Update

: Russische Straflager - damals und heute

von Wulf Schmiese
11.01.2024 | 06:00 Uhr
Kreml-Kritiker Alexej Nawalny scherzt aus einem der klirrend kalten Straflager. Die wurden von anderen schon als "die Hölle" beschrieben.

Guten Morgen,

Alexej Nawalny, Russlands populärster Gegner Putins, sollte heute zu irgendeinem weiteren Gerichtstermin auftauchen. Als habe jemand die Spannung nehmen wollen, kursieren aber schon seit vorgestern in den sozialen Medien Mitteilungen, die offenbar von ihm selbst sind.
Die Nachrichten in dieser Nachricht: Nawalny lebt, er kann sehen, gehen, scherzen und sogar: posten. Der isolierte und streng kontrollierte Staatshäftling Nummer 1 sendet der Welt draußen muntere Geschichten von seinen Spaziergängen in der Kälte, nach denen er sich "eine neue Nase, Ohren und Finger wachsen" lassen muss. Klirrend kalte minus 32 Grad morgens um 6:30 Uhr herrschen am Ostrand des Ural, nördlich des Polarkreises.
Dort sitzt Nawalny dem Vernehmen nach ein, im berüchtigten Straflager "Polarwolf", das gerade jetzt im Winter fast ausschließlich mit Helikoptern erreichbar ist. "Trotzdem postet er auf sozialen Netzwerken Fotos, die er dort aufgenommen haben will", sagt mir Armin Coerper, unser Studioleiter in Moskau.
Woher er ein Handy hat und wie er Texte und Bilder übermittelt, bleibt ein Mysterium.
Armin Coerper, ZDF-Korrespondent in Moskau
Wie so vieles in einem Unrechtsstaat. Heute wissen wir zumindest, wie die Haftbedingungen in Russlands abgelegenen Straflagern früher waren. Der Physiker Georgi Demidow ist ein aktueller Zeuge, obwohl er schon 1987 starb:
Zehn Mal war ich halbtot, zweimal lag ich wegen Unterkühlung im Sterben. Da schwor ich mir, dass ich überleben werde, nur um diese Hölle zu beschreiben.
Georgi Demidow
Sein Buch über das Leben im sibirischen Gulag heißt "Fone Kwas oder Der Idiot" und ist erst jetzt, 80 Jahre nach seinen Qualen, erschienen. "Eine unglaubliche Geschichte", sagt mein Kollege Christhard Läpple. "Demidow beschreibt Hunger, Schlafmangel, Folter, nächtliche Verhöre. In den Zellen stinkt es erbärmlich aus dem einzigen Kübel. Nur morgens frisches Wasser, abends nicht."
Christhard Läpple hat mit Irina Rastorgueva gesprochen, der russischen Übersetzerin des Buchs. Sie sieht eine Verbindung zu Nawalnys Situation: "Das ist leider sehr aktuell und ich kann sagen, ich habe an dem Buch gearbeitet und parallel russische Nachrichten gelesen. Und das ist schrecklich, dass diese Geschichte sich wiederholt."
Wir werden berichten. Kommen Sie gut - und frei - durch den Tag!
Wulf Schmiese, Leiter heute jornal

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Am Donnerstag halten sich noch nach Süden hin Nebel viel Sonnenschein, von Norden ziehen neue Wolken auf, es bleibt aber weiterhin trocken. Die Temperaturen erreichen minus 2 bis plus 5 Grad.
Quelle: ZDF
Zusammengestellt von Jan Schneider
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