Seit einigen Tagen tauchen in ganz London täglich neue Kunstwerke des anonymen Street-Art-Künstlers Banksy auf. Jeden Tag postet er diese mittags auf seiner Instagram-Seite, welche binnen kurzer Zeit Tausende Aufrufe erhalten. Kunstkritikerin Laura Freeman erklärt, warum sich die Werke von seiner normalen Arbeit unterscheiden und was sie bedeuten könnten.

Berühmt wurde Banksy insbesondere mit seinen politischen und sozialkritischen Werken. Seine derzeitige Serie ist daher eher untypisch, meint Laura Freeman. Die Kunstkritikerin der britischen Zeitung "The Times" beschäftigt sich seit längerem mit dessen Werken. Freeman meint:

Die exotischen Tiere zeigen bislang keine eindeutige politische oder kritische Botschaft auf. Banksy selbst lies diese bisher unkommentiert. Die Expertin schließt nicht aus, dass es sich um einen Appell für einen besseren Umgang mit Natur und Umwelt handeln könnte, da der anonyme Künstler in der jüngeren Vergangenheit öfter solche Motive benutzte.

Auch ein Werk mit einem abgeholzten Baum, welches Banksy Anfang des Jahres sprühte, gab erste Hinweise auf die Umweltthematik. Das am Dienstag erschienene Bild eines Gorillas, welcher Tiere aus dem Londoner Zoo befreit, passt in dieses Schema.

Auch die Unruhen in Großbritannien rund um die Messerattacke in Southport und die Aufmärsche von rechtsradikalen Bewegungen könnten laut Freeman eine Erklärung sein: "Vielleicht versucht er einfach positiv, kreativ und freundlich zu sein, um von der Zerstörung und Unruhe abzulenken, die wir gerade sehen", erläutert die Kunstkritikerin. Besonders für Familien mit Kinder sei dies in den eher ruhigen Sommermonaten eine willkommene Abwechslung.

Dass Banksy Tiere als Motiv benutzt, ist nicht ungewöhnlich, die Auswahl dieser hingegen schon. Während der Brite in der Vergangenheit eher unbeliebtere Arten wie Ratten oder Möwen verwendete, zeigt er nun plötzlich exotische Tiere wie Elefanten, Pelikane oder Affen. Auch die Inszenierung und Darstellung unterscheidet sich bei seiner aktuellen Serie laut Freeman fundamental von den vorherigen.

So sind die älteren Tierwerke eher aggressiv dargestellt, während die jetzigen eher friedlich und positiv wirken. Jedoch schließt die Expertin auch nicht aus, dass sich seine Motivation über die Jahre schlicht verändert haben könnte: "Es gibt definitiv mehr freundliche und spaßige Elemente", so Freeman. Gerade das Nashorn, welches ein silbernes Auto mit einem Verkehrskegel besteigt, sei ein gutes Beispiel für die humorvolle Darstellung.

Fans des britischen Künstlers blicken nun gespannt auf seinen Instagram Kanal, in der Hoffnung, dass die Befreiungsaktion des Gorillas aus dem Zoo nicht das Ende der spannenden Serie gewesen ist.