: NGO: Kinderarmut in Afghanistan nimmt zu

15.08.2023 | 08:14 Uhr
Viele Kinder in Afghanistan leiden laut der Hilfsorganisation Save the Children unter Hunger und Armut. Auch Kinderarbeit habe zugenommen - oft unter gefährlichen Bedingungen.
Hunger zwinge Kinder in Afghanistan zunehmend zur Arbeit, so die Organisation Save the Children.Quelle: dpa (Archiv)
Zwei Jahre nach Machtübernahme der Taliban spitzt sich die Not der Kinder in Afghanistan weiter zu. Das berichtete die Organisation Save the Children. Laut einer Befragung der Kinderrechtsorganisation haben 76 Prozent der befragten Jungen und Mädchen weniger zu essen als im Jahr zuvor.
Grund für die Verschlechterung der humanitären Lage sei die schlimmste Dürre seit 30 Jahren und die Kürzung von internationalen Hilfsgeldern. Lediglich 25 Prozent der im Jahr 2023 insgesamt benötigten rund 2,9 Milliarden Euro wurden laut der Hilfsorganisation bislang zur Verfügung gestellt. Für die Umfrage wurden unter anderem mehr als 1.000 Kinder in sechs Provinzen von Save the Children befragt.
Seit der Machtübernahme der Taliban ist Afghanistan zunehmend international isoliert:

Unter anderem die wirtschaftliche Situation und die rechtliche Lage für Frauen haben sich seit der Machtübernahme der Taliban stark verschlechtert.

09.08.2023 | 01:35 min

Zunehmende Kinderarbeit

Von der Dürre seien 58 Prozent der befragten Haushalte betroffen sowie auch insgesamt mehr als die Hälfte der afghanischen Bevölkerung. Vor allem Frauen und Mädchen verzichteten zugunsten anderer Familienmitglieder auf Essen und müssten hungern.
38 Prozent der befragten Kinder müssten arbeiten, um das Überleben ihrer Familien zu sichern - oft unter gefährlichen Bedingungen, etwa in Ziegelfabriken, auf Baustellen, beim Müllsammeln oder Betteln auf der Straße.

Save the Children fordert internationale Hilfen

Arshad Malik, Länderdirektor von Save the Children in Afghanistan, berichtet unter anderem von einem Mädchen, das von einem Lastwagen überfahren wurde, als es Waren über einen Grenzübergang schmuggelte.
Die Tatsache, dass Kinder keine andere Wahl haben, als sich solchen Gefahren auszusetzen, sollte die ganze Welt erschüttern.
Arshad Malik, Länderdirektor von Save the Children in Afghanistan
Die internationale Gemeinschaft müsse dringend ihre Hilfe verstärken und eine langfristige Perspektive für Afghanistan in den Blick nehmen, forderte das Hilfswerk.
ZDF-Reporterin Katrin Eigendorf hat das Land zwei Jahre nach der Machtübernahme der Taliban besucht:

Zwei Jahre regieren die islamistischen Taliban wieder in Afghanistan. Katrin Eigendorf ist vor Ort der Frage nachgegangen: Wie kann internationale Hilfe die Menschen erreichen?

09.08.2023 | 02:28 min

Guterres: Größte humanitäre Krise weltweit

Seit Machtübernahme der Taliban im August 2021 ist Afghanistan zunehmend von der Weltgemeinschaft isoliert. Trotz der Ankündigung moderater zu regieren, wurde die Taliban-Herrschaft zuletzt autoritärer und dogmatischer. Frauen und Mädchen sind vom öffentlichen Leben weitgehend ausgegrenzt.
UN-Generalsekretär Antonio Guterres betonte im Mai dieses Jahres, dass Afghanistan die größte humanitäre Krise weltweit erlebe. 28 Millionen Menschen seien für ihr Überleben von humanitärer Hilfe abhängig. In Afghanistan leben geschätzt 37 Millionen Menschen.
Quelle: dpa, epd

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