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: Immer mehr Geschlechtskrankheiten

09.07.2024 | 12:23 Uhr
Infektionen, die beim Sex übertragen werden, nehmen zu - in allen Altersgruppen. Experten wünschen sich bessere Aufklärung und fordern, das Thema aus der Tabuzone zu holen.
Sexuell übertragbare Infektionen nehmen altersübergreifend zu. Experten fordern bessere Aufklärung. (Archivfoto)Quelle: PantherMedia
Christine M. hat sich mit 71 noch einmal verliebt. Sehr unerwartet nach einem musikalischen Freizeitworkshop und doch "mit allem Drum und Dran". Dabei hat die Mutter von zwei erwachsenen Kindern nach der finalen Trennung von ihrem Mann vor 15 Jahren einen solchen zweiten Frühling mit einer Partnerin nicht erwartet.
Sexuell aktiv? Das ist sie auch, sagt die Mutter und Großmutter, die gerne anonym bleiben möchte. "Mit meiner neuen Partnerin, nicht mit wechselnden Partnern und ungeschützt". Sexuell übertragbare Infektionen? Das spielt für sie in ihrer neuen Liebe keine Rolle.

Was genau sind sexuell übertragbare Infektionen (STI) und warum spricht kaum jemand darüber? Weil immer mehr Menschen sich mit diesen Geschlechtskrankheiten infizieren, ist eine bessere Aufklärung dringend angesagt.

04.09.2023 | 05:35 min

Wer kennt Tripper und Co.?

So sexualisiert die Gesellschaft in den Medien oder dem Netz scheint, im Inneren - in Beziehungen, Freundschaften, Familien - wird über das Thema laut Experten geschwiegen. Und über Geschlechtskrankheiten, die durch oder mit dem Sex kommen, erst recht.
Aus einer repräsentativen Befragung von rund 5.000 Menschen in Deutschland in den Jahren 2018 und 2019, der sogenannten GeSiD-Studie, geht hervor, dass das Wissen zu sexuell übertragbaren Infektionen - abgesehen von HIV/Aids - insgesamt nicht gut ist.

Vor allem schwule Männer nutzen die sogenannte "PrEP", um sich vor einer HIV-Infektion zu schützen. Doch das Medikament ist seit Wochen knapp. Kommt die alte Angst vor HIV zurück?

06.02.2024 | 05:20 min
16 sexuell übertragbare Infektionen listet die ärztliche Fachgesellschaft auf ihrer Seite. Darunter so sprechende Namen wie Affenpocken und Filzläuse aber auch bekanntere wie HIV, Hepatitis, Tripper oder Syphilis.

Chlamydien

Chlamydien-Infektionen gehören zu den häufigsten Geschlechtskrankheiten weltweit. Die Infektion mit dem bakteriellen Erreger führen vor allem zu Entzündungen der Harnröhre, des Genitaltrakts und des Enddarms. Sie verläuft meistens unbemerkt oder nur mit leichten Symptomen. Sie kann bei Männern und Frauen zu Unfruchtbarkeit führen.

Gonorrhö

Die Gonorrhö, umgangssprachlich als Tripper bezeichnet, wird durch Gonokokken, einem bakteriellen Erreger, verursacht. Sie ist laut Schätzung der WHO mit weltweit rund 87 Millionen Erkrankungsfällen pro Jahr die dritthäufigste sexuell übertragbare Infektion, die häufig symptomlos, dennoch ansteckend verläuft. Unbehandelt kann sich die Infektion ausweiten und zu Unfruchtbarkeit führen.

Hepatitis B

Hepatitis B ist eine durch Viren ausgelöste Leberentzündung, die meistens bei ungeschütztem Sex übertragen wird. Etwa fünf bis zehn Prozent der Infizierten entwickeln ohne Behandlung eine chronische Leberentzündung und das Risiko der Entstehung von Leberkrebs steigt.

Syphilis

Syphilis wird durch bakterielle Erreger verursacht, am häufigsten durch sexuelle Kontakte übertragen und gehört zu den weit verbreiteten Infektionskrankheiten. Eine unbehandelte Syphilis entwickelt bei circa einem Drittel der Infizierten im Spätstadium Nerven- und Organschäden sowie anderen Komplikationen.

Steigende Fallzahlen

In Deutschland wird die Syphilis als einzige der genannten Infektionen regelmäßig umfassend erfasst. 2022 gab es hier einen Höchststand. Insgesamt wurden dem Robert-Koch-Institut 8.305 Fälle gemeldet. Für 2023 ist aus dem Datensatz bereits ein weiterer Anstieg auf knapp 8.500 zu erwarten; die Mehrzahl bei den 30- bis 39-Jährigen, aber auch in den älteren Altersgruppen steigt die Rate.
ZDFheute Infografik
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Ähnlich sieht es in den USA aus. Dort wurden 2022 rund 2,5 Millionen Fälle von Syphilis, Gonorrhö und Chlamydien gemeldet. Gerade bei der Syphilis steigen die Zahlen seit Jahren: Von 2018 bis 2022 gab es nahezu eine Verdopplung der Fälle.
Für den Präsidenten der Gesellschaft für Sexuell übertragbare Infektionen (STI), Norbert Brockmeyer, besteht an zahlreichen Stellen Handlungsbedarf.
Wir haben ein Problem mit sexuell übertragbaren Infektionen und es wird stetig größer.
Norbert Brockmeyer, Präsident der STI
Zwar gebe es die Mehrzahl der zunehmenden Fälle von Syphilis weiter bei jüngeren Männern, die Sex mit Männern hätten, aber der Anstieg bei Älteren sei nicht zu leugnen. "Viele denken gar nicht mehr daran, dass Sexualität auch im Alter gelebt wird", sagt Brockmeyer und fügt hinzu: "Mein ältester Patient mit einer Syphilis-Infektion war 85 Jahre alt."

Mehr Infos ...

... und Beratungsmöglichkeiten zu Syphilis bieten auch die Deutsche Aidshilfe, die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung oder die Deutsche STI-Gesellschaft an.

Angstfreie ältere Generation

Die ältere Generation sei jedoch angstfreier und sexuell aktiver als früher. Im Allgemeinen spielten die Möglichkeiten, sich im Netz kennenzulernen, eine große Rolle, aber auch Swinger-Clubs oder verfügbare Potenzmittel.

Was wissen wir wirklich über Sexualität, Lust und sexuelle Orientierung? Was offenbart die Wissenschaft über unser wandelbares Sexleben?

29.06.2023 | 43:30 min
In Anbetracht der alternden Bevölkerung haben Datingportale längst die Kundengruppe in der zweiten Lebenshälfte erkannt. Jeder dritte Internetnutzer zwischen 50 und 64 Jahren gab laut einer Statista-Erhebung im vergangenen Jahr an, Dating-Portale zu nutzen. Bei den Befragten ab 65 Jahren war es jeder Vierte.

Mehr Aufklärung nötig

"Wir müssen vom Kindesalter an mehr und besser über Sexualität aufklären", fordert Brockmeyer. Denn bereits bei Kindern zeige sich, dass eine frühe und gute Aufklärung zu mehr Vorsicht und einem bewussteren Umgang mit Sexualität führe - analog und digital.
Wir müssen das Tabu 'Sexualität' beenden.
Norbert Brockmeyer, Präsident der STI
Hier seien insbesondere Ärzte und werdende Ärzte gefragt. "Die Leute nehmen es unglaublich dankbar an, wenn sie mit jemandem über Sexualität sprechen können und dürfen", so Brockmeyer. "Es ist etwas ganz Normales", betont der Mediziner, der jahrelang der Deutschen Aids-Gesellschaft vorstand und für seinen Einsatz das Bundesverdienstkreuz erhielt.

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16.08.2021 | 01:55 min

Ein Tabuthema - vor allem in Pflegeeinrichtungen

Die Caritas weiß um das Thema Sexualität unter älteren Menschen, die auch in Pflegeeinrichtungen leben. "Dass pflegebedürftige oder alte Menschen keine sexuellen Bedürfnisse mehr haben, stimmt nicht", sagt die Sprecherin des Verbands katholischer Altenhilfe in Deutschland, Anne Langer.
Im Curriculum der Pflegeausbildung spielt Sexualität kaum eine Rolle. Deshalb ist es umso wichtiger, dass das Thema im Pflegealltag vor allem schon mit Auszubildenden und in den Pflegeteams thematisiert wird.
Anne Langer, Sprecherin Verband katholischer Altenhilfe Deutschland
Quelle: KNA

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