: Rund 50.000 Beratungen in zehn Jahren

02.05.2024 | 13:02 Uhr
Das Hilfe-Telefon Sexueller Missbrauch besteht seit zehn Jahren. Seitdem habe es rund 50.000 Beratungen gegeben, sagte die Missbrauchsbeauftragte Kerstin Claus im ZDF.

Die Missbrauchsbeauftragte Kerstin Claus zu zehn Jahren Hilfe-Telefon - das ganze Interview.

02.05.2024 | 05:15 min
Immer mehr Betroffene wenden sich an das Hilfe-Telefon bei sexuellem Missbrauch. Im ZDF-Morgenmagazin erklärte die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Kerstin Claus, es gebe monatlich rund 500 Telefongespräche sowie 250 Online-Beratungen. "Die Tendenz ist steigend." Insgesamt gab es in den vergangenen zehn Jahren - seit Bestehen des Hilfe-Telefons - rund 50.000 Beratungen.
Das niedrigschwellige Angebot sei damit zu einem unverzichtbaren Hilfeangebot für Betroffene, Angehörige und Fachkräften geworden, sagt Claus.

Das Hilfe-Telefon Sexueller Missbrauch

Das Hilfe-Telefon ist unter 0800 22 55 530 montags, mittwochs und freitags von 9 bis 14 Uhr und dienstags und donnerstags von 15 bis 20 Uhr erreichbar. Es berät anonym, kostenfrei, mehrsprachig und in Gebärdensprache. Es kann auch eine Nachricht geschrieben werden.
Das Hilfe-Telefon wird durch die Missbrauchsbeauftragte gefördert. Der Verein N.I.N.A., eine nationale Informations- und Beratungsstelle bei sexualisierter Gewalt in Kindheit und Jugend, hat die Trägerschaft übernommen.

Berater und Beraterinnen "psychologisch" ausgebildet

Das Beratungsangebot sei zunächst vor allem von Betroffenen genutzt worden, erklärte Claus. Mittlerweile wendeten sich aber immer mehr Menschen an das Telefon, die in ihrem Umfeld von möglichem Kindesmissbrauch erführen und unsicher seien, wie sie helfen könnten. In solchen Fällen solle man nicht allein handeln oder sofort die Polizei einschalten.

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Die Beraterinnen und Berater des Hilfe-Telefons seien psychologisch und pädagogisch ausgebildet. Sie verfügten über langjährige Erfahrung in der Beratung und Begleitung von Menschen, die sexuelle Gewalt erfahren hätten, damit konfrontiert würden oder sich um ein Kind oder Jugendliche sorgten.

Deutlich mehr Anrufe seit 2019/2020

Nach eigenen Angaben geben die Berater und Beraterinnen des Hilfe-Telefons eine erste fachliche Einschätzung sowie konkrete Hinweise zum möglichen weiteren Vorgehen. Sie informierten darüber, wie die nächsten Schritte aussehen und welche Ansprechstellen vor Ort aufgesucht werden könnten.

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Seit 2016 werden die Gespräche bei Zustimmung der Anrufenden im Rahmen eines Begleitforschungsprojekts des Universitätsklinikums Ulm auch anonym wissenschaftlich dokumentiert und ausgewertet. Zentrale Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitforschung der vergangenen Jahre zeigten, dass die Anrufe zu Verdachtsfällen in den Jahren 2019/2020 deutlich zugenommen hätten und seitdem auf einem konstanten Niveau blieben.

Mehr Fachkräfte suchen Rat bei Hilfe-Telefon

Bei den Personen aus dem sozialen Umfeld sei vor allem ein Anstieg der Anfragen bei den Fachkräften auf 16,4 Prozent zu verzeichnen. In den ersten Jahren der Datenerhebung sei die Familie in über 60 Prozent der berichteten Missbrauchsfälle als Tatkontext benannt worden, 2023 habe der Anteil noch bei 43,5 Prozent gelegen.
Gleichzeitig seien das soziale Umfeld (22,4 Prozent), der Kindergarten (7 Prozent) und die Schule (10.7 Prozent) vermehrt als Kontext für einen Missbrauch benannt worden.
Quelle: ZDF, KNA

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