: Warum junge Erwachsene zur Paartherapie gehen

von Hagen Mikulas und Daniela Sonntag
04.02.2024 | 17:08 Uhr
Was tun, wenn es nicht läuft in der Beziehung zu Partnern, Freunden oder Familie? Für viele junge Erwachsene heißt die Antwort: ab auf die Couch zur Therapie.

Eltern, Freundschaft, Partnerschaft: Beziehungen, in denen es auch krachen oder kriseln kann. Wann lohnt es sich zu kämpfen? Sechs Menschen auf der Suche nach einer Antwort.

04.02.2024 | 28:21 min
"Ich kenne gefühlt niemanden, der noch nicht in Therapie war oder ist", sagt die 26-jährige Sonderpädagogin Mira in der aktuellen "Soll ich… ?"-Folge zur Frage: "Soll ich meine Beziehung retten?".
Tatsächlich ist Paartherapie unter jungen Erwachsenen ein Trend: 47 Prozent würden so versuchen, ihre Beziehung zu kitten, zeigt eine repräsentative Umfrage des ZDF unter 1.000 Frauen und Männern zwischen 25 und 34 Jahren.
Und jeweils mehr als ein Viertel der Befragten würden in eine andere Stadt umziehen oder auf Angewohnheiten verzichten. Junge Erwachsene sind also bereit, an ihren Beziehungen zu arbeiten. Zugleich haben fast drei Viertel (74 Prozent) der Befragten schon mindestens einmal Schluss gemacht.

"Red Flags" in der Beziehung

Denn nicht immer klappt's. Wann man aufpassen muss, erklären die Paar-Coaches Tanja und Christian Roos aus Berlin (Podcast: "Das Neue Wir"), selbst vierfache Eltern: "Wenn einer die ganze Beziehungsarbeit macht und auch bei Problemen, Streitereien immer derjenige ist, der Schuld ist. Wenn man Gefühle, insbesondere negative, ignoriert", sagt Christian Roos, dann seien das zwei wichtige sogenannte "Red Flags": Anzeichen, dass irgendwas nicht stimmt.
Tanja Roos warnt auch vor der sogenannten Co-Abhängigkeit, "also wenn einer oder beide sagen, ohne dich kann ich gar nicht mehr überleben und sich seiner eigenen Freiheit und Unabhängigkeit gar nicht mehr bewusst ist."

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No-Gos in Paarbeziehung, Familie und Freundschaft

Auch in der Umfrage geben die Befragten an, welches Verhalten eine Beziehung ihrer Ansicht nach gefährdet. Dabei geht es neben Liebesbeziehungen auch um das Verhältnis zur Familie und zu Freunden. Für mehr als die Hälfte (53 Prozent) der jungen Erwachsenen ist in einer Paarbeziehung "Fremdgehen" das größte No-Go, gefolgt von Gewalttätigkeit (47 Prozent) und Vertrauensbruch (30 Prozent).
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Auch in der Familienbeziehung ist für 58 Prozent der Befragten Gewalt ein Tabu. Unter den Frauen geben 64 Prozent Gewalt als unverzeihlich an, unter den Männern sind es knapp 52 Prozent. Und 38 Prozent der Befragten halten es für nicht hinnehmbar, wenn "meine Familie meine Lebensentscheidungen nicht akzeptiert".
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Ähnliche rote Linien gibt es für Freundschaften. Fast ein Drittel der Befragten betrachtet "Anlügen/Betrügen" und "mir absichtlich Schaden zufügen" als die beiden schwerwiegendsten Vergehen.

Worüber Paare streiten

Es sind die Klassiker: Unordnung (26 Prozent), Eifersucht (25 Prozent) und die Hausarbeit (24 Prozent) sorgen für den meisten Zoff in Beziehungen.
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Aber dennoch: Sich gleich trennen wollen die meisten nicht. Für viele lohnt es sich, um die Beziehung zu kämpfen. "Aus Liebe" würden die befragten jungen Erwachsenen am ehesten an einer Partnerschaft festhalten.
Allerdings zeigen sich hier Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Denn während 67% der Frauen aus Liebe die Beziehung fortführen würden, trifft das nur für knapp die Hälfte der Männer zu.
Bleiben oder gehen, retten oder trennen: Was junge Erwachsene außerdem von Beziehungen zu Familie, Freunden und Partnern erwarten - all das zeigt die neue "Soll ich… ?"-Ausgabe. Sechs junge Menschen stellen sich die Frage "Soll ich... meine Beziehung retten?".

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