: Gerd Ottens letzte Anti-Atomkraft-Demo

von Malin Ihlau
15.04.2023 | 15:08 Uhr
Mit dem Ende der Atomkraft in Deutschland endet auch eine Ära im Emsland. Gerd Otten freut sich über das Aus des AKW in Lingen - und demonstriert am Samstag zum letzten Mal.
Er ist ein Urgestein des emsländischen Protests: Gerd Otten kämpfte mehr als drei Jahrzehnte lang gegen die Atomkraft und für die Stilllegung des AKW Emsland in Lingen von dem er zehn Kilometer entfernt wohnt.
Dass die letzten Atomkraftwerke in Deutschland nun abgeschaltet werden, ist für den 75-jährigen eine historische und notwendige Zäsur.
Nach 30 Jahren Kampf gegen Atomkraft ist für Gerd Otten am Wochenende Schluss mit Protest.Quelle: ZDF

Das AKW sollte dem Emsland eine Zukunft geben

Das Emsland galt in der Nachkriegszeit als Armenhaus der Bundesrepublik: Strukturschwach, agrarisch und rückständig. Der Bundestag beschloss 1950 einen Marshall-Plan für die Region: Moor und Heideflächen wurden trockengelegt und Industrie siedelte sich an.
In den 1970er Jahren war das neue Atomkraftwerk in Lingen mit seinem futuristisch anmutenden Design willkommen. Es lieferte Atomstrom für die Bundesrepublik. Die Bevölkerung war begeistert - ein Gefühl, das bis heute bei vielen anhält.
Das AKW Emsland war in den 1970ern ein Zeichen des Aufbruchs der Region.Quelle: dpa

Die Zukunft: Wasserstoff statt Atomenergie in Lingen

Lingens Oberbürgermeister Dieter Krone (parteilos) hat große Pläne. Er will diesen Standort neu aufstellen, setzt voll auf grünen Wasserstoff, die neue Zukunftstechnologie. Er bezeichnet das als "Transformation in das Wasserstoffzeitalter".
Grün soll die Zukunft der Technologie sein. Doch die Lingener haben gut unter dem Kühlturm gelebt. Wie es weitergehen soll, bereitet manchem Sorge.
Am 15. April endet nach rund 60 Jahren in Deutschland die Kernkraftära. Dann beginnt im AKW Emsland in Lingen der jahrelange Rückbau - frei von Radioaktivität wird das Kraftwerk erst 2037 sein.

Atomkraftgegner: Letzte Protestdemo im Emsland

Gerd Otten freut sich über den Rückbau; er meint, dass Staaten, die weiterhin auf Atomkraft setzten, wie z.B. Frankreich, beim nächsten Gau auf den Bauch fallen würden. Deutschland habe vorgesorgt, und das sei gut so.
Ein letztes Mal wird Gerd Otten an diesem Samstag einen Protest organisieren. Dann hört seine Arbeit auf - zeitgleich mit dem AKW.
Mahlin Ihlau ist Reporterin im ZDF-Landesstudio Niedersachsen.

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