: Hitze-Schutz: So kühlt man klimafreundlich

von Katharina Schuster
27.05.2023 | 18:39 Uhr
Die Tage und Nächte werden wärmer. Damit steigt der Bedarf an Klimaanlagen, auch in Deutschland. Deren Problem: zu hoher Stromverbrauch. Wie man in Zukunft klimafreundlicher kühlt.
Wie kühlen wir unsere Städte in Zukunft? Quelle: imago
In Häusern und Wohnungen mit Klimaanlage kühlen? Das war in Deutschland lange kein Thema. Doch zwei Entwicklungen ändern das aktuell: Die Temperaturen steigen durch die Klimakrise gerade im Sommer stark. Und die Bevölkerung in Deutschland wird immer älter. Alte Menschen sind durch hohe Temperaturen besonders gefährdet.
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Eine Lösung gegen die Hitze könnten Klimaanlagen sein. Doch die sind oft klimaschädlich, weil herkömmliche Kühlmittel starke Treibhausgase erzeugen - ein Teufelskreis. Welche klimafreundlichen Kühlsysteme sich etablieren ließen, beschreibt das Büro für Technikfolgenabschätzung in ihrer neuen Studie.

Wieviel Stromverbrauch durch Kühlsysteme?

Quelle: Imago
2017 machten Kühlsysteme 14 Prozent des Stromverbrauchs in Deutschland aus. Ein Viertel davon entfiel auf Klimaanalagen und ein Fünftel auf Haushaltsgeräte wie Kühlschränke.

Wissenschaftler*innen des Büros für Technikfolgenabschätzung (Tab) am Deutschen Bundestag gehen davon aus, dass sich die Emissionen aus Kühlung bis 2030 verdoppeln und bis 2100 verdreifachen werden, wenn weiterhin auf konventionelle Weise gekühlt wird.

1. Lösung - Stadtplanung neu denken

Kühle Dächer, Gehwege und Wände: Begrünte Dächer können die Dachgeschosse um 0,3 bis 3 °C reduzieren. Begrünte Fassaden wiederum kühlen alle Stockwerke. Beim Bau von Dächern, Hauswänden und Gehwegen sollten helle Farben verwendet werden, um Wärmestrahlung zu reflektieren.
Bäume, Parks und Grünflächen: Bäume entlang von Straßen können einen Kühleffekt zwischen 0,4 und 3 °C entwickeln. Am stärksten ist der Effekt im Umkreis von 30 Metern um den jeweiligen Baum.
Kühlen mit Wind und Wasser: Bei Neubauten sollte darauf geachtet werden, natürliche Windströme zu erhalten. Wasserflächen tragen ebenfalls dazu bei, Städte zu kühlen. Regenwasserverdunstung kann im gesamtstädtischen Bereich die Temperatur um 0,9 °C senken.
Öffentliche Kühlzentren: Diese können in öffentlichen klimatisierten Gebäuden wie Bibliotheken oder Einkaufszentren eingerichtet werden. Dort sollen sich vulnerable Bevölkerungsgruppen wie ältere Menschen oder Obdachlose zu allen Tageszeiten vor Hitze schützen können. Während beispielsweise US-amerikanische Städte bereits seit mehreren Jahren solche Kühlzentren einrichten, fehlen solche Einrichtungen bislang in deutschen Städten.

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2. Lösung - technologische Innovation

Wärmepumpen: Mit Wärmepumpen kann auch gekühlt werden. Die warme Luft wird aus den Räumen an die Umgebung abgegeben. Die überschüssige Raumwärme kann zusätzlich mit Hilfe eines Oberflächenheizsystems, wie z.B. einer Fußbodenheizung, über den dort vorhandenen Wasserkreislauf abgeführt werden. Das spart Energie und senkt die Raumtemperatur um 8 bis 12 °C.
Kältemittel: Viele herkömmliche Kältemittel wie fluorierte Gase (F-Gase) sind klimaschädlich. Deren Treibhausgaspotenzial ist laut Studie 100- bis 24.000-mal größer als das von CO₂. Und sie können aus den Kühlsystemen entweichen. Lösung: In Geräten sollten natürliche Kältemittel wie Propan und Isobutan verwendet werden, die weniger schädlich sind.

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3. Lösung - sozial-kulturelle Innovation

Gesellschaftliche Veränderung: Um die Mittagshitze zu meiden, halten südliche Länder wie Spanien Siesta (traditioneller Mittagsschlaf). In nordeuropäischen Ländern wäre die Einführung eine soziale Innovation. Problem: Es wäre ein langwieriger Prozess, der über mehrere Generationen verläuft.
Geschäftsmodelle: Klimaschonende Klimaanlagen sind teuer. Das führt bei preissensiblen Käufer*innen dazu, tendenziell billigere und klimaschädlichere Geräte anzuschaffen. Eine Lösung könnte 'Kühlung als Dienstleistung' sein: Kund*innen zahlen nicht für den Besitz einer Kühlanlage, sondern eine Nutzungsgebühr. Der Hersteller übernimmt alles andere: Wartung, Instandhaltung und die Stromkosten. Die Folge: Dienstleister verwenden aus eigenem Interesse stromsparende, wartungsarme und effizientere Klimaanlagen.

Klimaexperte fordert finanzielle Anreize

Jens Hasse, Leiter des Teams Klimaanpassung und Stadtökologie am Deutschen Institut für Urbanistik, schließt sich dem Tab-Studienautorenteam an. Er fordert von der Politik finanzielle Anreizsysteme wie Förderungen oder grüne Kredite.
Dadurch könnten "höhere Kosten voraussichtlich weitgehend vermieden werden", stellt Hasse fest und wird dann grundsätzlich:
Wie im gesamten Bereich der Klimavorsorge wird es auch bei der nachhaltigen Kühlung darauf ankommen, ob die erforderlichen Veränderungen frühzeitig und im ausreichenden Maße umgesetzt werden.
Jens Hasse, Experte für Klimaanpassung und Stadtökologie

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