: Apache 207 über Hype, Erfolgsdruck und Udo

von Jan-Frederik Fischer und Anna Gürth
13.06.2023 | 16:23 Uhr
Einblicke in sein Leben sind selten - Apache 207 gibt kaum Interviews. ZDFheute hat mit dem Ausnahmekünstler über Hype, Erfolgsdruck und Udo Lindenberg gesprochen.

Einblicke in Apache 207 Leben sind selten. Jan-Frederik Fischer und Anna Gürth konnten mit dem Ausnahmekünstler über Hype, Erfolgsdruck und Udo Lindenberg sprechen.

12.06.2023 | 07:47 min
Nur noch Sekunden bis zum großen Auftritt. Die Anspannung ist groß, dann kurze Hektik: Volkan Yaman alias Apache 207 hat das Mikrofon im Backstagebereich vergessen. Dabei soll heute nichts schief gehen - beim Release-Konzert zum neuen Album "Gartenstadt".
Für das Event hat das Label einen ganzen Freizeitpark gemietet, etwa 1.000 geladene Gäste und Fans trinken Wein, fahren Achterbahn und warten auf den aktuell wohl angesagtesten jungen Musiker Deutschlands.
Der zeigt sich bislang geheimnisvoll, gibt kaum Interviews und hat noch nie mit einem fremden Fernsehteam gesprochen. Bis jetzt. Wir treffen ihn zwischen Soundcheck und Konzert. Er sei sehr aufgeregt, verrät Yaman. Vor allem aber ist die Vorfreude groß:
Beim Soundcheck hat sich das schon sehr kuschelig und warm angehört - ganz geil.
Apache 207

Apache 207: Wer ist der Künstler?

Yaman wirkt bodenständig und höflich - nur die vielen Security-Männer um ihn herum verweisen auf den enormen Hype, den es aktuell um den jungen Mann gibt.
Der wird 1997 in Mannheim geboren, wächst im benachbarten Ludwigshafen in finanziell schwierigen Verhältnissen auf. Seine alleinerziehende Mutter gibt ihm den Spitznamen Apache. Zwei Meter groß, lange schwarze Haare, Sonnenbrille - es ist auch sein Look, der hängenbleibt.
2019 avanciert Apache 207 aus dem Nichts zum Superstar seiner Generation: Der Song "Roller" wird allein auf Spotify mehr als 300 Millionen Mal gestreamt, öfter als jedes andere Lied in Deutschland jemals. Bereits 175 Wochen war der Track in den offiziellen deutschen Charts vertreten - auch das ein Rekord. Der Erfolgsdruck ist immens. Yaman verrät:
Ich glaube schon, dass es mich gelähmt hat - eine Zeit lang. Deswegen kam ja auch eine bisschen längere Pause. Aber irgendwann kam dieser Punkt, wo es umgeschlagen hat in: "Ey, eigentlich lieben die Leute es am meisten, wenn du Spaß daran hast, Musik zu machen."
Apache 207

Apache macht, was er will

Der Spaß am Experimentieren ist wohl das Erfolgsrezept - ob mit Glitzerrollschuhen oder mit Windel.
Das ist einfach unser Ding, unsere Art und Weise uns auszudrücken. Unser Humor ist einfach geil.
Apache 207
Konventionen oder Hip-Hop-Klischees? Sie scheinen Apache egal. Dabei ist er eigentlich in der deutschen Rap-Szene verwurzelt - startete auf dem Label von Rapper Bausa. Musikalisch sei er aber von Anfang an andere Wege gegangen, erklärt Rap-Journalist Niko Hüls.
Hip-Hop ist als Remix-Kultur wie dafür gemacht, alles zu übernehmen, was man da draußen so findet. Genregrenzen werden aktuell immer irrelevanter, Gesang immer wichtiger. Es wäre spitzfindig, sich darüber zu unterhalten, wie viel das dann noch mit der Hip-Hop-Kultur zu tun hat.
Niko Hüls, Rap-Journalist

"Gartenstadt": Apache bleibt gleich

Auch auf "Gartenstadt" wandelt Apache zwischen den Genres - und bleibt sich textlich trotzdem treu: Straßenrap trifft auf melancholische Blockromantik und jede Menge Herzschmerz. Sein neuster Hit katapultiert ihn endgültig in den Mainstream: "Komet" mit Udo Lindenberg.
"Mit einer solchen Kooperation stößt man nochmal in ganz andere Welten vor", sagt Hüls.
Weil vorher die Mama natürlich nicht gehört hat, was die Tochter gehört hat. Das ist schon sehr schlau.
Niko Hüls, Rap-Journalist
Und auch für Lindenberg zahlt sich das Duett aus: Nach Jahrzehnten im Musikgeschäft schafft er es mit Apache 207 zum ersten Mal auf Platz 1 der Single-Charts. "Er ist eine absolute Legende", sagt Apache über den 52-Jahre älteren Rocker.
Der Musiker Apache 207. Quelle: dpa

Hadert Apache 207 mit dem Erfolg?

Apache sammelt Gold- und Platin-Platten - und rappt auf "Gartenstadt" über die Schattenseiten des Rampenlichts.
Uns verrät er im Interview:
Wenn man genau den Zeilen horcht, geht es eigentlich gar nicht darum, mit dem Erfolg zu hadern, sondern mit der Gewissheit der Endlichkeit klarzukommen, weil ja jeder Höhenflug und jeder Hype auch irgendwann mal sein Ende hat.
Apache 207
Jetzt endet aber erstmal die Release-Party - mit einem langen Feuerwerk. Volkan Yaman verschwindet in der Menge, wird von Fans stürmisch umarmt. Wann er wieder einen Blick hinter die Kulissen zulässt, bleibt abzuwarten.
Anna Gürth und Jan-Frederik Fischer sind Reporter im Landesstudio Baden-Württemberg.

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