: Blinde können Sonnenfinsternis erleben

07.04.2024 | 14:32 Uhr
Eine Sonnenfinsternis soll auch für Blinde und Sehbehinderte erfahrbar gemacht werden. Wie das funktioniert und warum Inklusion dabei so wichtig ist.
Dank der LightSound-Box wird die Sonnenfinsternis auch für Blinde und Sehbehinderte ein Erlebnis. Die Veränderung der Lichtverhältnisse wird dabei in akkustische Signale umgesetzt.Quelle: AP
Wenn sich am Montag in weiten Teilen Nordamerikas die Menschen versammeln, um eine totale Sonnenfinsternis zu erleben, bleiben auch Sehbehinderte nicht länger ausgeschlossen. Ihnen werden an vielen Orten technische Geräte zur Verfügung gestellt, die das visuelle Großereignis in akustische und taktile Signale umsetzen. Damit können sich blinde Menschen den Verlauf der Eklipse ertasten.
"Eine Sonnenfinsternis ist ein wunderschönes Ereignis, und jeder sollte in der Lage sein, das einmal im Leben zu erfahren", sagt Yuki Hatch von der Texas School for the Blind and Visually Impaired, einer texanischen Schule für Blinde und Sehbehinderte. Die Oberstufenschülerin will mit der sogenannten LightSound-Box in der Hand genau verfolgen, wie sich der Mond einige Minuten lang vor die Sonne schiebt und den Himmel am hellen Tage verdunkelt.

In Teilen Amerikas hat sich ein seltenes Naturphänomen ereignet. Für ein paar Minuten konnte man beobachten, wie sich der Mond vor die Sonne schob.

14.10.2023 | 00:26 min

Lichtveränderungen werden in Töne übertragen

Die LightSound-Box überträgt variierende Lichtverhältnisse in unterschiedliche Töne. Wenn die Sonne hell scheint, ist ein feiner hoher Flötenton zu hören. Der Beginn der Eklipse wird von einer mittelhohen Klarinette markiert. Und wenn die Dunkelheit eintritt, ertönt ein tiefes Klicken. Damit sind selbst blinde Menschen ohne jegliche Sehfähigkeit in die Erfahrung einer totalen Sonnenfinsternis einbezogen.
Die LightSound-Box ist das Gemeinschaftsprodukt von Wanda Diaz-Merced, einer blinden Astronomin, und Allyson Bieryla, Astronomin an der Harvard-Universität. Diaz-Merced arbeitet bei ihren Forschungen regelmäßig mit Daten, die in Audiosignale übertragen wurden. Ein Prototyp ihrer Erfindung wurde erstmals 2017 bei der letzten totalen Sonnenfinsternis in weiten Teilen der USA getestet. Für das diesjährige Großereignis kooperieren die beiden Forscherinnen mit diversen Institutionen, um die Verteilung von mindestens 750 LightSound-Geräten entlang der Eklipsenbahn in den USA, Mexiko und Kanada zu gewährleisten.

Sonnenfinsternis und Sterne hörbar machen

"Der Himmel gehört allen", betont Diaz-Merced. "Und wenn der Rest der Welt dieses Ereignis erleben darf, dann muss es auch Blinden zugänglich sein."
Ich möchte, dass Eklipsen ebenso wie die Sterne zu hören sind.
Wanda Diaz-Merced, blinde Astronomin
Die Perkins-Bibliothek in Watertown, Massachusetts, will die Töne der LightSound-Box am Montag per Zoom übertragen, so dass sie auch online oder per Telefon abgehört werden können. Davon profitieren übrigens auch ältere Menschen mit verminderter Sehfähigkeit, wie der Öffentlichkeitsreferent Erin Fragola betont: "Wir müssen es schaffen, solche Ereignisse für alle erfahrbar zu machen."

Sonnenfinsternis: Fühlen, wie sich Mond vor die Sonne schiebt

Mit einem anderen Gerät der Firma Tactile Engineering im US-Staat Indiana soll die Eklipse auch erfühlt werden können. Das sogenannte Cadence-Tablet von der Größe eines Handys ermöglicht das Ertasten von variablen Punkten wie bei der Blindenschrift Braille, um Zugang zu Grafiken, Filmen und Computerspielen zu gewähren. Firmenmitarbeiter Wunji Lau erklärt die Bedeutung dieses Geräts für die Erfahrung der bevorstehenden Sonnenfinsternis: "Man kann mit der Hand über das Gerät streichen und dann nachfühlen, wie der Mond sich langsam über die Sonne schiebt."
Die Blindenschule von Indiana hat dieses Tablet im vergangenen Oktober in sein Curriculum integriert, um für ihre Schüler eine ringförmige Sonnenfinsternis erfahrbar zu machen. Am kommenden Montag soll das Gerät beim "Public Viewing" bereitstehen.
Man kann damit fühlen, dass man dazu gehört.
Sophomore Jazmine Nelson, blinde Schülerin
Ihre Mitschülerin Minerva Pineda-Allen ergänzt: "Das ist eine seltene Chance, die ich vielleicht nie wieder haben werde."

Zurzeit ist der Mond der Erde besonders nah: Weltweit war daher ein Supermond zu sehen - von New York bis Jerusalem. Der Grund für das Phänomen ist die Anziehungskraft der Sonne.

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Quelle: AP

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