: Artenvielfalt im Boden am größten

08.08.2023 | 10:40 Uhr
Nirgends tummeln sich so viele Bakterien, Viren, Pilze und andere Lebewesen wie im Boden. Das zeigt eine neue Studie eines Schweizer Forscherteams zur Artenvielfalt.

Die Erde im Boden ist unscheinbar und nichts Besonderes. Eine braune und recht schmutzige Masse. Aber sie ist so viel mehr als nur Dreck. Sie hat das Potential, die Welt zu retten.

08.08.2023 | 29:34 min
Die Artenvielfalt blüht in Baumkronen, der Tiefsee und an Korallenriffen - aber nirgends wimmelt es so von Arten wie unter unseren Füßen. Böden seien weltweit das artenreichste Ökosystem, berichtet ein Forscherteam aus der Schweiz in einer Veröffentlichung der US-nationalen Akademie der Wissenschaften ("PNAS").
59 Prozent aller bekannten Arten leben dort, schätzen die Forscher, und nicht nur 25 Prozent wie bislang angenommen.

Urtümliche Arten im Boden

Das Team verweist zum Beispiel auf Springschwänze, eine urtümliche Form der Sechsbeiner, die nicht zu den Insekten zählt. Dazu gehören der bis zu 17 Millimeter lange Holacanthella spinosa, der in Neuseeland vorkommt, oder Dicyrtomina minuta, der nur ein, zwei Millimeter lang wird, kugelig aussieht und eine blassgoldene Farbe hat.

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Springschwänze tragen im Boden zur Humusbildung bei. Viele von ihnen haben eine Sprunggabel am Körper und können sich so bei nahender Gefahr sprunghaft aus dem Staub machen.

90 Prozent aller Pilze leben im Boden

Das Team hat Bakterien, Viren, Pilze und etliche andere Lebewesen angeschaut. Viele davon sind wichtig für den Nährstoffkreislauf oder die Kohlenstoffspeicherung. Andere sind Krankheitserreger oder Partner der Bäume.
Bei den Säugetieren leben nach den Schätzungen nur 3,8 Prozent aller bekannten Arten im Boden. Aber bei Pilzen sind es 90 Prozent, bei Pflanzen und ihren Wurzeln 86 Prozent und bei Weichtieren wie Schnecken rund 20 Prozent.
Schwierig sei die Abschätzung bei Bakterien und Viren, schreiben Hauptautor Mark Anthony von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) in Birmensdorf und seine Kollegen.

Forscher: Noch große Wissenslücken

Sie haben für die Studie nicht selbst gebuddelt, sondern die Fachliteratur durchforstet, wie die WSL berichtet. Beteiligt an der Studie waren auch Forscher der Universität Zürich und der landwirtschaftlichen Versuchsanstalt Agroscope.

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Vielfach gebe es große Wissenslücken, schreiben sie. So reiche die Spanne beim Anteil der Bakterien, die im Boden leben, je nach Region von 25 bis 88 Prozent. Ihre Studie sei nur ein erster Anlauf, weitere Forschung sei nötig.
Die Studie soll ein Beitrag für Entscheidungen über einen besseren Bodenschutz sein. "Die Böden stehen enorm unter Druck, sei es durch landwirtschaftliche Intensivierung, den Klimawandel, invasive Arten und vieles mehr", zitiert die WSL Anthony.
Unsere Studie zeigt, dass die Vielfalt in den Böden groß und entsprechend wichtig ist und sie somit im Naturschutz viel stärker berücksichtigt werden sollte.
Mark Anthony, Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft
Quelle: dpa

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