: Jeder Fünfte von Armut bedroht

16.05.2023 | 10:15 Uhr
2022 war etwa jeder Fünfte in Deutschland von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht, so das Statistische Bundesamt. Im Vorjahresvergleich blieben die Zahlen nahezu unverändert.
Etwa ein Fünftel der Menschen in Deutschland ist laut Statistischem Bundesamt von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. (Symbolfoto)Quelle: dpa
In Deutschland waren im vergangenen Jahr rund 17,3 Millionen Menschen von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Das entsprach etwa einem Fünftel (20,9 Prozent) der Bevölkerung, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte.
Im Vorjahresvergleich blieben die Zahlen nahezu unverändert - so lag der Anteil im Jahr 2021 bei 21 Prozent. Die Statistiker bezogen sich bei ihren Daten auf erste Ergebnisse der Erhebung zu Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC).
Tweet von Destatis

Quote lag 2021 noch bei 16 Prozent

Laut den Angaben gilt ein Mensch in der EU als von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht, wenn mindestens eine der folgenden drei Bedingungen zutrifft:
  • Das Einkommen liegt unter der Armutsgefährdungsgrenze,
  • der Haushalt ist von erheblicher materieller und sozialer Entbehrung betroffen oder
  • die Person lebt in einem Haushalt mit sehr geringer Erwerbsbeteiligung.
Auf manche Betroffene treffe nur eine der Bedingungen zu, bei anderen könnten es auch alle drei sein, hieß es vom Bundesamt.

Ein kostenloses Frühstück für alle Schülerinnen und Schüler – das hat sich ein Verein zum Ziel gesetzt. Denn viele Kinder kommen hungrig in die Schule – mit fatalen Folgen.

24.04.2023 | 04:30 min
Als armutsgefährdet gilt, wenn jemand über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung verfügt. Im vergangenen Jahr lag dieser Wert beispielsweise für Alleinlebende hierzulande bei 1.250 Euro netto im Monat. Bei zwei Erwachsenen und zwei Kindern unter 14 Jahren lag er bei 2.625 Euro netto im Monat.
Konkret waren 2022 etwa 12,2 Millionen Menschen (14,7 Prozent) armutsgefährdet. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 hatte die Armutsgefährdungsquote 16 Prozent betragen.

5,1 Millionen Menschen deutlich eingeschränkt

Den Daten zufolge waren 5,1 Millionen Menschen (6,1 Prozent) im vergangenen Jahr von erheblicher materieller und sozialer Entbehrung betroffen (2021: 4,3 Prozent).
Das bedeutet, dass ihre Lebensbedingungen aufgrund von fehlenden finanziellen Mitteln deutlich eingeschränkt waren.
Statistische Bundesamt
So seien sie beispielsweise nicht in der Lage, Rechnungen für Miete oder Hypotheken zu zahlen, eine Woche in den Urlaub zu fahren, abgewohnte Möbel zu ersetzen oder einmal im Monat im Freundeskreis oder mit der Familie etwas essen oder trinken zu gehen.

Die Armut in Deutschland nimmt zu. Allein in diesem Jahr haben Tafeln 50 Prozent mehr Zulauf erhalten, so der Tafel-Vorsitzende Brühl.

30.12.2022 | 01:43 min
Etwa 9,7 Prozent der Bevölkerung unter 65 Jahren oder 6,1 Millionen Menschen in Deutschland lebten 2022 in einem Haushalt mit sehr niedriger Erwerbsbeteiligung (2021: 9,5 Prozent).
Das heißt, die Haushaltsmitglieder waren insgesamt sehr wenig oder nicht in den Arbeitsmarkt eingebunden.
Statistische Bundesamt

Bulgarien im EU-Vergleich am meisten betroffen

Ein kompletter EU-weiter Vergleich war aufgrund mangelnder Daten zunächst nicht möglich, denn nur etwa die Hälfte der Länder hatte bislang Ergebnisse veröffentlicht. Mit Blick auf die vorliegenden Daten waren 2022 in Finnland die wenigsten Menschen anteilig von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht (16,3 Prozent).
Am höchsten war der Anteil dagegen in Bulgarien mit 32,2 Prozent. Im Jahr 2021 hatte Deutschland mit einem Anteil von 21 Prozent knapp unter dem EU-Durchschnitt von 21,7 Prozent gelegen.

Armut und soziale Ausgrenzung – eine unterschätzte Gefahr. Vor dem Hintergrund steigender Energiepreise und steigernder Inflation ist jede*r Fünfte davon bedroht. Was tut die EU?

18.10.2022 | 05:02 min
Quelle: dpa, aFP

Mehr zu Armut in Deutschland