: Ermittlungen zu toten Migranten im Mittelmeer

10.08.2023 | 21:40 Uhr
41 Menschen sollen auf einem Flüchtlingsboot im Mittelmeer ertrunken sein. Nur vier überlebten. Nun ermittelt die italienische Staatsanwaltschaft.
Wohl nur vier der Geflüchteten überlebten die Reise über das Mittelmeer in diesem Boot.Quelle: picture alliance / ROPI
Die italienische Staatsanwaltschaft hat am Donnerstag Ermittlungen zum Kentern eines Migrantenbootes aufgenommen, bei dem nach Angaben von Überlebenden vermutlich 41 Menschen ums Leben gekommen sind.
Die Geschichte der vier Geretteten, die am Mittwoch nach Lampedusa gebracht worden waren, sei unglaublich, doch er sehe derzeit keinen Grund, an ihren Aussagen zu zweifeln, sagte Staatsanwalt Salvatore Vella laut einem Bericht der Zeitung "Corriere della Sera".
Die vier jungen Flüchtlinge hatten Ärzten und der Polizei berichtet, das Boot sei am 3. August von der tunesischen Hafenstadt Sfax aus in See gestochen und einen Tag später von bis zu vier Meter hohen Wellen überflutet worden. Drei Kinder seien an Bord gewesen. Die Überlebenden berichteten, dass es nur 15 Schwimmwesten gab.

Derzeit flüchten viele Menschen über die gefährliche Mittelmeerroute nach Europa. Laut Hilfsorganisationen sind unter den Geflüchteten immer mehr Kinder unter 10 Jahren.

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Sie und einige andere hätten sich stundenlang an Rettungsringen über Wasser gehalten, bis sie ein leeres Boot entdeckt hätten.

Geflüchtete retten sich auf Boot und finden Wasser und Kekse

Nur sie vier hätten geschafft, hineinzuklettern und festgestellt, dass das offene Eisenboot keinen Motor hatte. Laut einem Bericht des italienischen Fernsehens fanden sie an Bord vier Flaschen Wasser und eine halbe Packung Kekse, mit denen sie vier Tage überlebten, bis sie schließlich ein maltesischer Frachter rettete.
Weder der Frachter noch die Patrouillenboote der Küstenwache haben laut der italienischen Nachrichtenagentur Ansa Leichen im Wasser gefunden. Dies könne daran liegen, dass die Überlebenden vom Unglücksort weit entfernt gerettet wurden.

EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen berät mit dem tunesischen Präsident Saied über ein Migrationsabkommen. Tunesien soll Migranten an der Fahrt über das Mittelmeer hindern.

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Staatsanwalt Vella nannte die Aussagen sehr glaubhaft. Bisweilen versuchten von Schmugglern engagierte Besatzungsmitglieder, sich nach einem Unglück als Migranten auszugeben. In diesem Fall könne das aber ausgeschlossen werden.

Boote für Migranten oft "von sehr schlechter Qualität"

Nicht bekannt ist, was aus den Menschen wurde, die vorher auf dem leeren Boot waren. Nach Angaben Vellas schwimmen solche Boote oft verlassen weiter, falls ein Rettungsschiff die Insassen aufnimmt.

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Ähnliche, kaum seetüchtige Gefährte werden in Tunesien oft hastig zusammengeschweißt, um Migranten nach Italien zu bringen. Es kommt immer wieder vor, dass Schleuser Boote aufs Meer schleppen oder Schlepper auf offener See Flüchtlinge in andere Boote umsteigen lassen.
Vella sagte, die Schweißnähte solcher Boote seien nicht durchgängig, sodass Wasser eindringe. "Wir wissen, dass Schmuggler solche Boote von sehr schlechter Qualität mit 50 bis 70 Migranten losschicken."
Das sind Verbrecher.
Staatsanwalt Salvatore Vella

Seit Beginn des Jahres ist die Zahl der Bootsmigranten auf Lampedusa wieder in die Höhe geschnellt. Die kleine Insel im Mittelmeer ist dem Ansturm kaum gewachsen.

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Papst bestürzt über Vorfall

Papst Franziskus, der seit seinem Amtsantritt immer wieder den Tod von Migranten im Mittelmeer verurteilt hat, äußerte sich bestürzt.
Papst-Franziskus entsetzt über Tote
"Lasst uns angesichts dieser Tragöden nicht gleichgültig bleiben", schrieb er auf der Plattform X, ehemals Twitter. "Und lasst uns für die Opfer und ihre Familien beten."
Quelle: AP, dpa

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