: Was tun gegen das Massensterben?

von Christine Elsner
14.11.2022 | 18:57 Uhr
Die Lage spitzt sich weiter zu: Bis zu einer Million Tier- und Pflanzenarten könnten in den nächsten Jahrzehnten aussterben. Die CITES-Konferenz soll die Trendwende einläuten.
Lebensraumzerstörung, Übernutzung und Erderhitzung sind maßgeblich für das Artensterben verantwortlich.Quelle: Imago
Schon zu Beginn der 19. Weltartenschutzkonferenz (kurz CITES) in Panama City sind sich die Wissenschaftler einig: Es besteht dringender Handlungsbedarf. Denn das menschengemachte Artensterben hat inzwischen gigantische Ausmaße erreicht.

Washingtoner Artenschutzabkommen CITES

Das Washingtoner Artenschutzabkommen CITES (Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora) ist eines der bedeutendsten internationalen Naturschutzabkommen. Es reguliert seit 1973 den internationalen Handel mit gefährdeten Tier- und Pflanzenarten.

Die CITES-Konferenz findet alle drei Jahre statt. Bei der 19. Weltartenschutzkonferenz vom 14. bis 25. November versuchen in Panama City 184 Vertragsparteien die Plünderung bedrohter Arten zu stoppen.

"Nach Angaben des Weltbiodiversitätsrates sind eine Million Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht. Schätzungen gehen von 150 Arten aus, die pro Tag für immer von der Erde verschwinden", sagt Dr. Christof Schenck, Direktor der Frankfurter Zoologischen Gesellschaft. Und er bringt es auf den Punkt:
Es ist das erste Massensterben, das nicht auf Naturkatastrophen wie gigantischen Vulkanausbrüchen oder kosmischen Ereignissen basiert - sondern auf dem Wirken einer einzigen Art: dem Menschen.
Dr. Christof Schenck

Der Mensch als Treiber der Artenkrise

Neben Lebensraumzerstörung sind Übernutzung und Erderhitzung Ursachen für das Massensterben. Dazu kommt der illegale Handel begehrter Tierprodukte wie etwa Elfenbein, Pelze, Nashorn-Horn oder Haifischflossen. Auch der weltweite Handel mit exotischen Zierfischen für Aquarien sowie Schildkröten, Glasfröschen und Echsen für Terrarien gefährden die Bestände.

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Zudem haben es Trophäenjäger auf Flusspferde, Leoparden und Löwen abgesehen. Bei den Pflanzenarten sind es unter anderem Orchideen, Kakteen- sowie Palmengewächse, die als Ware gehandelt werden. Und nicht zuletzt werden für die begehrten tropischen Hölzer wie Teak, Mahagoni oder Bangkirai ganze Waldareale abgeholzt.          

Unterschiedliche Interessen

Bei der diesjährigen CITES-Konferenz soll der nachhaltige Handel mit 600 Wildarten geregelt werden. Dabei prallen unterschiedliche Ideologien und vielfältige Lobbygruppen aufeinander.
Beispiel: Elefanten. In Asien ist Elfenbein sehr begehrt, wofür in Afrika jährlich rund 20.000 Tiere illegal getötet werden. Jagd und illegaler Handel haben den Bestand der Savannenelefanten um 60 Prozent dezimiert.
So werden bei der CITES-Konferenz fünf afrikanische Länder (u.a. Burkina Faso und Senegal) den Antrag stellen, alle Afrikanischen Elefanten unter strengen Schutz zu stellen. Zudem fordern sie die Festschreibung für ein dauerhaftes, weltweites Handelsverbot.
Simbabwe dagegen beantragt die Freigabe des Handels mit Elfenbein sowie den kommerziellen Handel mit Leder. Die Elefanten würden immer wieder Menschen angreifen und töten. Zudem lagere das weiße Gold in vollen Lagern, so die Position des Landes.
Die Erlöse aus dem Verkauf würden genutzt, um Gemeinden in der Nähe von Wildtierreservaten zu unterstützen. Die Organisation Pro Wildlife befürchtet jedoch, dass ein legaler Handel einen Deckmantel für den illegalen Handel biete.     

Weitere Verhandlungspunkte

Erstmalig steht die Corona-Pandemie auf der Tagesordnung der Konferenz. Die Delegierten verhandeln den künftigen Umgang mit Gesundheitsrisiken durch den Wildtierhandel. Wissenschaftliche Untersuchungen hatten gezeigt, dass das Coronavirus von Wildtieren eines Marktes in Wuhan auf den Menschen übergegangen ist. 
Zudem geht es um den Schutzstatus für sieben potenziell gefährdete Baumgattungen. Der Handel mit ihnen soll strikt reguliert werden, um die Bestände vor dem Aus zu bewahren. Vier dieser Gattungen stammen aus Lateinamerika und drei aus Afrika. Und schließlich stehen auch pflanzliche Klimaschützer auf der Agenda, die dringend einen besseren Schutz benötigen.
Die Abholzung der Wälder dezimiert die Artenvielfalt und damit geht schließlich ein wichtiger Kohlenstoffspeicher verloren. Der Erfolg der 19. CITES-Konferenz in Panama City - er hängt stark vom politischen Willen, von finanziellen Ressourcen und der praktischen Umsetzung in den einzelnen Vertragsstaaten ab.

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