, dpa

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