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: "Ja, ich will!" kommt immer später

von Michaela Waldow
21.02.2024 | 13:26 Uhr
Ältere Menschen, längere Ehen, weniger Trauungen, aber auch weniger Scheidungen: So steht es derzeit um die Ehe in Deutschland.
Die Ehe hat für viele Menschen nach wie vor einen hohen Stellenwert.Quelle: Imago
Die Ehe als Institution in Deutschland verändert sich. Wenn auch nur langsam, aber stetig: weg von einer männerbestimmten Struktur zu einer gleichberechtigten Partnerschaft.
Zumindest formell sind die Zeiten vom Leitbild "Mann als Ernährer" und "Frau am Herd" seit 1977 mit der Reform der Ehe und Familie vorbei. Bis dieses Rollenbild jedoch auch aus den Köpfen und Lebenswirklichkeiten der Menschen herausgewachsen ist, dauert es.

Lebensmodell Ehe noch immer hoch im Kurs

Dabei ist die traditionelle Ehe nicht mehr die ausschließliche Beziehungsform: weitere Lebensmodelle wie eingetragene Partnerschaften sind hinzugekommen. Trotz dieser Veränderungen und den zurückgehenden standesamtlichen Trauungen seit Ende der 70er-Jahre hat die Ehe in Deutschland auch weiterhin einen hohen Stellenwert.
Denn laut Statistischem Bundesamt waren 2022 rund 34,6 Millionen Menschen in Deutschland verheiratet oder lebten in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft. Das ist immer noch ein Anteil von gut 49 Prozent der 70,1 Millionen volljährigen Menschen im Land.
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Kirchliche Hochzeiten im Abwärtstrend

Aber: Die Zahl der kirchlichen Trauungen geht zurück. Hier spiegeln sich die hohen Austrittszahlen und die Abkehr von der Kirche wider. Zum Einen aufgrund der Skandale in der Kirche, zum Anderen, weil immer mehr Menschen sich nicht mehr mit den Glaubenssätzen und Werten identifizieren.
Den absoluten Tiefpunkt erreichten die kirchlichen Trauungen während der Corona-Pandemie - Feiern war nicht erlaubt und nur wenige Hochzeiten wurden nachgeholt - zumindest ist in den Statistiken ein Nachholeffekt nicht erkennbar.
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Zudem wählen viele Paare statt einer kirchlichen Trauung alternative Zeremonien oder entscheiden sich für eine rein standesamtliche Trauung.

Braut und Bräutigam zunehmend älter

Ein weiterer Trend: Es wird immer später geheiratet. Anfang der 90er-Jahre heirateten Männer im Durchschnitt mit 29, Frauen mit 26 Jahren. 2022 waren beide im Durchschnitt sechs Jahre älter.
Das könnte in Teilen darauf zurückzuführen sein, dass Ausbildungen mehr Zeit brauchen, man sich erstmal eine finanzielle Sicherheit aufbauen möchte oder berufliche oder private Ziele Vorrang haben.
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Ehen halten länger

Die Dauer einer Ehe wird im Durchschnitt immer länger. Eheprobleme werden eher akzeptiert und angegangen. Man arbeitet an der Beziehung, anstatt sich sofort für eine Trennung zu entscheiden, Paartherapien und Paarberatungen sind kein Tabu mehr.
Bis man den Entschluss trifft, sich scheiden zu lassen, sind es 2022 15,1 Jahre. 2002 war die durchschnittliche Dauer bis zur Scheidung nach 12,9 Jahren erreicht.
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Da Menschen im Durchschnitt später im Leben heiraten und mehr Zeit in der Ehe verbringen, sind sie bei einer Scheidung älter als vor 20 Jahren. Frauen sind 44,7 Jahre und Männer 47,8 Jahre alt, rund sechs Jahre älter als noch 20 Jahre zuvor.
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Zahl der Scheidungen sinkt

Die Scheidungsraten in Deutschland sind in den letzten Jahrzehnten gesunken. Ein Grund: Mehr Paare leben ohne Trauschein zusammen, deren Trennungen tauchen demzufolge in der Statistik nicht auf.
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Außerdem ist die Geburt von Kindern für viele kein Anlass mehr zum Heiraten. Mit ein Grund: In den vergangenen Jahrzehnten sind Frauen zunehmend beruftätig - wenn auch häufig in Teilzeit. Damit sind sie finanziell unabhängiger. Die Ehe bleibt aber nach wie vor die häufigste Form, in der Paare zusammenleben.
Der beliebteste Heirats-Monat ist übrigens nicht der Wonnemonat Mai, sondern Mitten im Sommer: Juli und August sind die Favoriten. Am unbeliebtesten sind Januar und Februar.
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